Ueber den Horizont hinaus - Band 1
Olaf ansah. „Das bist du mit Sicherheit nicht.“
Olaf wandte schnell den Blick ab und beeilte sich aufzustehen.
Er ahnte, was Christian vorhatte, ahnte, dass es ein Abend werden sollte, wie der vorhergegangene. Und Olaf fieberte diesen Stunden entgegen, obwohl er sich sagte, dass er dem einen Riegel vorschieben sollte, dass er sich sofort in sein Zimmer zurückziehen, die Tür verriegeln und seine Gedanken auf Carola konzentrieren sollte.
Doch wider sein besseres Wissen gab er dem tiefsitzenden Verlangen nach, drängte es ihn, eine Situation zu wiederholen, von der er den ganzen Tag geträumt hatte.
Und wie erwartet, teilten er und Christian auch in diesem Fall ihre Vorstellungen. Nicht lange, nachdem Olaf sich gesetzt hatte, gesellte der Jüngere sich zu ihm, spielte mit neu gewonnener Sicherheit an Fernseher und DVD-Player, bevor er sich mit Schwung neben Olaf auf das Sofa warf und in einer eleganten, fließenden Bewegung an ihn schmiegte.
Olaf schloss die Augen, spürte wie sich sein Brustkorb dehnte, wie sich sein Herz mit Liebe erfüllte. Er zögerte nicht mehr, sondern schlang wie selbstverständlich den Arm um den Jüngeren, zog ihn zärtlich an sich.
Und Christian schmolz geradezu in die Bewegung. Sein Körper passte sich so perfekt dem des Älteren an, dass Olaf erschauerte. Was war nur verkehrt mit ihnen. Wieso bestrafte Gott ihn mit diesen Gefühlen, die so falsch waren und sich dennoch so richtig anfühlten?
Christian atmete gegen Olafs Hemd und der Ältere spürte sein Haar, weich wie Seide, gegen sein Kinn. Christian sah nicht auf den Bildschirm, nein, offenbar sah er an Olaf hinab oder hielt die Augen geschlossen.
Müdigkeit, versuchte Olaf sich einzureden. Er ist müde und erschöpft, so wie ich.
Doch er wusste, dass es sich dabei um nichts Anderes, als eine faule Ausrede handelte, eine Ablenkung von etwas Offensichtlichem.
Aber dies durfte nicht sein, Christian durfte nicht das spüren, was Olaf spürte. Christian war nicht krank, nicht verkommen, nicht überarbeitet, so wie er.
Und doch wanderte Christians Hand nach einer Weile auf Olafs Knie. Einen Moment blieb sie darauf liegen, genau dort, wo sich ihre Beine berührten.
Dann fühlte Olaf, dass der Jüngere sich näher an ihn schmiegte, fast als wollte er in ihn hineinkriechen. Seine zweite Hand gesellte sich zu der ersten und tastete dann vorwärts, weiter, bis sie Olafs Finger fand, die lose neben ihm auf der Couch ruhten.
Christian legte seine Hand auf die des Älteren und begann dann die Konturen mit seinen Fingern nachzufahren. Langsam glitten seine Finger über Knöchel, Nägel und Schwielen, die Olaf noch aus seiner Armeezeit zurückbehalten hatte, verursachten weitere Schauer, die Olafs Wirbelsäule hinauf und herabliefen.
Unwillkürlich seufzte er auf, als Christian das Handgelenk umfasste, bevor er seine Finger in kleinen Mustern den Unterarm hinauf wandern ließ.
Olaf schauderte nun merklich und Christian hielt die Luft an – der Ältere fühlte es durch die Nähe seiner Brust.
Doch dann wanderten die Finger weiter, unermüdlich, ließen sich nicht aufhalten und Olaf schloss seine Augen, ergab sich nur der Berührung.
Christian wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Handgelenk zu.
Langsam, sehr langsam drehte er dieses, bis Olafs Handfläche nach oben zeigte. Dann legte er seine Hand auf die des Bruders, als wollte er deren Größe vergleichen.
Jedoch verschränkte er seine Finger mit denen des Bruders, schuf eine Verbindung, die Olaf im Innersten erschütterte.
Hastig sog Olaf seinen Atem ein, sein Herz raste.
Christian rieb sein Gesicht an Olafs Hemd, über seine Brustwarzen, die sofort hart wurden. Die Erregung schoss in seinen Unterleib und Olaf unterdrückte ein leises Stöhnen.
Und dann bewegte sich der Kopf des Bruders höher, näherte sich Olafs Gesicht. Er schmiegte seine Wange erst gegen Olafs Schulter, dann drehte er sein Gesicht zu dem Olafs, näherte seine Lippen Olafs Ohr.
„Ich liebe dich“, flüsterte er. „Und du liebst mich auch.“
„Christian“, stieß Olaf hervor, doch die Silben wurden verschluckt vom Geräusch des Blutes, das durch seine Adern rauschte.
„Ich will mit dir schlafen.“
Das brachte Olaf zu sich und er fuhr hoch, zurück, auseinander, rückte bis an das Ende des Sofas, bereit aufzuspringen, fortzurennen und nicht zurückzusehen.
„Was sagst du da? Wie… wie kannst du so etwas sagen?“
Christian sah ihn mit großen Augen an. Sein Gesicht war errötet, sein Haar
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