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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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ein wichtiges Buch des 9. Karmapa über die Natur des Geistes und gibt heute selbst Belehrungen.
    In Dänemark gaben wir das Auto ab und fuhren weiter mit unserem Freund Kim Wunsch nach Göteborg. Ziel war es, die Zentren im Norden zu verbinden, doch die Rechtsanwälte der schwedischen Nonne schoben die Übergabe von “Karma Ling” an Karmapa auf. Zurück in Kopenhagen übersetzte Hannah mit Hilfe Tarab Tulkus von der königlichen Bücherei unsere Puja-Texte aus dem Tibetischen. Sie regte ihn dabei zu einem sehr schönen Gedichtband an.
    Nachdem wir mit Kalu Rinpoche erneut England besuchten, erforderte Europa wieder viel Arbeit. Doch diesmal hatten nicht alle die Ausrichtung des Zentrums sofort nach unserer Abreise vergessen. Der launische sikkimesische Lama Lodro war nach Stockholm versetzt worden. Kopenhagen war wieder frei, um zu wachsen.
    Bei seiner Abreise hatte Karmapa gesagt, dass das Kopenhagener Kellerzentrum, obwohl mietfrei, nicht gut genug sei. Drei Tage darauf brach das Abwassersystem des Hauses zusammen und überschwemmte den Keller. Eine Woche später fand ein Freund eine dreistöckige Villa im Jugendstil, in der mein Professor für amerikanische Literatur gewohnt hatte. Hier hatte ich schon 1961 bei einem Besuch die klare Eingebung bekommen, das Haus einmal zu übernehmen. Da es an einer Straße liegt, deren Schönheit Karmapa mehrmals gelobt hatte, wussten wir, dass wir es kaufen sollten. Alle gaben, was sie konnten, und an dem Tag im Juni 1975, als die dänischen Häuserpreise in den Keller rutschten, erwarben wir das Prachtstück für etwa 100 000 Euro. Im Jahre 1990 übernahmen wir auch die Nachbarvilla. Heute leben und praktizieren dort mehr als zwanzig Freunde.

    Das Prachtstück

    Die Kopenhagener Gruppe arbeitete erstklassig. Sie führte den Stil weiter, den wir uns als Holzfäller in Schweden angewöhnt hatten. Obwohl die meisten Familien gründeten und bald wieder auszogen, ermöglichten sie, dass Menschen mit dauerhafterem Karma unserer Linie begegnen und Karmapas Segen empfangen konnten. Währenddessen reiste ich ständig umher, wenn möglich mit Hannah, und so wuchs das Netz der ersten Zentren von den Alpenländern in Richtung Norden.

    Im Juni 1975 fuhren wir kurz in die Dordogne und danach via Milano nach Rom. Die Mitglieder der Gruppen waren jeder für sich angenehm, aber sie sprachen so schlecht übereinander, dass es keine Grundlage für ein Zentrum gab. Außerdem war es schwierig, in Rom einen Saal zu mieten. Sobald die Behörden erfuhren, das wir keine Gelugpas sind, war die Tür für uns verschlossen. Die Gelugpas und die Kirche hatten offenbar eine Absprache getroffen.

    Seit 1972 hatten wir die Reise nach Griechenland aufgeschoben. Nun nahmen wir den Zug in Richtung Brindisi und kamen dabei durch wirklich arme Gebiete, die die Norditaliener “Afrika” nennen. Auf der Fähre schlief ich, todmüde nach einem Monat voll Arbeit fast rund um die Uhr, in der Sonne ein. Total verbrannt wachte ich auf. Den ganzen Weg von Patras nach Athen war ich kurz davor, ohnmächtig zu werden. Ich wollte aber nicht nachgeben, da dies für die Entwicklung in einem neuen Land ein schlechtes Zeichen gewesen wäre. Nachdem es mir gelungen war, den Kopf klar zu halten, bis wir die Wartenden beim Bus sahen, wusste ich, dass unsere Arbeit hier sehr schwierig werden, aber letztendlich gelingen würde.
    Die Begegnungen fanden in einem Haus statt, das mitten in einer Einflugschneise lag. Sie durften nicht öffentlich gehalten werden, damit unsere Gastgeber nicht in Schwierigkeiten gerieten. Die Junta war damals gerade entmachtet worden. Die Stimmung im Lande war bedrückend, und die Polizei verhaftete Mitglieder der Krishna-Sekte, Anhänger des Maharaji und andere, die wenig geschützt waren. Die geistige Einstellung der Menschen - christlich-orthodox mit Narben aus mehreren Jahrhunderten eines blutigen türkischen Jochs - war für uns neu. Sie wollten oft keine klare Stellung beziehen, nur einige konnten über Jahre ihre Bände halten. Während unseres ersten Besuchs in dem wichtigsten Athener Museum bat ich die alten Götter des Landes um Hilfe für unsere Arbeit und band - die Hallen waren zu der Zeit leer - Karmapas Segensschnüre um die Hälse der Statuen.

    So wuchs die Arbeit auf der Nord-Süd-Achse Europas ständig. Da meine Vorfahren sowohl Seeräuber als auch Lehrer waren, wusste ich aber, dass nichts die eigene Erfahrung ersetzen kann. Und wo konnte man mehr über Leid und seine Ursache, sein

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