Über Alle Grenzen
herangekommen, dass ich sie um ihre Mitarbeit bitten konnte. Dynamit und Weisheit in einer äußerst anziehenden Form, gewann Caty bei der Silvesterfeier in Kopenhagen viele Herzen.
Am ersten Januar 1991 reisten Tomek und ich nach San Francisco. Tomek hatte diese Fahrt rund um die Welt noch größer angelegt als die vorherige.
Nach fünf Jahren völliger Dürre waren die Kalifornier ernstlich besorgt, und ich bat schon in San Francisco den roten Buddha des Grenzenlosen Lichtes um Regen. Zu unserem Erstaunen wachten wir mit tropfenden Bäumen auf.
Roland flog für fünf Tage mit nach Mexico City. Zu meiner großen Freude warteten Cesar und Yoshiko am Flughafen. Der misshandelte Toyota und die kulturellen Unterschiede waren unter den Strahlen von Karmapas Segen und unserer Freundschaft weggeschmolzen, und wir waren uns so nah wie immer. Jens und Karin, enge Freunde aus der ersten Gruppe im Schwabenland, hatten den Besuch lückenlos vorbereitet. Sie fuhren uns überall hin und behandelten uns königlich in ihrem altspanischen Haus.
Antonio leistete bewundernswerte Arbeit in Mexiko und wurde sehr schnell unser Freund. Obwohl er während seiner Jahre bei Dharmadhatu in Boulder viel Merkwürdiges gesehen hatte, wurde sein tiefes Vertrauen nicht erschüttert. Er wünschte stark, den Wesen durch Buddhas Lehre zu helfen, und seine Zuflucht war bei den Kagyüpas. Er hatte sich jedoch politisch durch die Stellung des Zentrums als “Tibet-House” einspannen lassen. Die äußerlichen Pflichten – ein Bewusstsein für den geistigen Reichtum und das tiefe Leiden Tibets zu verbreiten – fand er sinnvoll. Die inneren hingegen waren ihm oft sehr peinlich. Die Kämpfe zwischen den tugendhaften Mönchen der tibetischen Regierung ließen damals unsere gelegentlichen Kagyü-Zusammenstöße wie kleine Meinungsverschiedenheiten im “Verein der Weltverbesserer” aussehen. Trotz Verbot des Dalai Lama rief zum Beispiel ein politischer Geshe in Guadalajara öfters einen nicht erleuchteten und weithin unbeliebten Spuk herbei, der schon im Zentrum große Schwierigkeiten bereitet hatte. In Tibet hatte der Spuk vor allem die anderen Schulen belästigt.
Unweit der Sonnen- und Mondtempel hatte eine Gruppe Indios die Stadthalle gemietet. Sie tischten mehrere neue Gaumenreize auf – sie waren großartige Gastgeber –, und nach meinem Vortrag nahmen 30 Zuhörer Zuflucht. Ein starkes Kraftfeld war im Raum spürbar, und für einen Augenblick stellte ich mir unsere Zentren mit mehr braunen und schwarzen Gesichtern vor. Sogar in gemischten Ländern wie Amerika glänzen diese sonst eher durch ihre Abwesenheit.
Als moderne Menschen wollten Antonio und wir dasselbe: Die Lehre in das Leben der Menschen führen. Einige Stunden wöchentlich in der buddhistischen “Kirche” zu verbringen und auf Hilfe von außen zu warten, während man gewohnheitsmäßige Gedankenmuster einfach weiterlaufen lässt, genügt keineswegs. Die Meditation auf Karmapa war genau der Tritt, den sie brauchten, und vor der Abreise beschlossen wir, im November 1991 dort einen Kurs über das Bewusste Sterben zu geben, was inzwischen jährlich geschieht.
Nach Mexiko kehrten wir wieder in unser schickes Art-Deco-Hotel am Südstrand von Miami zurück – Roland war wie immer großzügig gewesen. Wir schalteten gerade die CNN-Nachrichten ein, als die ersten Bomben Bagdad trafen. Da ich wusste, dass sich weder Amerika noch Russland lange ihre derzeitige Rüstungspolitik würden leisten können, war ich sehr erleichtert: Wenn andere friedlich werden müssen, kann sich die Welt weniger denn je einen streitsüchtigen arabischen Staat leisten. Nur eines überraschte mich – dass General Schwarzkopf so viele Männer wollte. Das übliche Maß für einen schnellen und sicheren Sieg ist ein europäischer Soldat auf zehn arabische.
Die Nachricht über den Beginn des Golfkrieges
Am nächsten Morgen flogen wir nach Südamerika. Zu dieser Zeit bot Aero Peru ein Paket mit sieben Flügen in ihren uralten Fliegern für nur 700 Dollar an. Während der nächsten drei Monate, als die Araber drohten, westliche Flugzeuge abzuschießen, genossen wir dreiundvierzig bemerkenswert leere Flüge rund um die Welt.
In Lima, wo die Mörder des “Leuchtenden Pfades” nun auch die Slums rund um den Flughafen beherrschten, hatten Ricardo und Jota unsere Gruppe gehalten. Sie waren gute Lehrer gewesen, das stete Vertrauen der Gruppe zeigte dies. Ansonsten gab es wenig Verlässliches in Peru. Der Inti,
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