Über Alle Grenzen

wollte er nun noch ein kleines, halb verlassenes Dorf “Atalaya Baja” aufbauen, um Wohnmöglichkeiten für Karmapas Schüler zu schaffen. Hans und Martina aus Regensburg hielten die Planung und Durchführung für das Karmapa-Dorf in ihren sicheren Händen. Hannah übersetzte Kalu Rinpoches Texte, und ich fand wieder ein paar Tage für dieses Buch. Während Hannah dann Gyaltsab Rinpoche weiter umherfuhr, füllten wir ein paar Autos mit Freunden und machten eine der jährlichen Schnellfahrten durch die Zentren Mitteleuropas.
    Eine Woche in Griechenland brachte eine schöne Überraschung: Die griechische Ausgabe von »Die Buddhas vom Dach der Welt« hatte eine große Welle von frischen Leuten in die Zentren gebracht, die ich über die Jahre im Lande gestartet hatte. Wegen zu vieler gebrochener Bände waren die Gruppen nach jedem Besuch jedoch wieder geschrumpft, und vor allem eine Zypriotin wollte eher Macht als Wachstum. Sie schreckte schnell alle Selbständigen ab, und Athen, Thessaloniki, Ceres und sogar Berchen Ling, eine Zurückziehungsstelle auf den Bergen bei Korinth, hatte die Leute nicht halten können. Erst 1994 wurde wieder ein neuer Anfang möglich, und die Manganaris-Familie und andere selbständige Leute warteten nur darauf, ohne Störung loslegen zu können.

    Mitte Oktober 1989 fuhren Hannah und ich von Wuppertal zum letzten Vereinstreffen im Schloss bei Bonn. Wir waren bereit, endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Es wurde der große Tag von Sys. Seit dem letzten Treffen hatte sie alles durchdacht und stellte jetzt ein ausgereiftes Modell vor: Wir würden einen eigenen Dachverband für die Regionalvereine unserer Laien- und Verwirklicher-Zentren gründen, in dem Lama Jigmela und ich als Vorsitzende die Verantwortung tragen würden. Dies war die offizielle Geburtsstunde unseres Diamantweg-Buddhismus im Westen. Gyalwa Karmapa würde die spirituelle Leitung haben. Es sollten die Bücher gedruckt und die Lehrer eingeladen werden, die der Übertragung der Lehren in die moderne Welt nutzen würden. Inzwischen gibt es sechs Regionalvereine mit über hundert Meditationsgruppen und Zentren unter diesem Dachverband.

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12. Goshir Gyaltsab Rinpoche, Dragpa Tenpe Yaphal (geb. 1954)
    Die Inkarnationsreihe der Gyaltsab Rinpoches geht zurück bis ins 15. Jahrhundert. Sie gilt als eine der prominentesten innerhalb der Kagyü Linie; frühere Gyaltsab Tulkus gehörten auch zu den Lehrern ehemaliger Karmapas.
    Der gegenwärtige Gyaltsab Rinpoche, Dragpa Tenpe Yaphal, wurde 1954 geboren. 1959 floh er im Gefolge des 16. Karmapa nach Sikkim, wo er und seine Verwaltung vom 16. Karmapa eingeladen wurden, bei ihnen im Kloster Rumtek zu wohnen. Seit Ende der 1980er Jahre residiert er in seinem eigenen Kloster Ralang in Süd-Sikkim. Seit 1991 gehört er zu denjenigen, die Partei zugunsten einer Anerkennung von Urgyen Trinley als Karmapa-Titelträger, den von China unterstützten Kandidaten ergreifen.
12. Tai Situ Rinpoche Pema Donyo Nyinje Wangpo (geb. 1954)
    Der Khentin Tai Situ Rinpoche gehört zu den hochrangigen Tulku-Linien in der Karma Kagyü Linie. Der Titel geht zurück auf das Jahr 1407: Der Chinesische Kasier Yung Lo verlieh ihn an den tibetischen Lama Chökji Gyaltsen (1377-1448), der enger Schüler des 5. Shamar Rinpoche und Abt von Karmapas wichtigem Kloster Karma Gön in Ost-Tibet war.
    Der gegenwärtige 12. Tai Situ Rinpoche wurde 1954 als Bauernsohn in Ost-Tibet geboren und bald darauf vom 16. Karmapa offiziell als die Reinkarnation seines Vorgängers anerkannt. Im Exil lud ihn der 16.Karmapa ihn und seine Administration nach Rumtek ein, wo er bis 1976 seine Ausbildung bekam. Als erster der jungen Tulkus verließ er mit 22 Jahren Rumtek und baute sich im über 1500 km entfernten nordindischen Himachal Pradesh seine eigene Stelle Sherab Ling auf. Ab 1984 durfte er wiederholt Tibet besuchen. 1991 war er die treibende Kraft zugunsten einer Ernennung von Urgyen Trinley zum Karmapa-Titelträger, der von den Chinesen eingesetzte politische Kandidat.

Über alle Grenzen
    Das Jahr 1989
    Mit einem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking beendet die chinesische Parteiführung die Bemühungen zur Liberalisierung des Landes.
Fall der Berliner Mauer und Wiedervereinigung Deutschlands
Die Sowjetunion zieht sich bis Februar nach hohen Verlusten ohne Sieg aus Afghanistan zurück.
In der jugoslawischen Provinz Kosovo kommt es zu blutigen Unruhen.
    Das Jahr 1990
    Die Sowjetunion zerfällt in selbständige