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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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sie zum Telefon.
    Es klingelte eine halbe Ewigkeit. Er würde nicht rangehen. Oder es war eine fiktive Nummer. Dann fiel ihr die Zeitverschiebung ein. In Moskau war es jetzt zwei Uhr nachts. Sie wollte gerade auflegen, als er den Hörer abnahm.
    »Hallo«, brummte er.
    »Papa, hier ist Lena«, sagte sie mit schwerer Zunge auf Russisch.
    »Du hast meinen Brief also erhalten.«
    »War deine Entschuldigung ernst gemeint?«
    Sie hörte, wie er sich bewegte, vernahm das Klicken eines Feuerzeugs. Er hatte sich eine Zigarette angezündet. »Ja, das war sie.« Er klang vorsichtig. Zurückhaltend. »Ich habe mich dir gegenüber falsch verhalten.«
    Sie brach in Tränen aus, so heftig, dass sie selbst überrascht war. »Ja, das hast du«, schluchzte sie. Er schwieg, so lange, dass sie schon glaubte, er hätte aufgelegt. »Hallo?«, sagte sie besorgt.

    »Ich bin noch dran. Ich kann dich nicht trösten. Ich kann dir nicht der Vater sein, den du dir wünschst, Lena. Es tut mir leid.«
    »Warum hast du mich verlassen?«
    Er zögerte, stieß offenbar Zigarettenrauch aus. »Das erste oder das zweite Mal?« Er klang kleinlaut, weit entfernt. Sie konnte ihn kaum noch hören, als der Kühlschrank neben ihr zu brummen begann.
    »Das erste Mal.«
    »Ich habe mich verliebt. Sie wollte keine Stiefmutter sein. Ich bin davon ausgegangen, dass du zu jung wärst, um dich an mich zu erinnern, und dass du es bei Iwan und Stasja besser haben würdest.«
    »Hast du mich denn nicht geliebt?« Ihr Herz klopfte zum Zerspringen; ihr Gesicht war heiß und feucht.
    »Vielleicht nicht. Ich erinnere mich, dass ich stolz auf dich und Natalja war, als ihr klein wart. Aber als ihr dann älter wurdet … Ich konnte nichts mit euch anfangen. Es war einfacher, euch bei Verwandten zu lassen. Und dann kam Uljana und nahm mir die Entscheidung ab.«
    »Ich habe dich geliebt«, flüsterte sie.
    »Ich habe keine Liebe verdient«, erwiderte er. »Ich wollte keine Liebe. Ich hatte Angst, die Verantwortung würde mich alt und unglücklich machen. Und jetzt bin ich trotzdem alt und unglücklich.«
    Er verstummte. Die Uhr über dem Fernseher tickte laut. Lena wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab.
    »Kannst du mir verzeihen?«, fragte er nach einer Weile.
    »Nein.« Sie seufzte. »Mein Herz ist zu Stein geworden, Papa. Vor ein, zwei Jahren vielleicht … Aber jetzt ersticke ich unter der Last meines Unglücks, das einzig und allein auf dich zurückzuführen ist. Ich hätte ein anderer Mensch
sein können. Deinetwegen habe ich einen solchen seelischen Knacks, dass sogar mein Ehemann …« Sie sollte nicht zu viel verraten. Er hatte ihr Vertrauen gar nicht verdient. »Jedenfalls ist es diesmal an mir, die Entscheidung zu treffen. Diesmal wirst du dich aus meinem Leben zurückziehen, weil ich es will.« Damit legte sie auf, ehe er ihr zuvorkommen konnte.
    Binnen dreißig Sekunden klingelte das Telefon. Sie nahm ab.
    »Lena, ich muss dir etwas sagen.«
    »Ich will es nicht hören.« Sie legte erneut auf.
    Es begann wieder zu klingeln. Sie stand neben dem Telefon, atmete heftig aus, rührte aber keinen Finger. Ihr war schwindlig. Sie hatte das Gefühl, sich außerhalb ihres Körpers zu befinden und sich von der Decke aus zu beobachten. Nach zehn Minuten gab er endlich auf. Es war vorbei. Es war endgültig vorbei.

KAPITEL 48
    Es wurmte Natalja, dass Maxim ihr noch nicht vorgeschlagen hatte, bei ihm einzuziehen. Sie waren nun seit acht Monaten zusammen, und sie war sich ihrer Gefühle für ihn hundertprozentig sicher. Doch er wollte sich partout nicht voll und ganz auf sie einlassen. Warum nur? Es hatte schon ein halbes Jahr gedauert, bis er ihr endlich einen Schlüssel zu seiner Wohnung gegeben hatte. Bis dahin hatte sie bei ihm klingeln und darauf warten müssen, dass er sie hereinließ. Schließlich hatte sie sich darüber beschwert, und binnen einer Woche hatte er ihr einen Schlüssel nachmachen
lassen, mit dem sie an diesem heißen Sommernachmittag die Haustür unten aufsperrte.
    Sie stieg die Treppe hinauf und klopfte vorsichtig an, ehe sie die Wohnungstür aufschloss. Drinnen tollten Katria und Varinka umher. Auf dem Sofa saß eine zierliche Blondine. Maxim war nirgends zu sehen. »Oh«, sagte Natalja. Ihr war auf der Stelle klar, dass sie seine Frau vor sich hatte. »Ist Maxim da?«
    Die Blondine erhob sich, strich sich das fahle Haar aus dem Gesicht. Erst jetzt erkannte Natalja, dass sie geweint hatte. Ihr blieb beinahe das Herz stehen. War Maxim etwas

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