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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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nicht ungehört. Dass Christian ihn verstanden hatte, sagte schon sein Gesichtsausdruck.
    In diesem Moment geschah, was geschehen musste. Ein Schlüssel drehte sich in der Tür und ihre beiden Köpfe fuhren gerade rechtzeitig herum, um einer hübschen jungen Frau dabei zuzusehen, wie sie eintrat.
    Carolas Gesicht hellte sich auf, als sie die beiden Männer sah. „Oh, du hast Besuch?“, fragte sie Olaf mit einem charmanten Lächeln. „Davon hast du mir gar nichts gesagt.“
    Sie ging auf ihn zu und begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange, den er wie gewohnt erwiderte.
    „Ein Überraschungsbesuch“, erklärte er mit einer Geste in Richtung des anderen. „Christian hat mich auch nicht vorgewarnt.“
    „Du bist Christian?“
    Carolas Freundlichkeit verwandelte sich in ein Strahlen und sie streckte dem Jüngeren ihre Hand entgegen.
    „Ich freue mich so, dich endlich kennen zu lernen.“
    „Wieso?“ Christian schüttelte ihre Hand energisch und riskierte einen Blick in Richtung Olafs. „Hat er soviel über mich erzählt?“
    Carola kicherte. „Im Gegenteil. Man muss ihm jede Einzelheit aus seiner Familie mit viel Mühe entlocken.“
    Christian hob die Augenbrauen. „Also keine peinlichen Anekdoten?“
    Carola schüttelte den Kopf. „Keine einzige, zu meiner großen Enttäuschung.“
    Christian seufzte gespielt theatralisch auf. „Wie schön“, erwiderte er dann. „Endlich jemand, der mich als das sieht, was ich bin – die Unschuld vom Lande.“
    Carola klopfte ihm auf die Schultern, zwinkerte dann Olaf zu. „Ich mag ihn“, stellte sie fest und knufften den Älteren dann in die Seite. „Wieso hast du ihn so lange vor mir versteckt?“
    Christian kam ihr zu Hilfe. „Ja, Olaf, warum nur?“, klagte er lachend.
    „Deshalb“, schüttelte Olaf den Kopf. „Zwei von euch sind mir zu viel.“
    „Ach.“ Carola stellte sich auf die Zehenspitzen und stahl sich einen Kuss von Olafs Lippen. „Gib es zu, du genießt es doch.“
    Olaf lächelte und erwiderte den Kuss, obwohl er sich nicht sicher war, was er denken sollte.
    Ob es ihm recht war, dass Christian Zeuge seiner trauten Zweisamkeit mit Carola war, oder ob es vielleicht genau das war, was er beabsichtigt hatte, als er entschied mit ihr zusammenzuziehen.
    Eine offene Demonstration seiner Lebensweise, ein Signal, dass der Bruder unmöglich missverstehen konnte.
    Und doch war es ihm nun unangenehm und Olaf wusste nicht, ob es daran lag, dass Christian so plötzlich aufgetaucht war, ohne ihm Zeit zu geben, sich auf die unvermeidliche Konfrontation vorzubereiten oder ob Situationen wie diese sich in der Realität stets komplizierter darstellten, als während der unzähligen Male, während derer man sie im Geiste bereits zuvor erlebte.
    Dass es eines Tages so kommen musste, war ihm klar gewesen, darin bestand gewissermaßen der Sinn und Zweck seines Handelns.
    Auch dass Christian Bescheid wusste, daran bestand kein Zweifel.
    War der Jüngere zwar nicht auf seine entsprechenden Nachrichten und kurzen Schilderungen in Briefen eingegangen, aber Olaf fühlte sich dennoch sicher, dass er die Entwicklung genauestens verfolgte, dass er möglicherweise sogar erahnte, dass Olaf beabsichtigte, eines Tages um Carolas Hand anzuhalten.
    Olaf liebte sie wirklich. Sie ergänzte ihn auf ihre eigene, perfekte Art, ging auf ihn ein, wo er es benötigte, doch ließ ihm auch seinen Freiraum, wenn er diesen brauchte. Sie fühlte sich weich und vertraut unter ihm an, zu ihr zu kommen, war genau so wie es sein musste, nach Hause zu kommen.
    Und doch bestand sie auf ihrem eigenen Leben, verfolgte ihre Karriere und achtete auf den Abstand zwischen ihnen, der es ermöglichte, dass sie sich nicht auf die Nerven gingen.
    Zudem war sie attraktiv und es konnte nur von Vorteil sein, sich mit einer Frau wie ihr sehen zu lassen.
    Olaf konnte sich glücklich schätzen, dass sie ihn ertrug, seine Launen und schlechten Stimmungen akzeptierte.
    Tief in sich ahnte er, dass sie sich bereits bei ihrem ersten Zusammentreffen für seinen Namen entschieden hatte, und dass einer zielstrebigen Frau wie ihr kaum etwas in die Quere kommen konnte, ging es darum, einen Plan in die Tat umzusetzen.
    Eine weitere Sache, die sie gemeinsam hatten. Ein weiterer Punkt, warum sie die ideale Frau für ihn war.
Was also konnte es schaden, seine Zukunft Christian gegenüber bloßzulegen, vor allem, da der Jüngere sich nicht daran zu stören schien.
    Er hatte richtig gehandelt. Aus Christian sprach stets nur die

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