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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Schülerschaft.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten
    Das Jahr 1980
Der erste Golfkrieg zwischen Iran und Irak beginnt mit Kündigung des Grenzvertrages von 1975 und Fliegerangriffen auf iranische Ölzentren durch den angreifenden Irak.
Nach schweren Unruhen und einer Streikwelle in Polen kann die unabhängige Gewerkschaft Solidarität gegründet werden.
Bei einem Bombenanschlag rechtsradikaler italienischer Extremisten im Wartesaal des Hauptbahnhofs von Bologna sterben über 80 Menschen und mehr als 220 werden verletzt; der betroffene Gebäudeflügel wird dabei zerstört.
    Im Juli 1979 stellten wir den ersten Sommerkurs mit Tenga Rinpoche in Rödby auf die Beine - ein großes Erlebnis für alle. Hannah übersetzte, ich lehrte am Abend. Doch nach einigen weiteren Fahrten auf der Nord-Süd-Achse Europas musste ich unbedingt wieder in die USA. Das hatte ich Dr. Chen versprochen. Das Flugticket hatte er schon geschickt. Hannah blieb bei Tenga Rinpoche, dessen Knochentuberkulose so weit geheilt war, dass er täglich in Kopenhagen unterrichten konnte. Unser europäisches Netz führte immer mehr Leute zu ihm, und ich freute mich darauf, zahllose karmische Verbindungen im großen Nordamerika zu knüpfen.

    Das Land, das Dr. Chen den Tibetern bei Carmel zugedacht hatte, war ihnen zu klein gewesen. So schenkte er ihnen stattdessen ein großes, altes Hotel. Es lag eine Autostunde nördlich von New York, auf einem Berghang mit einer atemberaubend schönen Aussicht in der Nähe des berühmten Woodstock der 60er Jahre. Dr. Chen wollte nun auf dem Land je einen Tempel für Grenzenloses Licht und für Kuan Yin, eine chinesische Befreierin, bauen. Der Berserker aus dem Norden sollte dafür das Land roden. Mir standen zwei ganz neue Motorsägen, ein Haus, ein Jeep und eine Planierraupe zur Verfügung, und ich durfte auf seine Rechnung einkaufen. Ein zusätzlicher Vorteil war ein Telefon, mit dem ich meine weitere Reise durch Amerika planen konnte. Nach der Vorstellung all dieser Reichtümer fuhr Dr. Chen zurück nach New Jersey, wo die Steuern viel geringer waren als in New York. Seine schöne Stelle auf Long Island hatte er verkauft.

    Tenga Rinpoche in Rödby

    Welche Freiheit! Es war noch besser als in Schweden. Den ganzen Tag über fielen Bäume niederer Güte, glücklicherweise standen keine Eichen oder Buchen im Weg. Niemand konnte mir Vorschriften machen, niemand Angst bekommen, wenn ich etwas Neues versuchen wollte. Blieb die erste Motorsäge stecken, konnte ich sie immer mit der zweiten freischneiden. Sobald es für die Arbeit zu dunkel wurde, fuhr ich mit dem Jeep nach New York und gab Belehrungen in den Zentren von Khenpo Kathar oder Lama Norla. Dann folgte die Diskothek, und wo auch immer ich am nächsten Morgen aufwachte: Punkt acht Uhr ging es alle Stockwerke hinunter zum Jeep. Das lernt man schnell. Wenn in New York der Wagen abgeschleppt wurde, kostete seine Befreiung 130 Dollar und sehr viel Zeit.
    Lex stellte mir wieder ein paar Stunden in seinem Radioprogramm zur Verfügung, und so kamen nochmals viele Leute. Obwohl ich Tag und Nacht dieser Stadt mein Bestes schenkte - irgendwie blieben die Frischen nicht, und die Leute wurden leider Jahr für Jahr steifer. Es war wie eine unheilbare Krankheit. Ich vermute, dass der Aktentascheneinfluss von Trungpas Dharmadhatu-Organisation dahintersteckte.

    Als das Land gerodet war - die letzte Arbeit mit der Planierraupe machte besonders Spaß -, kam Dr. Chen wieder und sagte: “Danke für deinen Einsatz, aber eigentlich bist du zu gut für diese Arbeit. Hier ist etwas Geld. Komm bitte übermorgen und halte einen Vortrag in unserem chinesischen Tempel in der Bronx.” In einem ansonsten heruntergekommenen Ghetto sticht dieser Bau merklich ab. Karmapa, Hannah und ich waren dort schon einmal Ehrengäste gewesen; damals war mir aufgefallen, wie sehr Karmapa Dr. Chen schätzte.
    Meine Belehrungen gefielen sogar den steifen, Vorschriften liebenden Chinesen. Trotz ihrer Spenden fehlte mir aber noch Geld für all meine Vorhaben in diesem schönen Herbst. Also nahm ich einen Job bei dem Ex-Mönch Sherab - jetzt Barry - an, der alte Häuser auf Manhattan erneuerte und hinterher für viel Geld vermietete. Sein Knie, das Karmapa in Genf geheilt hatte, war immer noch in Ordnung, und neben der vielen Arbeit machte er gerne kleine Ausstellungen zum Besten der Tibeter. Barry war dabei gewesen, als ich einmal erzählte, dass ich mein Geld durch das Ausheben von Schwimmbädern für Kim

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