Ueber den Horizont hinaus - Band 1
haben glaubte, war noch sichtbar.
Leiser Schmerz kroch in Matthias hoch bei der Erinnerung an das attraktive Äußere des Mannes, das er im Stillen und auch offen häufig genug bewundert hatte.
Wenn Arthur sich pflegte und kleidete wie es seiner Natur entsprechen sollte, dann konnte niemand ihm widerstehen. Außer vielleicht jemand wie Matthias, der seiner überdrüssig geworden war. Und der nun stärker als zuvor erkannte, warum er von Arthur genug bekommen hatte.
„Sieh dich nur an“, sagte Matthias verächtlich und versuchte die Trauer nicht zuzulassen, die leise an ihm nagte.
Arthur wechselte sein Gewicht von einem Bein auf das andere. Offenbar fiel es ihm schwer aufrecht stehen zu bleiben und er schwankte sichtlich, bevor es ihm gelang, sich an der Wohnzimmerwand abzustützen.
„Ich brauche mich nicht anzusehen“, erwiderte Arthur schließlich immer noch leise. „Ich weiß, wie ich aussehe.“
Matthias schüttelte den Kopf. „Offenbar nicht“, zischte er ärgerlich. „Sonst würdest du das nicht zulassen.“
Arthur schloss die Augen. Er sah aus, als spüre er, wie sich der Raum um ihn drehte.
Matthias beobachtete, wie das rötliche Gesicht erst einen gelben und dann einen leicht grünlichen Farbton annahm.
„Ich begreife nicht, was dich ärgert?“, stieß Arthur hervor und schluckte heftig. Matthias ahnte, dass ihm sein rebellischer Magen das Sprechen erschwerte.
„Das alles ist nicht dein Problem“, fuhr Arthur mühsam fort, schüttelte den Kopf, fasste sich jedoch zugleich reuevoll an die Stirn.
„Es tut mir leid, wenn du glaubst, dass die Serie in Mitleidenschaft gerät. Aber das hier ist immer noch mein Leben, meine Karriere, mein Ruf. Verdammt nochmal, ich bin gefeuert. Was interessiert es irgendjemanden, womit ich in die Zeitungen komme.“
Arthur verschluckte sich, knickte vornüber und verfiel in einen Hustenkrampf.
Matthias sah zu, wie der andere sich wand und ächzte, wie weißer Schleim aus seinem Mund tropfte und auf dem hellen Teppich landete.
Arthur sackte weiter vorwärts und stützte sich an seinem Sofa ab, während er mit einem Bein in die Knie ging.
Matthias schluckte. Doch bevor das Gefühl, das er fürchtete, in ihm aufsteigen konnte, biss er seine Zähne zusammen und reckte sein Kinn.
Arthur atmete immer noch heftig, doch die krampfartigen Zuckungen beruhigten sich. Aus den Augenwinkeln sah er zu Matthias auf, der ihn von oben herab betrachtete.
„Das ist erbärmlich“, sagte der Jüngere trocken.
Und zu seinem Erstaunen, wanderten Arthurs Mundwinkel nach oben.
Er bewegte langsam, sehr langsam seinen Kopf von links nach rechts und erhob sich dann noch langsamer auf die Füße, nur um sich umzudrehen und schwer auf die Couch fallen zu lassen.
„Erbärmlich, ja?“, meinte Arthur und zog eine Augenbraue hoch. In diesem Moment erinnerte er Matthias so stark an das alte, selbstbewusste, manches Mal geradezu albern überdrehte Wesen des Mannes, dass er sich bemühen musste, um das Lächeln zu unterdrücken, das in ihm aufstieg.
Arthur sah ihn immer noch an, unerbittlich, als wisse er, was in Matthias vorging. Dann stieß er einen Seufzer aus und winkte einladend mit der Hand, lud Matthias dazu ein, sich neben ihn zu setzen.
Matthias blieb in einem Anflug von Trotz stehen und endlich erstarb auch das Lächeln auf Arthurs Gesicht.
„Was willst du dann hier?“, fragte er und sah Matthias aufmerksam an.
In diesem Augenblick wirkte er fast nüchtern und Matthias bekam den Eindruck, als winde sich sein eigener Magen zu einem Knoten.
„Ich will dir nur klar machen, was du angerichtet hast“, zischte er, doch es stand weniger Wut hinter den Worten, als er aufzubringen gehofft hatte.
Arthur stöhnte. „Das hast du jetzt“, erwiderte er. „Und da ich vermute, dass du nicht länger mit einem erbärmlichen Schauspiel wie mir konfrontiert werden willst, rate ich dir, schleunigst von hier zu verschwinden.“
Er kniff die blutunterlaufenen Augen zusammen. „Bevor noch jemand auf den Gedanken kommt, dass du auch zu solch einer Schande für unseren Berufsstand mutieren könntest. Diese Gefahr willst du doch sicher nicht eingehen.“
Matthias presste die Lippen zusammen und schüttelte seinen Kopf. Er brachte es nicht fertig, auf die bissigen Worte zu antworten.
Arthur stöhnte erneut. „Verdammt noch mal, verschwinde endlich.“ Er schloss die Augen. „Und hör auf, mich so anzustarren.“ Arthurs Stimme wurde leiser. Seine langen Wimpern zitterten, warfen
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