Ueber Den Deister
wundere mich selbst, dass Herr Volkert noch nicht hier ist. Er wollte gestern aus dem Urlaub zurückkommen, aber er ist nicht da.«
»Wenn Herr Volkert nicht zu Hause ist, wie sind Sie in die Wohnung gekommen?«
»Ich habe einen Schlüssel, ich komme zweimal in der Woche zum Saubermachen. Normalerweise ist Herr Volkert dann im Büro.«
»Sie sagten, er wollte gestern wieder zu Hause sein? Er hat sich also nicht gemeldet, um Sie zu informieren, dass er später kommen würde?«
Marder hatte inzwischen von Olga Wahlberg die Erlaubnis erhalten, das Haus zu betreten. Das Wohnzimmer war aufgeräumt und staubfrei, wahrscheinlich das Ergebnis von Frau Wahlbergs Arbeit.
»Ich habe nichts von ihm gehört, aber er ist mir schließlich keine Rechenschaft schuldig. Es ist auch früher schon passiert, dass er einen Tag oder mehrere später von einer Reise zurückgekommen ist, als er es geplant hatte. Na ja, ich hoffe, die beiden genießen ihre Ferien.«
»Die beiden? Er ist also nicht allein verreist?«
»Nein, er ist mit seiner Freundin gefahren.«
Marder war sicher, dass er nun Vera Matuschek auf der Spur war.
»Wissen Sie, wie seine Freundin heißt?«
»Nein, leider nicht. Sie ist ja nur selten hier und dann immer nur für eine kurze Zeit, zwei Tage oder so.«
»Haben Sie die Frau nie persönlich kennengelernt?«
»Ich habe sie nur einmal kurz gesehen, da habe ich gerade das Haus verlassen, als sie ankam. Herr Volkert hat uns nicht vorgestellt, und nach ihrem Namen wollte ich sie nicht fragen. So etwas tut eine Putzfrau nicht. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ihr nichts daran lag, und ich wollte mich nicht aufdrängen.«
Das hört sich ganz nach Vera Matuschek an, dachte Marder. Das muss sie sein.
»In seinem Büro hat man mir erzählt, dass Herr Volkert nach Schweden gefahren ist.«
»Ja, das stimmt, er hat dort ein Ferienhaus gemietet.«
»Hat er Ihnen Näheres darüber mitgeteilt, zum Beispiel wo das Haus liegt oder wie man dorthin kommt?«
»Nein, warum sollte er das tun? Ich habe keine Ahnung, wo genau in Schweden es ist … Aber warten Sie mal, er hat auf dem Tisch in der Küche einen Ausdruck aus dem Internet liegen lassen, für den Fall, dass ich ihn unbedingt erreichen müsste, falls das Haus hier abgebrannt ist oder Ähnliches … aber in dem Fall wäre der Zettel ja bestimmt mit verbrannt.«
Frau Wahlberg lächelte verlegen, als hätte sie ein schlechtes Gewissen wegen ihres schlechten Scherzes.
»Na ja, da steht jedenfalls drauf, wo das Haus genau liegt. Außerdem steht die Telefonnummer von dem Vermieter darauf. Ich glaube, es ist eine Familie in Braunschweig.«
Olga Wahlberg hatte ihren Arbeitskittel abgelegt und sah nun nicht mehr wie eine Putzfrau aus, sie wirkte wie eine Dame, die eher selbst Reinigungsfachkräfte beschäftigte. Sie holte den Ausdruck aus der Küche und reichte ihn Marder.
»Es tut mir leid, Herr Kommissar, aber ich muss jetzt los. Ich bin mit meinem Mann verabredet. Wir wollen ein bisschen durch die Stadt bummeln und dann Eis essen gehen. Dazu kommen wir selten, weil er beruflich meistens außerhalb ist.«
»Ich lasse Sie sofort gehen, Frau Wahlberg, aber ich habe noch eine oder zwei Fragen an Sie.«
»Okay. Fragen Sie.«
»Können Sie mir sagen, seit wann Herr Volkert mit dieser Frau befreundet ist?«
Olga Wahlberg überlegte. Marder stellte noch einmal fest, dass sie eine attraktive Frau war. Er konnte verstehen, dass ein Mann sich gern mit ihr in der Stadt zeigte.
»Herr Volkert hat mir nie gesagt, dass er eine Freundin hat. Aber wenn man bei einem Mann in der Wohnung sauber macht, merkt man das natürlich. Woran genau, kann ich nicht sagen. Irgendwie ist eine Wohnung anders aufgeräumt oder riecht anders, nachdem eine Frau darin zu Besuch war. Wenn ich mich richtig erinnere, muss es vor etwas mehr als einem oder vor fast anderthalb Jahren gewesen sein, dass seine Freun
din zum ersten Mal hergekommen ist.«
»Früher auf keinen Fall?«
»Nein, da bin ich mir ganz sicher. Ich arbeite bei ihm schon eine Weile. In den ersten Monaten habe ich immer gedacht, es ist doch komisch, dass ein Mann in seiner Stellung keine Frau hat. Inzwischen weiß ich, dass er mal verheiratet war, aber geschieden ist.«
»Ich weiß, Sie haben es eilig. Aber können Sie mit ein paar Worten die Freundin von Herrn Volkert beschreiben?«
Olga Wahlberg beschrieb eine Frau, die nur Vera Matuschek sein konnte.
Marder bat Frau Wahlberg, ihm ihre Telefonnummer zu geben für den Fall, dass
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