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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Hydros-Harmonie zu leben.«
    »Weil es nicht ihre Sache ist, Teil von dieser Harmonie zu sein«, sagte Lawler.
    »Falsch. Ganz falsch! Hydros heißt alle willkommen.«
    »Aber nur zu seinen Bedingungen.«
    »Ebenfalls falsch«, sagte Quillan.
    »Aber sobald man aufhört, man selbst zu sein, ein Individuum...«, fuhr Lawler fort. »Sobald man Teil einer größeren Wesenheit wird...«
    Er runzelte die Stirn. In eben diesem Augenblick hatte etwas sich verändert. Er spürte deutlich die Stille um sich herum. Die Aura, die Gedankendecke, die sie während ihres kurzen Hydros-Kolloquiums mit Quillan umhüllt hatte, sie war verschwunden.
    »Ich glaube, er ist fort«, sagte Sundira.
    »Ja. Er hat sich von uns zurückgezogen«, sagte Lawler. »Es hat sich zurückgezogen.« Auch das ‚Antlitz’ selbst und das damit verbundene Gefühl von etwas Gewaltigem in der Nähe schienen fort zu sein. Für den Augenblick jedenfalls.
    »Wie merkwürdig, dieses Gefühl, wieder allein zu sein.«
    »Also ich würde sagen, es ist angenehm. Bloß wir drei, und jeder mit seinem eigenen Kopf und Verstand, und keiner predigt uns vom Himmel hoch herab. Solang es dauert, bis das wieder losgeht.«
    »Und wird es wieder losgehen?« fragte Sundira.
    »Ich vermute es«, erwiderte Lawler. »Und wir werden wieder von vorn anfangen müssen und uns dagegen zur Wehr setzen müssen. Wir dürfen nicht zulassen, daß wir von dem da einfach verschluckt werden. Menschliche Wesen sollen sich nicht in einer außermenschlichen Welt integrieren. Wir sind nicht dafür bestimmt.«
    Delagard sagte mit seltsam weicher, beinahe sehnsüchtiger Stimme: »Aber er klang doch ganz glücklich, oder?«
    »Glaubst du?« fragte Lawler.
    »Ja, tu ich. Die ganze Zeit über war er so seltsam, so traurig, so abweisend. Hat nach seinem Gott gesucht und sich gefragt, wo der ist. Nun, jetzt weiß er’s und ist endlich bei ihm.«
    Lawler warf ihm einen fragenden Blick zu. »Ich hatte nicht vermutet, daß du an einen Gott glaubst, Nid. Denkst du jetzt etwa, daß dieses ‚Antlitz’ da drüben Gott ist?«
    »Quillan glaubt es. Und Quillan ist glücklich. Zum erstenmal in seinem Leben.«
    »Quillan ist tot, Nid. Was immer da grad zu uns geredet hat, war nicht Quillan!«
    »Er klang aber ganz wie Quillan. Also ja, Quillan und noch wer anderes, aber eben doch Quillan.«
    »Wenn du das gern glauben willst...«
    »Will ich«, sagte Delagard und stand plötzlich auf, ein wenig schwankend, als mache ihn die Anstrengung schwindelig. »Ich geh auch da rüber - und melde mich als Freiwilliger.«
    Lawler starrte ihn stumm an. »Also auch du?« sagte er dann benommen.
    »Ja, auch ich. Und versuch nicht, mich daran zu hindern. Ich bring dich um, wenn du das versuchen solltest. Weißt du noch, was Lis mit mir gemacht hat, als ich sie aufhalten wollte? Uns hält man nicht auf, Doc!«
    Lawler starrte ihn noch immer verwirrt an. Der meint das ernst, dachte er. Der meint das wirklich ernst! Und er will tatsächlich da rüber. Das kann doch nicht der echte Delagard sein? Doch, natürlich war es der alte echte Delagard! Aber natürlich! Delagard war schon immer ganz groß darin, jeweils das zu tun, was für Delagard am vorteilhaftesten war, gleichgültig was für Auswirkungen das auf seine Umwelt haben mochte...
    Ach, zum Teufel mit dem Kerl! Mit Handkuß und je eher, desto besser!
    »Dich aufhalten?« sagte Lawler. »Das würde mir nicht im Traum in den Kopf kommen. Geh nur, Nid. Wenn du meinst, du bist da glücklich, dann geh. Geh! Wieso sollte ich dich aufhalten wollen? Was macht das jetzt schon für einen Unterschied, das alles?«
    Delagard lächelte. »Für dich vielleicht nicht. Aber für mich ist er immens. Doc, ich bin dermaßen beschissen müde. Ich war ein Sack voller großer Träume. Ich hab es mit dem Trick versucht und dann mit einem neuen, und eine ganze Weile hat alles geklappt. Und dann bin ich hier gelandet, und alles ist zerbrochen und zerstoben. Ich bin zu Bruch gegangen! Na ja, also jedenfalls ich scheiß drauf. Ich will jetzt endlich meine Ruhe finden.«
    »Du willst dich umbringen, meinst du?«
    »Ach, du denkst, das hätte ich damit gemeint? Aber so was würde ich nie machen. Ich hab bloß die Schnauze voll, ich bin es leid, der Kapitän sein zu müssen. Auf dem Schiff und überhaupt. Es kotzt mich an, daß ich Menschen befehlen muß, was sie tun sollen, besonders jetzt, wo ich erkenne, daß ich selber auch bloß ein verdammter beschissener Arsch bin und keine Ahnung habe, was ich

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