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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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Boden.
    Sofi nahm den ersten Säugling und wickelte ihn mitsamt der langen, bläulichroten Nabelschnur in ein Handtuch. Ihr panischer Gesichtsausdruck machte Lena Angst.
    »Ich muss pressen«, keuchte sie und kämpfte sich auf die Knie.
    »Hör auf!«, rief Sofi über das Jammern des ersten Babys hinweg.
    Lena öffnete die Augen und bemerkte zu Tode erschrocken, dass sie in einer riesigen Blutlache kniete. Sie verlor das Gleichgewicht, kippte zur Seite, und dann wurde ihr schwarz vor Augen.
     
    Als sie erwachte, lag sie in einem frisch bezogenen Krankenhausbett. Sie trug ein sauberes Nachthemd und hing an einem Tropf. Sonnenlicht blendete sie. Sie drehte den Kopf zur anderen Seite und erblickte Sam, und neben ihm, in einem Plastikbettchen, ein winziges Baby.
    Sam sprang auf. »Du bist aufgewacht!«
    Plötzlich erinnerte sie sich an alles. »Wo ist das zweite?«, rief sie.
    »Dem geht es gut.« Sam hatte Tränen in den Augen. »Beiden geht es gut. Der kleine Junge hat sich tapfer gehalten. Er ist noch im Brutkasten, aber in ein bis zwei Tagen darf er raus.«
    »Ein Junge?«

    »Und ein Mädchen. Du hast es geschafft, Lena. Du wärst beinahe gestorben, aber du hast es geschafft.«
    »Ich wäre beinahe …?«
    »Du hast eine Bluttransfusion bekommen, und dann wurde das zweite Baby per Kaiserschnitt geholt, unter Vollnarkose. Eine Notoperation.« Die medizinischen Begriffe klangen fremd aus seinem Mund. »Dafür sind es die schönsten Babys auf der ganzen Welt.«
    Lena sah sich um. Rechts und links Vorhänge. Das Licht war unglaublich hell; sie fühlte sich schwach und schwindelig.
    »Darf ich die Kleine in den Arm nehmen?«, fragte sie.
    »Ich hole eine Schwester.«
    Gleich darauf kam eine streng wirkende Pflegerin. Lena wollte sich aufsetzen, ließ es wegen der Schmerzen aber bleiben.
    »Nicht bewegen«, befahl die Pflegerin. »Sie müssen noch untersucht werden, aber erst lasse ich Sie fünf Minuten mit der Kleinen allein.« Sie nahm das in eine rosa Decke gewickelte Bündel hoch und legte es neben Lena ab. »Ich bin gleich wieder da«, erklärte sie und ging.
    Sam setzte sich aufs Bett, und Lena betrachtete staunend ihre kleine Tochter. Sie schlief, eine winzige Hand zur Faust geballt.
    »Sie wiegt zwei Kilo und achthundert Gramm, und der Junge zwei Kilo und dreihundert Gramm«, bemerkte Sam.
    »Sie ist perfekt«, hauchte Lena. Sie wagte kaum, sie zu berühren.
    »Sofi hat Natalja Bescheid gesagt. Die beiden sollten bald hier sein«, erzählte Sam. »Hör mal, Lena …«
    Sie konnte sich gar nicht satt sehen an diesem kleinen
Geschöpf, das nun den Mund öffnete und schloss und den Kopf hin und her drehte. »Ja?«
    »Du wirst dich schonen müssen. Du hast eine komplizierte Operation hinter dir. Wir haben noch immer keine Wohnung, und wir sind auf Hilfe mit den Kindern angewiesen. Wir wären dumm, wenn wir Mums Angebot ausschlagen würden.«
    Lena betrachtete ihre wunderschöne Tochter. Ihre Tochter.
    Sie hätte beinahe gelacht. Eine zufriedene Ruhe erfasste sie. Was konnte schon schiefgehen, solange sie alle zusammen waren?
    »Bist du sicher, dass du das willst?«, fragte sie ihn. »Was ist mit der Band?«
    »Die läuft mir nicht davon. Der Schlagzeuger kommt ohnehin nie zu den Proben; James hat allmählich die Nase voll von ihm. Und Mum ist ganz scharf darauf, uns zu unterstützen. Wir sollten ihr die Freude machen und zu ihr ziehen.«
    »Also gut«, sagte sie. »Solange wir nur zusammen bleiben.«

KAPITEL 20
    Sofi hatte ihre Matratze ins Wohnzimmer gelegt, um im Schlafzimmer Platz für die beiden Kinderbettchen zu schaffen. Natalja war vor dem nächtelang andauernden Babygeschrei geflohen und endgültig zu Rupert gezogen. Heute war sie ein letztes Mal zu Besuch gekommen. Sie saß neben Sofi auf der Matratze vor dem Fernseher und schaute mit ihr Lonely Shores , während sich Lena nebenan mit
Anna und Matthew plagte, die partout nicht einschlafen wollten. Natalja hätte ja Mitleid mit ihrer Schwester gehabt, wenn ihr das ewige Gequengel nicht schon fürchterlich auf die Nerven gegangen wäre. Wie zwei jammernde Katzen. Nach allem, was sie in der vergangenen Woche mitbekommen hatte, wusste sie, dass sie nie Kinder haben wollte. Niemals.
    »Lena verpasst ja alles«, bemerkte sie.
    »Sie hat im Moment ganz andere Sorgen«, erwiderte Sofi sanft. Man musste Natalja eben immer wieder daran erinnern, dass sie nicht der Mittelpunkt des Universums war.
    Selbst als der Abspann über den Bildschirm flimmerte, war aus dem

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