Ueber den Horizont hinaus - Band 1
lächelte, also lächelte auch Janine und erntete von Calvin einen spontanen Kuss auf die Wange.
Es dauerte nicht lange, den Drehtag zu beenden und sich umzuziehen. Dennoch wartete Calvin bereits auf sie und auch auf Kevin. Er schien es wirklich eilig zu haben, ein Umstand, der Janine nicht weiter beunruhigte.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie, nachdem sie sich gemütlich in die Polster zurückgelehnt und ihren kurzen Seidenrock glattgestrichen hatte.
Calvin antwortete und Janine nickte erfreut. Ein kleines Weinlokal mit abgetrennten Nischen und großer Betonung auf Privatsphäre. Offenbar war dieser Abend nicht als Futter für die Fotographen geplant.
Der Wein war schwer und süß und Janine fragte sich einen Moment, ob beide Männer ihr zuliebe die gleiche Bestellung getätigt hatten.
Sie deutete auf Calvins Karaffe. „Kannst du danach noch fahren?“
Calvin lächelte und legte eine Hand auf Kevins Arm. Überhaupt saßen die beiden sehr eng zusammen. Janine kam es vor, als berührten ihre Knie sich unter dem Tisch.
Nicht, dass sie kein attraktives Bild boten, das musste sie unumwunden zugeben. Beide dunkles Haar, kaffeebraune Augen und beinahe die gleichen Hemden, weiß und steif im Kragen. Sie könnten die Brüder sein, als die sie besetzt worden waren.
„Ich trinke nicht aus“, sagte Calvin. „Kevin bekommt, was mir zu viel ist.“ Ihre beiden Augen trafen sich und
Janine bemerkte etwas wie Trauer oder Schmerz in dem dunklen Blick.
Dann sah er auf seinen Teller, sprach jedoch weiter. „Ihr versteht euch also gut, Kevin und du.“
Janine blinzelte. „Ja, ich denke schon.“ Verwundert wandte sie ihre Aufmerksamkeit Kevin zu, bemühte sich, seinen Gesichtsausdruck zu deuten.
„Das ist schön.“ Calvin blickte immer noch nach unten. Mit Messer und Gabel schob er lustlos das Stück Baguette auf seinem Teller hin und her. „Sehr schön.“
„Ich… ich weiß nicht…“ Janine runzelte die Stirn, fühlte sich mit einem Mal bloßgestellt, unvorbereitet auf einer Bühne, ohne auch nur die leistete Ahnung zu haben, was von ihr erwartet wurde.
„Es… es ist ein wenig kompliziert“, murmelte Kevin und Janine bemerkte, dass seine Augenlider flatterten.
Calvin bemerkte dies auch. Er beugte sich zu Kevin, legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Möchtest du das lieber ohne mich…?“, fragte er leise.
Kevin seufzte, drehte dann seinen Kopf, um den anderen direkt anzusehen. „Ich glaube ja“, sagte er leise. „Entschuldige bitte. Ich dachte zuerst, es wäre leichter, wenn du dabei bist… aber jetzt.“
„Ich verstehe.“ Calvin lächelte und küsste ihn auf die Wange. „Ruf mich an“, sagte er, bevor er sich erhob und zu Janine ging, diese ebenfalls liebevoll küsste. „Sei nicht böse auf mich“, wisperte er, ein Hauch nur, so dass sie nicht sicher war, ob die Worte auch für Kevin gedacht waren.
Janines Frage, warum in aller Welt sie denn böse sein sollte, blieb unausgesprochen, als Calvin der Kellnerin winkte und in der weltgewandten Art, die Janine eher aus seiner Rolle kannte, die Rechnung beglich.
Seine Augen trafen noch für einen Augenblick die Kevins, bevor er sich abrupt umdrehte, als würde ihm der Abschied anders nicht gelingen, und das Restaurant verließ.
Das Schweigen zwischen Janine und Kevin dehnte sich aus, wuchs zur Unbeweglichkeit. Endlich hielt Janine es nicht mehr aus, räusperte sich. Als erwache Kevin aus seinen Gedanken, richtete er sich plötzlich auf, griff nach Calvins Glas und stellte es neben seines. Seine Finger hielten den Stiel und er betrachtete scheinbar konzentriert die Farbe des Getränks, als er anhob zu sprechen.
„Ich wollte Calvin dabei haben, weil ich dachte, dann wäre es leichter, dir unseren… meinen Vorschlag zu unterbreiten.“
Er schwieg wieder und Janine begann unruhig auf ihrem Sitz hin und her zu rutschen. Das wurde eindeutig immer merkwürdiger.
„Was denn für einen Vorschlag?“, fragte sie schließlich.
Kevin hob das Glas, nippte daran, setzte es dann langsam wieder ab. Erst dann blickte er auf, suchte ihre Augen.
„Janine“, begann er.
„Ja?“ Sie lächelte.
„Du bist eine wunderschöne Frau und ein unglaublich nettes Mädchen.“
Janine hob ihre Augenbrauen. „Danke – denke ich.“
„Doch, das bist du. Und… und du hast eigentlich nicht verdient, was ich vorhabe, dich zu fragen. Du verdienst Besseres.“
„Das… hört sich wahrhaftig seltsam an.“ Janina runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht,
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