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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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befand. Breit lächelnd und seinen Charme in alle Richtungen versprühend unterhielt er sich, doch seine Augen huschten von Zeit zu Zeit zu Kevin herüber, der nun ein wenig unsicher vor Janine stand.
    Für einen Augenblick nur fragte sie sich, wie Calvins Frau es wohl aushielt, dass dieser mit jedem weiblichen Wesen flirtete, mittlerweile offensichtlich ohne sich selbst dessen bewusst zu sein.
    Janine legte den Kopf schief und strich ihr rötlich schimmerndes Haar zurück, sich sehr wohl bewusst, dass das Freilegen ihrer weißen Haut am Nacken und der Anblick der weichen Linie, die sich zwischen Hals und Schultern dehnte, ausreichten, um mehr als einen interessierten Betrachter in seinen Knien schwach werden zu lassen.
    Auch Kevin schluckte trocken, lächelte dann sein typisches schiefes, jungenhaftes Lächeln und fragte sie,wie erwartet, ob sie nicht Lust habe, mit ihm auszugehen.
    Natürlich hatte sie, und selbst wenn seine schlanke, beinahe schlaksige Gestalt und seine dunklen Locken ihr kein angenehmes Kribbeln im Unterleib verursacht hätten, so würde sie doch alleine zusagen, um der Presse eine hübsche Story aufzutischen und somit ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Janine hatte schnell gelernt, wie das Geschäft funktionierte.
    Der Abend verlief nett und harmlos. Sie tasteten sich vorsichtig einander an, lernten sich kennen, doch ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen. Als die Paparazzi auftauchten, nahm Kevin ihre Hand und hielt sie, bis beide sicher gehen konnten, dass alle Schnappschüsse gemacht waren.
    „Das war sehr schön“, sagte sie zum Abschied und bot ihm ihre Lippen, die er pflichtschuldig und doch zärtlich küsste. Viel zu kurz, wie sie fand, aber doch ein Anfang.
    Und wie sie es sich hätten denken können, war Simon am nächsten Morgen der erste, der einschlägige Artikel und Schlagzeilen zitierte. „Die junge Liebe“, neckte er Janine, die ihm empfahl, seinen Text noch einmal durchzugehen, anstatt dumme Gerüchte zu verbreiten. Schließlich war für gewöhnlich nicht sie es, die Dreharbeiten verzögerte.
    Simon jedoch ließ sich nicht beeindrucken. „Du willst also behaupten, es wäre nichts zwischen euch?“, stichelte er weiter.
    Gegen ihren Willen fühlte Janine, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. „Gar nichts“, zischte sie zurück und verteilte Puder auf ihren Wangen. „Wir sind nur Freunde.“
    „Ach so“, meinte Simon und steckte die zu seiner Uniform gehörende Marke an, die ebenso falsch war, wie alles andere am Set. „Nur Freunde, so wie Kevin mit Calvin nur befreundet ist.“
    Janine entging der giftige Unterton, als sie bestätigte. „Genauso. Wir waren nur essen.“
    Simon stand auf und pfiff vor sich hin, zwei der Zeitschriften, die er mitgebracht hatte, vor sich her wedelnd.
    Janine zuckte zusammen, als eine lange Gestalt sich plötzlich über sie beugte. Zuerst dachte sie, Kevin würde ihr sanft ins Ohr pusten, doch dann verstand sie die leisen Worte.
    „Ich muss mit dir sprechen“, flüsterte er und Janine nickte nur, unfähig zu antworten, da ihr ganzer Körper vibrierte und ihr Blut in den Ohren rauschte.
    Doch es schien, als habe Kevin weiter nichts sagen wollen, denn als sie wieder zu sich kam, war er bereits verschwunden.
    Sie spielten eine Szene zusammen und Janine glaubte, die Spannung knistern zu hören. Jedoch kam das leise Knistern nicht gegen die Funken an, die zwischen Kevin und Calvin flogen, als sie an einem einzigen Drehtag den Bogen zwischen Streit und Versöhnung ihrer Charaktere schlugen.
    Janine ging es wie den meisten anderen, die gebannt zusahen, obwohl sie sich eigentlich bereits hätten zurückziehen können. Heimlich bestätigte das Gesehene sie in ihrer Überzeugung, dass die beiden miteinander geübt haben mussten.
    Die Zweifel, der Verrat und die unausweichliche Versöhnung entfalteten sich zu perfekt, zu flüssig. Deshalb war Janine auch nicht überrascht, als nach der Aufnahme Kevin die Hand Calvins ergriff und ihn zu ihr führte. Sie berührten sich, während des Spiels und in Wirklichkeit. Ihre Vertrautheit unterstützte ihre Kunst.
    Erst als er vor ihr stand, ließ Kevin den anderen Mann los. „Ist es in Ordnung, dass Calvin mitkommt?“, fragte er leise.
    Janine sah ihn überrascht an, nickte dann. „Ja doch, warum nicht“, antwortete sie trotz widerstrebender Gefühle.
    „Ich habe nicht viel Zeit“, sagte Calvin beinahe entschuldigend. „Aber wir können mit meinem Wagen fahren und zurück nehmt ihr ein Taxi.“
    Kevin

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