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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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brettersteif!«
    Wegen der Taucher, dachte er. Sie mußten bereits von dem Unfall mit den Tauchern gewußt haben. Also deshalb. Aber darüber wollte er jetzt nicht reden; nicht mit der Frau da und auch sonst mit keinem.
    »Die Sache mit diesen Aliens«, sagte er, »ist eben, daß sie so anders sind. Sogar wenn wir uns einbilden, wir verstehen sie, kapieren wir ganz und gar nichts. Und ich sehe auch nicht, wie sich dieses Problem lösen lassen sollte. Aber hör mal, wenn dein Husten in zwei, drei Tagen nicht verschwindet, dann komm noch einmal her, und ich mach noch ein paar weitere Tests. Aber hör damit auf, dich selber zu zermürben mit der Angst vor Killer-Pilzen in deinen Lungen, ja? Was immer da ist, mykologisch ist es nicht.«
    »Eine erfreuliche Auskunft«, sagte sie. Sie trat noch einmal vor das Bord mit Lawlers Artefakten. »Und diese kleinen Sächelchen stammen alle von der ERDE?«
    »Ja. Mein Ur-Urgroßvater hat sie gesammelt.«
    »Wirklich? Echte Gegenstände von der ERDE?« Vorsichtig berührte sie die ägyptische Statuette, dann den Steinsplitter, der von irgendeiner bedeutenden Mauer stammte (Lawler hatte vergessen, welche Mauer und was ihre Bedeutung gewesen war). »Echte Stücke von der ERDE. Ich habe noch nie vorher so etwas gesehen. Weißt du, die ERDE kommt mir nicht einmal als etwas Wirkliches vor. Eigentlich war sie das für mich noch nie.«
    »Für mich schon«, sagte Lawler. »Aber ich kenne viele, die ebenso empfinden wie du. Sag mir Bescheid über deinen Husten, okay?«
    Sie bedankte sich und kroch hinaus.
    UND JETZT ENDLICH mein Frühstück, sagte Lawler sich. Endlich! Ein hübsches Peitschenfischfiletchen, Algentoast und frischgepreßten Mamagordo-Saft!
    Doch er hatte es zu lang hinausgeschoben. Er hatte keinen rechten Appetit mehr und stocherte nur an seinem Frühmahl herum.
    Eine Weile später erschien ein weiterer Patient vor dem Vaargh. Brondo Katzin, der den Fischmarkt auf der Insel betrieb, hatte einen nicht völlig toten Pfeilfisch verkehrt angefaßt, und nun steckte ihm ein dicker, glatter, fünf Zentimeter langer Grätenpin mitten durch die linke Hand, von einer Seite zur anderen. »Das mußte dir mal vorstellen, wie einer dermaßen blöd sein kann...«, wiederholte Katzin, ein Kerl mit einer Brust wie ein Faß und einem ebenso großen leeren Kopf. »Das mußte dir vorstellen!« Seine Augen waren vor Schmerz herausgequollen, die Hand war geschwollen und schimmerte wächsern und war doppelt so groß wie normal. Lawler schnitt die Dorngräte heraus, tupfte die Wunde von beiden Seiten gründlich aus, um das Gift und andere Reizstoffe herauszuwaschen, und gab dem Fischhändler eine Handvoll Gemberkrauttabletten gegen die Schmerzen. Katzin glotzte seine geschwollene Pranke an und schüttelte trübselig den Kopf. »Dermaßen blöd...«, wiederholte er.
    Lawler hoffte, daß er die Trichome soweit entfernt hatte, daß die Wunde nicht zu eitern begann. Wenn nicht, bestand für Katzin die Gefahr eines Gangräns, und er würde die Hand, vielleicht gar den ganzen Arm verlieren. Eine Arztpraxis, dachte Lawler, ist bestimmt etwas leichter zu betreiben auf einem Planeten mit einigem festen Boden unter den Füßen, mit einem Raumflughafen und überhaupt so was wie modernerer Technik... Nun, er tat sein Bestes mit dem, was er zur Verfügung hatte. Und - jucheissa - der Tag hatte grad begonnen!

4
    GEGEN MITTAG KROCH Lawler aus seinem Vaargh, um eine kurze Arbeitspause einzulegen. Es war der seit Monaten der geschäftigste Morgen gewesen. Angesichts der Humangesamtbevölkerung von achtundsiebzig Personen auf der Insel, von denen überdies die meisten recht gesund waren, vergingen manchmal Tage, ohne daß Lawler einen einzigen Patienten zu versorgen hatte. An solchen Tagen verbrachte er den Morgen gern damit, in der Lagunenbucht umherzuwaten und medizinisch nutzbare Algen zu sammeln. Natim Gharkid half ihm dann oft dabei und wies ihn auf die eine und andere brauchbare Pflanze hin. Manchmal aber trödelte Lawler nur einfach, schlenderte umher, schwamm, fuhr in einem Fischerboot auf die Lagune, oder er saß nur still da und schaute aufs Meer. Heute war kein solcher Tag. Zuerst war da Dana Sawtelles Kleiner mit Fieber, dann kam Marya Hain mit Krämpfen, weil sie am Abend zuvor zu große Mengen Crawl-Austern gegessen hatte. Ninber Tanamind, bei dem der gewohnte Tremor und die Migräne wieder eingesetzt hatten. Der junge Bard Thalheim mit einer üblen Knöchelverstauchung nach allzu unbedachter

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