Über Boxen
Kultur noch solch barbarische, aber mächtige Mythen von der «moralischen» Überlegenheit der physischen Überlegenheit wirksam? Hat kein einziger von den vielen Kommentatoren die naheliegende Bemerkung gemacht, dass Joe Louis Max Schmeling im Ring besiegte, weil er an diesem Abend der bessere Boxer war, und nicht, weil er der bessere Mensch war oder das bessere Land vertrat? Hat kein einziger Kommentator daran gedacht, dass das Boxen wie die Kriegsführung nichts mit Tugend zu tun hat? Sogar im Epilog, wo man etwas Ähnliches wie die fein differenzierten, sachkundigen und engagierten Stellungnahmen erwartet hätte, die Margolicks Sammlung von Gerichtskolumnen «At the Bar» (1995) so lebendig machen, bleibt der Autor merkwürdig stumm.
Dennoch ist «Max Schmeling und Joe Louis» eine wertvolle Ergänzung für eine wachsende Bibliothek zum Thema Sport und Kultur; man kann es neben Gerald Earlys «Culture of Bruising» (1994) stellen und neben Geoffrey C. Wards «Unforgivable Blackness: The Rise and Fall of Jack Johnson» (2004), als Chronik einer Epoche, die keineswegs so versunken ist, wie wir uns das wünschen würden.
NAMENSVERZEICHNIS
Der Einheitlichkeit wegen werden die Gewichtsklassen der Boxer – unabhängig davon, bei welchem Verband sie ihren Titel errungen haben – jeweils mit den Bezeichnungen angegeben, die auch im Text verwendet werden (vgl. Anm. 1 zu Über Boxen ).
Ali, Muhammad (*1942), Olympiasieger im Halbschwergewicht (1960 ), Weltmeister im Schwergewicht (1964 – 1967 , 1974 – 197 8 , 1978–1979). Geboren als Cassius Marcellus Clay, änderte er seinen Namen nach seinem ersten siegreichen Titelkampf gegen → Sonny Liston 1964 und erklärte, er sei der Nation of Islam beigetreten. Eine ausführliche Biografie Alis findet sich im Essay Muhammad Ali: Der Größte , S. 203 ff.
Arguello, Alexis (*1952 in Managua, Nicaragua), Weltmeister im Federgewicht (1974 –1977), im Junior-Leichtgewicht (1978–1980) und im Leichtgewicht (1981 –1983). Der von J . C. Oates erwähnte Kampf gegen den 4 Jahre jüngeren → Billy Costello, den Arguello durch technischen K . o. gewann, fand am 9.2.1986 statt.
Baer, Max (1909–1959), Weltmeister im Schwergewicht (1934–1935), war bekannt für seinen Humor.
Basilio, Carmen (*1927), Weltmeister im Weltergewicht (195 5 – 1956 , 1956–1957) und im Mittelgewicht (19 57–1958). Als amtierender Weltergewichtschampion forderte er 1957 den Mittelgewichtsweltmeister → Sugar Ray Robinson heraus und besiegte ihn – Robinson holte sich den Titel allerdings 6 Monate später zurück.
Berbick, Trevor (1952 auf Jamaika – 2006), Weltmeister im Schwergewicht (1986). 1981 besiegte er → Muhammad Ali in dessen letztem Kampf nach Punkten. Seinen Titel errang er von → Pinklon Thomas, hielt ihn jedoch nur genau 8 Monate, dann verlor er ihn an → Mike Tyson.
Biggs, Tyrell (*1960), Olympiasieger im Superschwergewicht ( 1984). Sein einziger Kampf um den Weltmeistertitel im Schwergewicht fand 1987 gegen → Mike Tyson statt; Biggs unterlag in der 7. Runde durch technischen K . o.
Bramble, Livingstone (*1960 auf den Amerikanischen Jungferninseln), Weltmeister im Leichtgewicht (1984–1986). Er gewann den Titel von → Ray Mancini und verteidigte ihn zweimal, gegen Mancini 1985 und gegen → Tyrone Crawley 1986.
Burns, Tommy (1881 in Ontario, Kanada–1955), Weltmeister im Schwergewicht (1906–1908). Anders als seine Vorgänger verteidigte er seinen Titel nicht nur in den USA , sondern auch in Europa und Australien. Für ein Preisgeld von 3 0 000 Dollar – die bis dahin größte Summe, die je einem Boxer für einen einzelnen Kampf gezahlt worden war – erklärte er sich 1908 bereit, gegen → Jack Johnson anzutreten. Der Kampf wurde in der 14. Runde abgebrochen, als Polizisten den Ring stürmten, und Johnson der Weltmeistertitel zuerkannt.
Camacho, Hector (*1962 in Puerto Rico), Weltmeister im Junior-Leichtgewicht (1983–1984), im Leichtgewicht (1985–1987) und im Junior-Weltergewicht (198 9 – 1991 , 1991–1992). In seiner Jugend in Harlem, New York, war er häufig in Schlägereien und Ladendiebstähle verwickelt; mit 17 kam er wegen Autodiebstahls ins Gefängnis. Bevor er Profiboxer wurde, gewann er mehrere Golden-Gloves -Turniere.
Canizales, Gaby (*1960) war zweimal Bantamgewichts-Weltmeister ( 1986 , 1991), verlor den Titel jedoch jeweils 3 Monate später bei der ersten Titelverteidigung wieder.
Chacon, Bobby (*19 51),
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