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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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hättet…“
    Hannibal hob seine Hand und brachte ihn damit zum Schweigen.
    „Gib dir keine Mühe“, sagte er rau.
    „Wir wissen, dass es dir an der notwendigen Konsequenz mangelt.“
    Olaf schnappte nach Luft. „Aber ich hätte…“
    Helena nahm seinen Arm, versuchte ihn beiseite zu ziehen.
    „Du hast getan, was dir richtig erschien“, schnurrte sie freundlich. „Und immerhin bist du ja auch sein Bruder – die Erziehung ist unsere Aufgabe.“
    Olaf behielt seine Position, ließ sich nicht fortziehen. „Er ist fast erwachsen“, bemühte er sich, eine Richtung anzugeben.
    „‘Fast‘ ist das Wort, das den Ausschlag gibt“, brummte Hannibal. „Und er gibt uns allen Grund zu vermuten, dass es noch dauert, bis er vernünftig wird.“
    Mit diesen Worten versuchte er Olaf mit seiner Schulter beiseite zu stoßen, doch aus einem ihm selbst unerklärlichen Instinkt heraus, behielt dieser seine Position bei.
    „Paps!“ Olafs Stimme klang in seinen eigenen Ohren stärker nach einer Bitte, als er es sich wünschte.
    Zögernd und das leichte Schwanken seiner Hand ignorierend, als sie sich auf Hannibals Ärmel legte, griff er mit der anderen Hand nach Helena, richtete seinen Blick erst auf den Vater und dann auf seine Mutter.
    „Lasst mich das regeln“, schlug er vor. „Ich rede mit Christian und bringe ihn zur Vernunft.“
    „Nein!“ Hannibal schüttelte seinen Kopf. „Du hast Wichtigeres zu tun – deine Arbeit, deine Karriere.“
    „Er ist mein Bruder und ich liebe ihn.“
    Hannibals Kinn reckte sich in die Höhe, sein Blick wurde starr. Mit einem Ruck zog er seinen Arm aus Olafs Griff.
    „Das ist das Problem“, zischte er. „Du bist zu weich. Ihr seid beide zu weich. In dieser Welt kann man so nicht überleben.“
    „Paps.“ Olaf ging einen Schritt auf seinen Vater zu. Er streckte seinen Rücken durch, atmete aus und zeigte zum ersten Mal in Gegenwart seines Vaters die Haltung, die er gewohnt war, in geschäftlichen Belangen einzunehmen.
    Antrainierter Kampfgeist drückte sich in der Art aus, in der Olaf die Zähne zusammenbiss und sein Kinn nach vorne streckte.
    Die Selbstbehauptung, die von ihm erwartet wurde, und die er außerhalb der Familie auch ohne Scheu anwandte. Nur nicht gegenüber seinem Vater. Zumindest bis zu diesem Moment noch nicht.
    Hannibal kniff seine Augen zusammen und runzelte die Stirn.
    „Was?“
    Olaf beugte sich zu ihm vor, ein wenig nur, jedoch genug, dass Hannibal ihn verstehen, seine Worte jedoch nicht an andere Ohren dringen konnten.
    „Ich werde nicht zulassen, dass du ihm etwas tust!“, stellte er fest, starrte unbeirrt in die Augen des älteren Mannes.
    „Was erlaubst du dir?“ Hannibals Stimme blieb ebenfalls leise, als er zurückschnappte.
    Wieder griff Olaf nach dem Arm seines Vaters, bohrte seine Finger in den feinen Stoff.
    „Er hat seine Gründe“, fuhr Olaf fort. „Was auch immer du vorhast, ich werde auf seiner Seite stehen.“
    „Was willst du tun?“, zischte Hannibal. „Du kannst nichts tun. Was um alles in der Welt ist in dich gefahren?“
    Olaf lehnte sich weiter zu ihm. „Ich werde dafür sorgen, dass er von euch wegkommt. Ich weiß genug, um jedes Gericht der Welt zu überzeugen, um den Familiennamen ein für alle Mal zu zerstören.“
    „Das… das wäre dein eigener Untergang.“ Hannibal schnappte nach Luft. „Du würdest niemals… es wären alles Lügen.“
    Olaf ließ ihn los, wich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Bis das bewiesen ist, hat er sein eigenes Leben.“
    Olaf sprach leise und drohend, sein Ton gefährlich – wie er es gelernt hatte, wie Hannibal es ihn einst lehrte.
    Der Austausch verging rasch, zu rasch als dass Helena oder Christian verstehen konnten, worum es sich handelte.
    Hannibals stechende Augen bohrten sich für einen Moment in die Olafs, bevor er sie mit einem Seufzer schloss.
    „Die Verhandlungen sind noch nicht beendet“, stellte er fest. „Du schuldest mir etwas.“
    Olaf nickte kurz und sein Vater öffnete gerade noch rechtzeitig die Augen, um die Zustimmung zu erkennen.
    Hannibal lehnte sich ein letztes Mal zu ihm, kam ihm so nah, dass seine Lippen beinahe Olafs Wange berührten.
    „Ich tue das nur, weil der Junge im Grunde ein hoffnungsloser Fall ist. Häng dich nicht an ihn – auf keinen Fall.“
    „Ich komme zurecht“, sagte Olaf beiläufig und seine Augen wanderten zu Helena.
    „Mama?“, fragte er. „Was habt ihr vor? Was sind eure Pläne?“
    Helena legte ihren Kopf

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