Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
Vom Netzwerk:
zugestoßen?
    »Ja. Entschuldigen Sie meinen Zustand. Sie müssen Natalja sein. Ich bin Orlenda. Maxim zieht sich gerade um. Maxim!«
    Natalja hatte das Gefühl, auf einem Filmset zu stehen und ihren Text nicht zu kennen. Was war hier los? Maxim erschien, ganz in Schwarz gekleidet. Als er Natalja erblickte, runzelte er verdrossen die Stirn.
    »Ach, Mist. Ich hatte vergessen, dass du kommst, Natalja.«
    Katria und Varinka veranstalteten nun eine Kissenschlacht. Maxim brüllte sie derart laut an, dass sogar Natalja Angst vor ihm bekam.
    »Seht ihr nicht, dass eure Mutter traurig ist?«, bellte er.
    Die Mädchen ließen die Kissen sinken und warteten ab.
    Er kam auf Natalja zu und führte sie sanft zur Tür.
    »Orlendas Vater ist gestorben«, erklärte er. »Wir machen uns gleich auf den Weg zur Beerdigung.«
    »Das … Das tut mir leid«, stammelte Natalja.
    Orlenda putzte sich geräuschvoll die Nase.
    »Schon gut. Wir hatten damit gerechnet. Er war bereits
eine ganze Weile krank.« Er hielt ihr die Tür auf, sodass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als hinauszugehen. »Ich bin gegen neun zurück. Treffen wir uns zum Abendessen?«
    »Gern.« Natalja wollte ihn fragen, wie viel Kontakt er eigentlich noch mit seiner Frau hatte und warum der Tod seines Schwiegervaters ihn überhaupt kümmerte.
    » Tswjet ?«
    »Um neun. In Ordnung.«
    Und schon stand sie vor der verschlossenen Tür, und er war zu seiner Familie zurückgekehrt.
    Draußen auf der Straße setzte ihr die Luftfeuchtigkeit zu. Sie wollte nicht in ihre stickige Wohnung zurück, also schlug sie die Zeit in diversen klimatisierten Boutiquen tot, kaufte Dinge, die sie nicht benötigte, und gab den wenigen, die sie erkannten, lächelnd Autogramme. Aber nur knappe zehn Prozent ihres Gehirns beschäftigten sich mit der Gegenwart. Der Rest konstruierte detaillierte Bilder von Orlenda, blass und zitternd auf der Beerdigung, und Maxim, der sie mit seinen starken Armen stützte. Nein! Orlenda hatte gewusst, wer sie war; Maxim hatte seiner Frau also von ihr erzählt. Natalja gegenüber hatte er den Namen Orlenda dagegen nie erwähnt. »Meine Frau« oder »die Mutter der Mädchen« hatte er immer gesagt, und Natalja hatte diese Namenlosigkeit als Respektlosigkeit interpretiert. Jetzt begriff sie, dass er Orlenda beschützt hatte.
    Ehe sie es sich versah, stellte sie sich die beiden miteinander im Bett vor und musste gegen die Tränen ankämpfen. Diese Liebkosungen gehörten ihr!
    Sie schnappte nach Luft. Zwei Kundinnen in dem Versace -Geschäft, in dem sie sich gerade befand, fuhren herum und starrten sie an. Sie huschte mit gesenktem Kopf aus der Boutique und in eine Seitenstraße, wühlte in ihrer
Handtasche nach einem Papiertuch. Erst jetzt begriff sie wirklich , was sie Lena angetan hatte. Für sie war die Angelegenheit wie ein lästiges Ohrgeräusch gewesen. Für Lena war es ein ganzer Berg an schier unerträglichen Gefühlen.
    Sie verfluchte sich. Wenn sie die Finger von Sam gelassen hätte, dann hätte Lena an jenem Abend in Richelieu keinen Anlass gehabt, so wütend zu werden und sich zu betrinken, und Sofi würde ihr Leben jetzt nicht bei Nikita im Sanatorium verbringen. Es war eindeutig alles Nataljas Schuld. Und was tat sie? Sie kaufte sich Designerkleider und stöckelte auf Filmfestivals herum, trunken vor Liebe zu Maxim, als hätte sie mit den Tragödien im Leben ihrer Schwester und ihrer Cousine nicht das Geringste zu tun. Mit zitternden Händen holte sie ihr Handy aus der Tasche und wählte Lenas Nummer.
    Lena nahm nicht ab. Sie war bestimmt in der Kinderkrippe. Auch bei Sofi hatte Natalja kein Glück. Vermutlich saß sie im Krankenhaus. Seufzend steckte Natalja das Telefon ein. Bis zu ihrem Treffen mit Maxim musste sie noch drei Stunden totschlagen. Drei volle Stunden allein mit ihren quälenden Gedanken.
     
    Er kam zu spät. Das war keine Seltenheit, und Natalja hatte es bisher immer auf seine chaotische Art zurückgeführt. Doch jetzt fragte sie sich, ob es daran lag, dass er mit seiner Frau zusammen gewesen war.
    Er entschuldigte sich, küsste sie sanft auf die Wange und nahm ihr gegenüber Platz.
    Seine Augen glänzten verdächtig.
    »Wie war’s?«, erkundigte sie sich.
    »Sehr traurig. Orlenda hat ihre Mutter verloren, als sie ein Teenager war. Sie und ihr Vater standen sich sehr nahe.«

    Wieder regte sich Nataljas Eifersucht. Sie hatte er nie nach ihrer Familie gefragt. »Ich verstehe.«
    Maxim fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, sodass

Weitere Kostenlose Bücher