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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Dutzend Freunde in dicke Decken gehüllt. Der Kater des Zentrums, eine Tötungsmaschine, die alles Kleingetier erwischte, huschte unter Karmapas Robe. Alle vergaßen ihn, aber nach der Zeremonie lächelte Karmapa breit. Er hob seine Kleider, und das Tier kam taumelnd darunter hervor. Von da an war er Vegetarier und jagte nichts mehr. Seine männlichen Freuden und seine gute Form durfte er jedoch behalten.

    Kopenhagen war gut vorbereitet. Diesmal hatten wir das Gebäude der “Aktiven Universität” gründlich erneuert. Karmapas Zimmer war besonders schön hergerichtet worden, doch schon beim Betreten des Raums fragte er: “Was ist denn das für eine Stelle?” Er bekam sofort 41 Grad Fieber und eine Beule auf dem Oberschenkel. Alle waren bestürzt, und keiner verstand, was los war. Dann stellte sich heraus, dass Dänemarks letzter Henker im 19. Jahrhundert diesen Raum bewohnt hatte. Später waren im selben Haus Kaninchen geschlachtet und ihr Fell zu Handschuhen verarbeitet worden. Es war uns schon vorher aufgefallen, dass es nicht die beste Schwingung hatte. Als wir anfangs auf die schwer abschließbaren und sehr schmalen Toiletten in den Gängen gehen mussten, fiel uns öfter ein Süchtiger mit Spritze und Band um den Arm entgegen. Wir hatten aber gedacht, dass die feinen neuen Tapeten das bereinigt hätten.

    Er verwandelte Schmerz und Krankheit in ein strahlendes Lächeln

    Ein Arzt schnitt die Beule auf, und Karmapa zeigte kurz darauf, wie der Diamantweg jede Energie umformt. Als er sich auf seinen Thron setzte, verwandelte er Schmerz und Krankheit in ein strahlendes Lächeln, das im ganzen Saal spürbar war. Anschließend gab er Segnungen. In dem Film, der damals aufgenommen wurde, kann man sehen, wie ich nach seiner Berührung fast bewusstlos zurücktaumle.
    Die zehn Tage, in denen Karmapa Kopenhagen besuchte, wurden gut genutzt. Das Zentrum war immer voll. Zwei Tage vor Weihnachten zeigte er öffentlich die Schwarze Krone. Als er sie auf seinen Kopf setzte, wurde der ganze Saal mit 2.000 Menschen wie Kristall. Sie hielten den Atem an, und alles stand still. Als er die Schwarze Krone zum zweiten Mal auf seinen Kopf setzte, bewegte sich etwas Riesiges am Rande meines Gesichtsfeldes vorbei. Erst nach einem Augenblick wurde mir klar, was geschah: Mein alter Studienfreund Sigvaldi aus Island, zwei Meter groß und mit rotem Vollbart, stand völlig betrunken vor allen Leuten und fuchtelte wie wild herum. Es gab keine Zeit zu verlieren, sonst wäre die Kraft des Augenblicks verloren gegangen. Ich sprang hoch, klappte ihn über meiner Faust zusammen und zog ihn auf dem Rücken dahin, wo ich saß; es ging so schnell, dass es fast niemand mitbekam. Die Übertragung wurde nicht gestört.
    Alles war sehr ungewöhnlich und undänisch. Während die Läden schlossen und es unmöglich wurde, noch Weihnachtsgeschenke zu kaufen, standen die Leute stundenlang Schlange, um Karmapas Segen zu empfangen. Leider vergaßen wir die Eigenwerbung bei diesem bis dahin größten buddhistischen Ereignis in Dänemark. Aber noch heute kommen Leute in unsere Zentren und sagen: “Der Mann mit der Schwarzen Krone damals hat etwas in meinem Leben verändert.”

    Karmapa gibt Zuflucht

    Weihnachten und Neujahr 1975 standen ganz im Zeichen Karmapas. Gelongma Palmo war froh, dass jetzt auch einige Mönche und Nonnen ordiniert werden sollten. Unter ihnen war Maria aus Schweden, die nach ihrer Spende für “Karma Ling” nun allen die Stelle vermieste. Auch wenn die Frauen und Männer in den Kleidern Buddhas feierlich aussahen - ich kannte sie und fand es viel zu früh. Für Tibeter ist das Tragen der roten Roben eine Bedingung in ihrem Ausbildungsweg. Sie werden oft gerade von den Starken angenommen, damit sie in ihrem Leben weiterkommen. Im Westen sind es aber viel zu häufig diejenigen, die mit der Fülle des Lebens nicht zurechtkommen und deshalb das Zölibat wählen. Es sind auch nur ganz besondere Typen, die es lange in diesem Zustand aushalten. Von den zehn, die damals diesen Weg einschlugen, ist heute niemand mehr dabei. Irgendeinen Nutzen muss es dennoch gehabt haben, sonst hätte es Karmapa bestimmt nicht erlaubt.

    Auf der Fahrt durch Amerika, Norwegen und Schweden war Tenga Rinpoche der ständige Begleiter Karmapas gewesen. Karmapa hatte ihn aber niemals gebeten, zu unterrichten. Die Aufforderung dazu kam erst in Kopenhagen. Dort lehrte Tenga Rinpoche die Meditation auf den 8. Karmapa, die heute von vielen verwendet wird, und ich

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