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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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alles.«
    »Na, dann.« Die Aufseherin warf zerstreut einen Blick auf ihr Klemmbrett, dann eilte sie davon.
    Lena atmete erleichtert auf. Glück gehabt. Sie würde weiter nach amerikanischen Touristen Ausschau halten. Niemals würde sie sich mit der Tatsache zufriedengeben, dass Papa verschwunden war. Er musste irgendwo da draußen sein, und sie würde ihn finden, eines Tages.
     
    Sofi konnte sich nicht erinnern, dass sie bewusst beschlossen hatten, wie früher jeden Donnerstagnachmittag ein Eis essen zu gehen. Sie hatten diese alte Tradition ganz automatisch wieder aufleben lassen, sobald ihnen das Teenageralter etwas mehr Freiheiten beschert hatte. Mama musste am Donnerstag nach wie vor länger arbeiten, und das geschäftige Treiben auf dem Newski-Prospekt hatte zu jeder Jahreszeit seinen ganz eigenen Reiz.

    Der Winter neigte sich dem Ende zu, der Schnee war fast überall geschmolzen, die Tage wurden endlich länger. Sofi und Lena hatten sich vor dem Moskauer Bahnhof getroffen, von wo aus sie in Richtung der Märkte zu dem Secondhandladen schlenderten, in dem Natalja arbeitete. Sie betraten das riesige Geschäft mit seinen zerkratzten Holzböden und den wackeligen Tapeziertischen, auf denen die verschiedensten Waren zum Verkauf ausgebreitet lagen. Es gab allerlei kommunistische Literatur, alte Bücher, ein buntes Durcheinander stinkender gebrauchter Kleidung sowie Plastikspielzeug, das nach Desinfektionsmitteln roch. Natalja rauchte seelenruhig eine Zigarette und ignorierte die Schlange, die sich vor dem Tresen gebildet hatte. Sie unterhielt sich mit einem groß gewachsenen Mann, der sie unverwandt anstarrte.
    Nataljas Haut schimmerte wie eine Perle, ihre hellblauen Augen glänzten. Sie hatte eine schmale, gerade Nase, perfekt geschwungene Lippen und volles kastanienbraunes Haar, das sie zu einem lässigen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Es war kein Wunder, dass sich ihr Gesprächspartner nicht an ihr sattsehen konnte.
    Sofi schielte verstohlen zu Lena. Auch sie hatte eine tolle Figur, glänzendes Haar und eine makellose Haut, aber sie war kleiner als ihre Schwester, ihre haselnussbraunen Augen wirkten weniger exotisch, und beim Lächeln entblößte sie etwas zu viele Zähne. Es war mehr als ungerecht. Unter normalen Umständen hätte Lena als große Schönheit gegolten, aber sie hatte leider das Pech, ein glänzender Stern neben einer regelrechten Supernova zu sein.
    Sofi hatte längst gelernt, nicht über ihr Äußeres nachzudenken. Stattdessen spielte sie pflichtbewusst die Rolle des klugen Mädchens. Sie studierte seit zwei Jahren Geologie
an der Staatlichen Universität von Leningrad, obwohl sie viel lieber Goldschmiedin geworden wäre. Gelegentlich schweiften ihre Gedanken ab, etwa, wenn sie in der Geochemievorlesung die geheimnisvollen Eigenschaften diverser Mineralien erforschte und sich ausmalte, wie die betreffenden Steine in ein Schmuckstück eingearbeitet werden könnten, doch dann konzentrierte sie sich wieder auf die Zusammensetzung von Erdreich oder die Isotopenliste.
    Jetzt hatte Natalja sie bemerkt und bückte sich, um ihre Zigarette an der Schuhsohle auszudrücken. »Ich habe eine Überraschung!«, rief sie.
    Ihr Gesprächspartner, ein Mann namens Tolja, den Sofi für einen eingefleischten Ganoven hielt, grinste und legte theatralisch den Zeigefinger auf den Mund. Natalja wechselte rasch ein paar Worte mit ihm, dann nahm sie ihre Tasche, eilte zu Lena und Sofi und wisperte: » General Hospital - zwanzig Folgen!«
    Lena schnappte begeistert nach Luft. Natalja hatte Freunde, die so gut wie alles na ljewo , unter der Hand, organisieren konnten, sei es durch Kontakte, Bestechung oder auf dem Schwarzmarkt. Die beiden liebten amerikanische Seifenopern über alles, und seit Natalja von einem ihrer Exfreunde einen Videorekorder bekommen hatte, waren sie süchtig nach General Hospital . Sogar Sofi musste zugeben, dass sie die Serie spannend fand, und das, obwohl sämtliche Dialoge nur von einem einzigen russischen Sprecher synchronisiert waren.
    »Gehen wir gleich heim und sehen uns ein paar Folgen an, ehe Tante Stasja kommt?«, fragte Lena.
    »Heute ist der erste warme Frühlingsnachmittag«, wandte Sofi ein. »Lasst uns ein Eis essen gehen, zur Erinnerung an Papa.«

     
    Die Schatten wurden bereits länger, als sie vor einer schmutzigen Statue eine freie Bank fanden. Zwei Soldaten in schlammgrünen Uniformen mit roten Biesen und schwarzen Schirmmützen gingen vorüber. Sofi waren die Soldaten

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