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Über den Missouri

Über den Missouri

Titel: Über den Missouri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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könnten. Vielleicht kommst aber du mit deinen Landsleuten zurecht!«
    »Was bietet Ihr?«
    »Was muß es sein? Brandy?«
    »Nein, Fleisch.«
    »Fleisch? Weiß nicht, ob das zieht. Wir liefern hier ausreichend Speck, mehr als auf der Reservation. Aber immerhin – die Roten haben einen Hungermarsch hinter sich – und beste Qualität bekommen sie nicht zu sehen.« Finley wandte sich dem buchführenden Manager zu. »Ihr habt doch noch Reserven?«
    »Das kommt darauf an, Herr Finley …«
    »Für mich jedenfalls! Ich habe genug gegeben, um die Lieferungen für meine Firma zu bekommen. Das dürfte Ihnen persönlich nicht ganz unbekannt geblieben sein.«
    »Wenn Sie in Grenzen bleiben mit Ihren Privatansprüchen …« Der Manager hatte den Mund säuerlich verzogen.
    »Kleinigkeit! Hier schreiben Sie dem Indsman einen Zettel, daß er sich ein paar Dosen aus den Armeebeständen mitnehmen kann. Die hat auch meine Firma geliefert. Das andere Zeug ist zu alt. Ich zahle also in Lebensmitteln erster Qualität«, fügte Finley junior zu Tokei-ihto gewandt hinzu.
    Der junge Häuptling nahm den Schein, ging zum Lager und holte sich einen halben Zentner für die Truppe bestimmtes Büchsenfleisch, dazu zwei Ledersäcke für den Transport. Damit kehrte er zu Douglas Finley zurück.
    »Ich will Stempel haben«, verlangte er. »Für den Fall, daß jemand neugierig fragt, wie ich zu dem Fleisch gekommen bin und mit wessen Erlaubnis ich mich damit unter den Leuten des Crazy Horse umhertreibe.«
    »Das letzte ist überhaupt verboten«, bemerkte der Manager, der die Lieferungen notierte.
    »Reden Sie nicht so unnütz«, bestimmte Finley, »sonst sage ich laut, was Sie da eben wieder geschrieben haben. Hier ist meine gestempelte Firmenkarte; drücken Sie noch Ihren Stempel darauf, den Sie zur Hand haben – so –, unser Scout ist doch kein Hohlkopf. Du bist heute abend wieder zurück?« wandte sich Finley junior wiederum an den Dakota.
    »Ja. Aber ein frisches Pferd brauche ich. Das meine ist abgetrieben.« Tokei-ihto hatte seine besonderen Gründe für dieses Verlangen. Mit einem fremden Pferd konnte er leichter unerkannt bleiben.
    »Wenn du so weitermachst, bekommst du auch noch eine Anstellung bei Finley & Co.« Der junge Herr Douglas lachte. »Kannst du mit Sattel reiten?«
    »Hau.«
    »Dann hole dir den Gaul von meinem Stallburschen – Moment!« Douglas Finley pfiff, gab seinem Pferdeburschen eine Anweisung, und wenige Minuten später wurde ein Brauner mit Bleß vorgeführt, gestriegelt und gebürstet, ausgeruht, munter, aber sicher nicht halb so zäh und schnell wie der Falbe.
    Mit einer geringschätzigen Geste gab Tokei-ihto seine Zustimmung.
    »Wie ist das übrigens mit deinem eigenen Rock?« fragte Finley den Indianer, der neben dem Braunen stand und sich schon aufschwingen wollte. »Wo hast du denn einen solchen Rock her?«
    »Er wurde am oberen Platte gefertigt für den Häuptling der Bärenbande.«
    »Der die Station am Niobrara niedergebrannt hat? Großartig.«
    »Der Rock ist verschweint«, kritisierte der Manager.
    »Kriegsmäßig versaut«, korrigierte Finley. »Sind die Flecke echt?« fragte er den Indianer. »Ich meine, Menschenblut?«
    »Wenn Dakota Menschen sind, ja«, antwortete der Indianer, und bei dem sarkastischen Tonfall, in dem diese Antwort gegeben wurde, hatte Douglas Finley zum erstenmal während des Gesprächs das Empfinden, daß er zum besten gehalten wurde. Aber sein massives Selbstbewußtsein schaltete den Gedanken an eine solche Möglichkeit auch rasch wieder aus. »Gut, gut. Was willst du für den Rock?«
    »Ich habe zu essen.«
    Finley schaute in das abgezehrte Gesicht. »Du siehst nicht so aus. Aber wie du willst. Dir gebe ich natürlich auch Geld. Du als Scout kannst Geld brauchen. Was sollten die Agenturindianer damit!«
    »Der Rock ist nicht zu verkaufen.«
    »Dann sieh also zu, daß du anderweitig gute Geschäfte für mich machst!«
    »Was habe ich davon?«
    »Oha! Es gibt selbst unter Indianern keinen Gentleman mehr! Die geschäftliche Seite der Zivilisation beherrschst auch du schon trefflich. Einen Dollar im voraus?«
    »Zwei.«
    »Einen!«
    Tokei-ihto ließ die Zügel los und machte Miene, sich zu entfernen.
    »Hallo?!«
    »Zwei«, wiederholte der Indianer.
    »Also zwei. Kannst dir was darauf einbilden, du Rothaut, daß Finley junior dir nachgibt! Das kannst du noch deinen Enkeln erzählen!«
    Der junge Häuptling beachtete diese Bemerkung nicht mehr.
    Er kaufte für die zwei Dollar und für

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