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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Buddhas Lehre in Ost und West mit ihm.

    Schön, wild und stattlich …

    Als wir abends endlich im Wirtshaus des Klosters saßen, kam der Rest der Gruppe an. Sie hatten einen noch härteren Eilmarsch hinter sich als wir, und vor allem Tomek hatte Unbeschreibliches geleistet: Er hatte erst die Behörden des Flughafens bearbeitet, die Starterlaubnis zu geben, und dann den Piloten, damit er flog. Nach der Landung hatten sie die Pferde und Träger gefunden, die wir für sie bestellt hatten, und einen Schnellweg genommen. Tomek war dabei mehrmals den Berg hinauf- und hinuntergelaufen, um allen behilflich zu sein. So ist er einfach. Jetzt brauchten sie ein paar starke Männer. Einige Frauen waren noch unterwegs, und eine davon hatte schlimmen Durchfall.

    Erfahrungsaustausch

    Die neu Angekommenen hatten die besten Schlafplätze verdient. Da Hannah und ich noch dazu die Kraftkreise der Stelle in unseren Träumen erfassen wollten, suchten wir uns ein Strohdach einige Minuten davon entfernt. Pilger schliefen dort, wenn sie in größeren Gruppen kamen. Hier wurde es aber weder privat, noch gab es viel Möglichkeit für das Beobachten der Träume. Schon im Morgengrauen weckten uns einige Kinder, die süß, aber beharrlich fragten: “Warum schlaft ihr, es ist doch hell?” Wir erklärten ihnen, dass weiße Menschen auch nachts arbeiten und deswegen morgens schlafen mussten, aber sie waren unerbittlich. Es war wie im Zoo. So wie in Tibet blieben sie einfach stehen und schauten uns beim Umkleiden, Wasserlassen und allem anderen zu. Währenddessen nahmen sie zu allen Vorgängen sachlich und ein bisschen altklug Stellung.

    Tags darauf kam der frische Verwirklicher-Lama als Führer mit, er kannte die heilige Stelle ausgezeichnet. Der Pfad verlief über einen offenen Bergrücken, wo sich Licht und Wolken ständig abwechseln. An einem störenden Polizeiposten schrieben wir uns wieder einmal als Donald Duck, Josef Stalin, Popeye und andere Berühmtheiten ein. Ein wohl ausgebildeter Offizier zu Pferd war etwas klebrig. Zur Freude seiner Kollegen forderte er uns heraus. Er sagte, dass wir aus der reichen Welt die Pflicht hätten, den Armen mehr Geld zu schicken. Ihre Gesichter wurden merklich länger, als ich ihnen riet, erst ihre Bevölkerung zu begrenzen. Solange sie so viele Kinder bekämen, würde Geld heute nur mehr Hunger für später bedeuten. Offensichtlich hatten sie bisher die wirklichen Zusammenhänge nicht erkannt.
    Nach dem Posten wurden der hohe Pass zum Manang-Gebiet und die “Brennenden Wasser” sichtbar. Sie liegen in einem tiefgrünen Pappelhain rechts vom Weg. Einige von uns, von den Bergen berauscht, waren schon ein paar Abende vorher hingegangen, aber jetzt hatten wir einen Fachmann, durch den die Stelle Leben bekam. Der Lama zeigte, wo die hinduistischen Gurkha-Behörden die Buddhisten zuerst gezwungen hatten, ihre “Mani-Mauern” abzureißen. Das sind die berühmten Steinwälle des Himalaya mit eingemeißelten Mantras. Danach hatten sie ihnen verboten, ihre Bauten zu erneuern, selbst wenn sie auseinander fielen. Am schlimmsten war vielleicht, dass sie ein Kuckucksei mitten ins buddhistische Nest gelegt hatten: einen Hindutempel im Kathmandu-Stil, der wirklich nicht dorthin gehörte. Die besonderen Kennzeichen der Stelle - der Stein, die Erde und das Wasser, wo das brennende Gas hoch drängt - waren aber immer noch fest in buddhistischer Hand. Sie befanden sich unter dem Altar eines uralten Liebevolle Augen-Tempels, rechts vom Eingang. Der Karma-Spiegel - eine Stelle im Fels weit oben - wird je nach den Eigenschaften derjenigen, die hoch schauen, trüb oder strahlend. Er empfing uns leuchtend. An einer Stelle konnte man sogar die Erdgeister murmeln hören. Nur der Guru-Rinpoche-Tempel war neu aufgebaut. Vor einigen Jahren war er während eines Sturms völlig eingestürzt. Der obere Stock und das Dach waren dabei genau um die Statuen herum gefallen, ohne sie zu beschädigen. Das beeindruckte sogar die Hindus; sie gaben die Erlaubnis, wieder einen einfachen Bau zu errichten, um die offenbar so heiligen Figuren zu schützen.

    Die Stelle, wo “Erde, Stein und Wasser brennt”

    Der nächste Tag war dem Sport gewidmet, sowohl für die Klugen als auch für die weniger Klugen. Erstere standen früh auf, nahmen ordentliche Ausrüstung und Verpflegung mit und gingen dann in angemessenem Tempo den Berg hoch. Einige andere Freunde, Tomek und ich entdeckten erst mittags, dass wir tatsächlich etwas freie Zeit hatten.

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