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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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Arthurs Heim, schob sich die Sonnenbrille auf die Nase und zog eine Kapuze über den Kopf. Erst dann verließ er den Wagen.
    Sicherheitshalber blickte er sich vor Arthurs Haustür noch einmal gründlich um, doch mit Ausnahme des Zwitscherns der Vögel und eines gelegentlichen Hundegebells war nichts zu hören. Paranoia war vielleicht notwendig, öfter jedoch übertrieben.
    Um eine gute Gegend handelte es sich, soviel gab Matthias zu. Wer hier wohnte, sollte es nicht nötig haben, die Nächte in heruntergekommenen Bars totzuschlagen. Oder doch - vielleicht gerade dann.
    Matthias schürzte die Lippen, bevor er klingelte. Er klingelte noch zweimal, gründlich und laut, bevor langsames Schlurfen aus dem Inneren des Hauses antwortete.
    Matthias starrte an die Tür, fixierte mit neutralem Gesichtsausdruck das Guckloch, das sich exakt in der Höhe seines Gesichtes befand.
    „Es hat keinen Sinn, sich zu verstecken“, sagte er dann. „Ich weiß, dass du da bist. Also mach mir auf.“
    Einen Moment lang geschah nichts, doch dann hörte Matthias, wie ein Riegel zurückgeschoben, eine Kette ausgehängt wurde.
    Langsam öffnete sich die Tür und Arthur sah ihn mit geöffnetem Mund und hängenden Schultern an. Sein Haar stand wirr ab. Es glänzte fettig und auf seiner Nase saß eine große Sonnenbrille.
    Matthias schüttelte missbilligend den Kopf. „Lass mich rein“, befahl er dann resolut und schob sich an Arthur vorbei ins Haus.
    Der wich leicht zurück, schwankte ein wenig, und schloss dann die Tür hinter dem unerwarteten Besuch, der sich bereits auf dem Weg ins Wohnzimmer befand.
    Matthias setzte seine Brille ab und legte sie auf den Tisch, bevor er sich umsah.
    Die zerknüllten Decken auf der Couch, die leeren Gläser und die Packung Aspirin bewiesen, dass sein Läuten Arthur allem Anschein nach aus mehr Bewusstlosigkeit als Schlaf geweckt hatten.
    Schließlich drehte er sich um, stemmte die Arme in die Seiten und legte den Kopf schief. „Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“
    Arthur stand still vor ihm, sah ihn durch dunkle Brillengläser ausdruckslos an.
    „Nimm die Sonnenbrille ab“, murrte Matthias ärgerlich. „Kopfschmerzen geschehen dir nur recht.“
    Arthur atmete vernehmlich aus. Matthias verfolgte wie sich der Brustkorb unter dem grau verschwitzten Shirt hob und senkte. Dann fasste Arthur nach oben, verfehlte, aber ergriff schließlich doch seine Sonnenbrille und schob sie zurück in sein Haar. Er blinzelte gegen das Licht, obwohl die meisten Fenster zum größten Teil durch Gardinen und Jalousien vor dessen Einfall geschützt waren, und verzog schmerzerfüllt sein Gesicht.
    Matthias verschränkte seine Arme vor der Brust, schüttelte den Kopf. „Hast du denn kein bisschen an andere gedacht?“
    Arthur senkte den Kopf, rieb sich über die Stirn und dann seine Augen. Als er wieder aufsah, waren diese nicht nur verquollen sondern glänzten rötlich, und wenn Matthias richtig lag, mit Tränen.
    „Habe ich nicht“; erklärte Arthur dann und das leise Stöhnen, das ihm entwich, bewies mehr als alles andere, dass ihn auch das Sprechen schmerzte.
    „Du solltest dich wirklich schämen“, zischte Matthias. „Was ist mit mir?“
    Arthur blinzelte verwirrt. „Was soll mit dir sein?“, murmelte er dann.
    „Das fällt doch alles auf mich zurück“, ereiferte Matthias sich. „Wolltest du mich mit Absicht in eine schlechte Presse hineinziehen?“
    Arthur blinzelte erneut. „Wieso sollte das auf dich zurückfallen?“ Er klang ehrlich verwirrt.
    „Warum?“ Matthias schüttelte den Kopf und stöhnte. „Warum fragst du? Weil es auf alle zurückfällt, die du kennst. Man wird die Schuld suchen?“
    Arthur schluckte trocken. Matthias beobachtete die Bewegung seines Adamsapfels. „Niemand außer mir trägt Schuld“, sagte Arthur dann leise. „Wie kommst du darauf, dass du damit in Verbindung gebracht wirst?“
    Keinen Augenblick wunderte Matthias sich darüber, dass Arthur trotz seines angeschlagenen Zustandes offenbar sofort genau wusste, worum es ging.
    „Ich …“ Matthias verstummte. Sein rechtschaffener Ärger schwankte leicht. „Die ganze Serie wird hineingezogen“, behauptete er dann.
    „Ich bin raus aus der Serie“, sagte Arthur und sah Matthias beinahe interessiert an.
    Matthias blickte zurück, registrierte die schlaffe Haltung, den gebeugten Kopf, die zerknitterte Kleidung.
    Nichts war von dem geblieben, was er Arthur beigebracht hatte. Kein Funken des Stils, den er vermittelt zu

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