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Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Titel: Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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möglichen anderen Kram sehen. Eigentlich sollten wir uns weigern, uns so komplett nackig zu machen, aber die Verzweiflung ist stärker. Heute mussten wir sogar noch unflätige Beschimpfungen über uns ergehen lassen. Ein kahlköpfiger Kampfhundbesitzer hat seine Flasche in unsere Richtung geworfen und laut gebrüllt: »Haha, ihr Pfeifen, keiner von euch bekommt die Wohnung. Keiner!« Er behielt Recht. Weil ich auf den Typen als Nachbarn auch bestens verzichten kann, war ich nicht allzu traurig. Dabei bin ich mit einer Festanstellung noch ziemlich gut im Rennen. Nur ist irgendjemand in der Schlange vor mir stets ein noch seriöserer Bankangestellter mit Aktentasche – und mittlerweile auch deprimiert genug, mir genau die Dreckslöcher wegzuschnappen, bei denen ich mittlerweile angelangt bin.
    »Wenn das so weitergeht, werde ich mich wohl doch mal in den Randbezirken umschauen.«

    Die drei Mädels sehen betreten aus. Abgesehen von Tanja, die wegen der günstigeren Mieten in Altona lebt, haben wir alle immer zentral gewohnt. O.k., o.k., klar ist das Luxus, hatte aber den Vorteil, dass wir uns immer ganz bequem im Weinstein treffen konnten, ohne dass eine von uns hinterher noch stundenlang mit der S-Bahn durch die Stadt hätte gondeln müssen.
    »Ha, wisst ihr was? Bald sind wir endlich wieder in Irland. « Ich will die Stimmung nicht weiter runterziehen und wechsle das Thema.
    »Und ich reise diesmal mit euch und kümmere mich um die ganzen Presseleute, die ich eingeladen habe. Ich bin so gespannt darauf, endlich alle mal kennenzulernen. Hrithik kommt auch mit!«, freut sich Toni.
    »Klingt gut«, sagt Tanja und errötet sanft. Also ist sie tatsächlich heiß auf ihn. Gut, dass Toni nichts mitbekommen hat. Die hätte ihr sofort einen Vortrag gehalten: warum Männer im Freundeskreis nicht in Frage kämen, Männer am Arbeitsplatz komplett ignoriert werden müssten, Männer generell am besten entsorgt würden.
    »Und ich habe mit Teresa per E-Mail ein neues Törtchen entwickelt. Eine Art Käsekuchen mit einer Johannisbeer-Sahne-Creme obendrauf.« Tanjas kleines Ablenkungsmanöver funktioniert: Juli und ich machen wollüstige Geräusche. Ich beneide Tanja ein wenig um ihren Kontakt ins Schloss. Aber außer Teresa ist keiner von ihnen sonderlich internet-begabt. Derzeit telefoniere ich nur mit meinem Vater, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Ich würde gerne mit Moira sprechen, aber ich traue mich nicht, sie anzurufen. Wegen meines peinlichen Abschieds von ihrem Neffen.

    An diesem Abend kommt Juli, um mir in ihrer Wohnung Gesellschaft zu leisten.
    »Ich habe mich gerade von Thomas getrennt«, sagt sie und blickt starr geradeaus. Dann lässt sie sich auf einen Küchenstuhl fallen.
    O Gott, es ist eine Sache, insgeheim zu denken, die Freundin hätte sich den falschen Typen ausgesucht. Aber all die Schrecklichkeiten einer Trennung durchzumachen, wünscht man niemandem, der einem am Herzen liegt.
    »Was ist denn passiert?« Ich schnappe mir den Stuhl ihr gegenüber.
    »Nichts«, Juli fängt zittrig an zu lachen, »gar nichts. Das war es ja eben.«
    Schwierige Situation: Ich mag es, Recht zu behalten, ich mag es aber weniger, eine Freundin am Boden zerstört zu sehen.
    »Willst du reden? Soll ich dir einen Tee kochen? Oder soll ich dich einfach hier in Ruhe lassen?« Warum wissen andere Frauen immer mit schlafwandlerischer Sicherheit, wie man sich in Krisenfällen verhält?!
    »Quatsch, bleib hier und schenk uns irgendwas mit Gin ein. Ich bin etwas durcheinander, aber das Schlimmste ist, dass ich viel weniger fühle als ich müsste. Wir waren fast sechs Jahre zusammen. Und Thomas wird mir vielleicht als Freund fehlen, aber nicht als Mann. Hauptsächlich fühle ich mich erleichtert und befreit.«
    Willkommen im Club! Nun haben wir es geschafft, in unserem Freundeskreis sind jetzt alle Singles. Das wird Toni freuen. Aber das waren ein wenig zu rationale Worte aus Julis Mund, zweifelnd schaue ich sie an. Vielleicht steht sie
unter Schock und hat noch gar nicht verstanden, was passiert ist.
    »Schau mich nicht so an, Louisa. Ich fange nicht gleich an durchzudrehen. Nicht alle Beziehungen enden mit einem Riesenknall wie deine. Manche schlafen einfach ein und man merkt es erst viel zu spät. Außerdem weiß ich genau, dass ihr ihn hinter meinem Rücken immer den Schnarchsack genannt habt.« Juli grinst tapfer. Beschämt gucke ich zu Boden.
    Nein, sie hat Recht, sie wird nicht durchdrehen. Ich mixe ihr ihren

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