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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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Sam auf dem Sofa gesessen und in einem Katalog mit Babysachen geblättert. Und Natalja, die seit Wochen panisch ihren Text lernte, hatte Sofi mit Fragen gelöchert und sich in ihrem Drehbuch Notizen gemacht. Sofi
hatte dieses Frage-Antwort-Spiel gründlich satt, und Julien konnte nicht arbeiten, wenn ihre Cousinen da waren.
    Sofi hatte ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihr Problem mit Natalja auf die finanzielle Ebene reduzierte, aber Tatsache war, dass Natalja mit ihrem dreimonatigen Dreh für Lonely Shores eine Menge Geld verdienen würde, während Sofi jede Stunde, die sie opferte, um mit ihrer Cousine das Skript zu übersetzen oder Formulare auszufüllen, bei ihrem eigenen Vorhaben fehlte. Ihr Schmuck verkaufte sich zwar erfreulich rasch, aber die Herstellung war ein äußerst langwieriger Prozess, und da sie mit der Produktion nicht nachkam, lohnte es sich nicht, jede Woche einen Stand auf dem Markt zu mieten. Immerhin hatte sie Monica mit den Feenkostümen überreden können, ihr gegen eine Gebühr gelegentlich eine Ecke ihres Standes zur Verfügung zu stellen. Aber das Geschäft könnte viel besser gehen, müsste sie nicht ständig Natalja zur Verfügung stehen.
    Julien stöhnte verärgert und schlug eine neue Seite auf. »Heute machen die Striche, was sie wollen!«
    »Das tut mir leid für dich.« Sofi lächelte.
    »Bei dir sitzt jeder Handgriff, Sofi. Nie sehe ich dich zögern. Du bist so entschlossen, ganz anders als ich.«
    Sofi ging vor Stolz das Herz auf. Sie waren nun schon seit ein paar Wochen zusammen, aber es kam ihr noch immer so vor, als müssten ihre Ansichten und Fertigkeiten weniger wert sein als die eines berühmten Künstlers. Nicht, dass Julien ihr jemals dieses Gefühl vermittelt hätte, im Gegenteil. Er zeigte aufrichtiges Interesse an ihr und ihrer Tätigkeit. Natalja nannte ihn abschätzig Napoleon, dabei wies sein Verhalten nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem des Tyrannen auf. Er war einfühlsam, geduldig und sanft.

    Sein Aufenthalt dauerte nur noch drei Monate, dann würde er nach Frankreich zurückkehren. Eine unpraktische Zeitspanne, wie Sofi fand; nicht ausreichend, um sich zu verlieben und ewige Treue zu schwören, aber zu lang für eine flüchtige, leidenschaftliche Affäre.
    Julien sah zu ihrem Häuserblock hinüber und runzelte die Stirn. Das tat er oft; eine senkrechte Falte hatte sich dauerhaft in seine Stirn eingegraben. »Ist das Natalja?«
    Sofi folgte seinem Blick. »Ja.« Schon wieder. Natürlich mit einem Drehbuch in der Hand.
    Julien erhob sich. »Tut mir leid, ich muss ungestört sein.«
    »Schon gut.«
    Er setzte sich auf die nächste Bank. Natalja zögerte, ging dann aber auf Sofi zu und ließ sich neben ihr nieder.
    »Was ist es diesmal?«, erkundigte sich Sofi auf Englisch.
    »Du musst nicht gleich bissig werden.« Natalja reichte ihr einen Umschlag. »Hier, ein Brief von Tante Stasja.«
    Sofi riss ihn gespannt auf. Vor zwei Wochen hatte sie ein Schmuckstück zu einem besonders guten Preis verkauft und beschlossen, den Erlös ihrer Mutter zu schicken, die Überstunden in der Bäckerei machen musste und einen Untermieter hatte, den sie nicht leiden konnte. Da machte jede noch so geringe finanzielle Unterstützung einen großen Unterschied.
    Doch ihr Scheck rieselte ihr, in Stücke zerrissen, aus dem Umschlag entgegen. Sofi musste lachen. Den beiliegenden Brief würde sie später lesen, wenn sie allein war. Und nächstes Mal würde sie gleich Rubel schicken; die würde Mama bestimmt nicht zerreißen.
    Natalja hatte inzwischen ihr Drehbuch aufgeschlagen und tippte auf eine Textstelle. »Ich verstehe nicht, Sofi«,
sagte sie. »Es muss Fehler sein. Tatjana sagt zu Mr. Bradley, dass sie ihn findet toll, aber Mr. Bradley ist alt, fast sechzig, und Tatjana ist jung. Sagt sie das, weil sie sein Geld will?«
    Sofi, die das ganze Drehbuch mehrmals gelesen hatte, schüttelte den Kopf. »Erstens ist das nicht das wirkliche Leben, Natalja, und zweitens ist das Alter unerheblich, wenn man sich zu jemandem hingezogen fühlt.«
    »Wie alt ist Julien?«
    »Fünfunddreißig.« Warum hatte Sofi sofort das Gefühl, ihn verteidigen zu müssen?
    »Er ist also auch älter. Aber noch nicht sechzig.«
    Sofi lachte. »Sein Alter ist mir egal.«
    »Ich soll also hier richtig verliebt sein, nicht nur so tun als ob?«
    »Wenn du mich fragst, ja.«
    Natalja legte die Stirn in Falten.
    »Natalja, du musst unbedingt mehr lesen«, ermahnte Sofi sie, jetzt auf Russisch. »Du würdest deine

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