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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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Groll gegen Viktor gehegt, und Lena konnte sich nur zu gut vorstellen, dass sie ihn unter dem Vorwand, ihre Nichten beschützen zu wollen, abgewimmelt hatte.

    »Sei ihr nicht böse«, sagte Papa. »Sie hat getan, was sie für richtig hielt.«
    »Sie wusste doch, wie viel du mir bedeutest.« Lena wischte sich mit der Handfläche eine Träne von der Wange. »Das ist unverzeihlich.« Einem plötzlichen Impuls folgend, setzte sie sich zu ihm auf die Couch und kuschelte sich an ihn.
    Er schien nicht so recht zu wissen, wie er reagieren sollte, und befreite schließlich umständlich den rechten Arm, um nach der Whiskyflasche zu greifen und sich nachzuschenken.
    »Ich liebe dich, Papa. Ich habe dich immer geliebt. Ich habe so lange gewartet …« Wieder flossen Tränen.
    »Nicht weinen. Jetzt bin ich ja hier.«
    Die Tür wurde aufgerissen, und Matthew und Anna kamen herein, gefolgt von Wendy und Sam. Die Augen der Kinder glänzten voll weihnachtlicher Vorfreude. Wendy sah ihn als Erste und blieb wie angewurzelt stehen.
    Lena sprang auf. »Das ist mein Vater.« Die englischen Worte kamen ihr plötzlich nur schwer über die Lippen.
    Auch Papa erhob sich und nickte. »Ich bin Viktor Tschernow«, sagte er mühsam auf Englisch.
    Mit heftig pochendem Herzen stellte ihm Lena ihre Familie vor: Ihre Schwiegermutter, die sich reserviert verhielt, und ihren Mann Sam, der ihn ungläubig betrachtete, und ihre beiden Kinder. Sie starrten ihn mit großen Augen an.
    »Das ist Djeduschka Viktor«, erklärte sie ihnen.
    »Kommt zu eurem Großvater«, sagte Papa auf Russisch und streckte die Arme aus.
    Anna musterte ihn mit dem Finger im Mundwinkel, Matthew versteckte sich hinter Sams Bein.
    »Hast du ihnen kein Russisch beigebracht?«, fragte Viktor.
    Lena lief rot an. »Sie brauchen es doch hier in England nicht.« Wendy hatte ihr davon abgeraten, die Kinder zweisprachig zu erziehen.
    »Bleiben Sie lange?«, fragte die stets praktisch denkende Wendy.
    »Kleine Weile«, entgegnete er. »Vielleicht.«
    »Ich nehme ihn nächste Woche mit nach London«, sagte Lena. »Ich werde Natalja überraschen.«
    »Nun, dann organisieren wir Ihnen mal einen Schlafplatz.«
     
    »Also, du bleibst hier sitzen und wartest auf mich.« Lena rückte ihrem Vater einen Stuhl zurecht. Sie waren in einem belebten Café. Der Duft von gebratenem Speck und gemahlenem Kaffee hing in der Luft. Lena knurrte der Magen. Papa hatte am Busbahnhof gefrühstückt, ehe sie um sechs in Briggsby losgefahren waren, doch Lena war zu nervös gewesen.
    »Soll ich dir eine Tasse Kaffee holen?«, fragte sie.
    »Nein, ich brauche nichts. Wie lange wirst du weg sein?«
    »Ich bringe nur schnell meinen Koffer hinauf und sage Natalja und Sofi, dass ich eine Überraschung für sie habe.« Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, obwohl sie wusste, dass Papas Rückkehr ihrer Schwester und ihrer Cousine bei Weitem nicht so viel bedeuten würde wie ihr. »Und dann komme ich dich holen. Es ist gleich gegenüber.«
    Es fiel ihr schwer, ihn zurückzulassen. Die Angst saß tief, dass er erneut verschwinden, sich in Luft auflösen könnte. Sie wandte sich um und trat aus dem warmen Café hinaus in das winterlich graue London.
    Wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie keine Ahnung, wie
Natalja reagieren würde, aber tief in ihrem Inneren musste sich ihre Schwester auch nach ihrem Vater gesehnt haben, oder?
    Die Ferienwohnung lag im zweiten Stock eines roten viktorianischen Backsteingebäudes. Sie klopfte und wurde sogleich stürmisch von Natalja und Sofi begrüßt. Sofi war bereits am Vortag mit Nikita angereist. Der Kleine saß auf dem Wohnzimmerboden vor einem auf dem Dach liegenden Spielzeuglaster und drehte mit seinen speckigen Händchen an den Rädern. Lena stellte ihren Koffer in eines der Schlafzimmer und stellte erfreut fest, dass es ein zusätzliches Zimmer gab. Nach zehn Minuten holte sie tief Luft und verkündete: »Ich habe eine große Überraschung für euch. Vor allem für dich, Natalja.«
    »Bist du wieder schwanger?«, mutmaßte Sofi.
    »Was hätte ich dann davon?«, fragte Natalja.
    »Sie bekommt ein Kind und möchte, dass du es adoptierst.«
    Doch Lena war nicht zu Scherzen aufgelegt. »Bitte, das ist wichtig. Ich muss nur noch einmal kurz weg. Wartet hier.«
    Mit heftig klopfendem Herzen eilte Lena hinunter. Er war noch da; sie sah durch das Fenster seine aufrecht dasitzende dunkle Gestalt. Sie überquerte die Straße. Jetzt hatte er sie erspäht, nahm seinen Koffer und kam ihr

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