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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zu holen. Klick, und er tanzte fröhlich-betrunken mitten in einer Dreimondnacht auf der äußersten Spitze des Damms... mit Nicko und Nestor Lyonides und Moira und Meela und Quigg... ein fröhlicher, glücklicher junger Valben Lawler, der ihm jetzt vorkam wie jemand, den er einmal, vor vielen Jahren, gekannt hatte. Diese ganze Zeit, seine ganzen über vierzig Jahre Leben auf Sorve zogen retrospektiv an ihm vorbei. Klick, klick, klick.
    Ja, ich will einen schönen langen Spaziergang machen - durch die Vergangenheit -, bevor die Sonne aufgeht, dachte er. Vom einen Ende der Insel bis zum anderen. Dennoch erschien es ihm als vorzügliche Idee, zunächst einmal zu seinem Vaargh zurückzukehren, bevor er sich auf seine Vergangenheitssuche begab. Allerdings war er nicht sicher, warum er das besser fand.
    Beim Einstieg durch das niedere Türloch stolperte er und landete auf dem Bauch. Und so blieb er liegen, bis Stunden später die Morgensonne hereinschien und ihn aufweckte.
    Eine Weile konnte er sich an nichts erinnern, was er während der vergangenen Nacht gesagt oder getan hatte. Dann kehrte die Erinnerung zurück. Er war von einem Gillie an die Brust gedrückt worden. Der Geruch haftete noch immer auf seiner Haut. Und danach: Delagard und Schnaps, Schnaps und noch mehr Schnaps. Und die Aussicht auf eine Seereise... nach Velmise oder Salimil oder vielleicht sogar Grayvard... Und dann dieser sonderbare, merkwürdig erfreuliche Moment der Erregung bei dem Gedanken, Sorve hinter sich lassen zu können. War das alles wirklich so gewesen? Ja. Aber wahrhaftig ja. Er war wieder nüchtern jetzt, doch das Gefühl war immer noch da.
    Aber - heiliger Himmel! - was ist mit meinem Kopf!
    Wieviel Zeug, fragte er sich, hat Delagard denn letzte Nacht in mich reingekippt?
    »Doktor? Ich hab was an meinem Fuß!« sagte eine helle Kinderstimme von draußen vor seinen Vaargh.
    »Einen Augenblick, komme gleich«, antwortete Lawler mit Reibeisenstimme.

6
    IM GEMEINDEHAUS war für den Abend eine Versammlung einberufen worden, um die Lage zu besprechen. Die Luft im Raum war dumpf und stickig, es roch penetrant nach Schweiß. Auch sonst war die Atmosphäre emotional geladen. Lawler saß in der Ecke gegenüber dem Eingang - wie immer. Von hier aus konnte er alles beobachten. Delagard war nicht erschienen, hatte vielmehr ausrichten lassen, er müsse sich um dringliche Arbeiten auf der Werft kümmern und erwarte Nachricht von seinen Schiffen auf See.
    »Das Ganze ist ‘ne Falle«, sagte Dann Henders. »Die Gillies haben es satt, daß wir hier sind, aber sie wollen sich nicht die Mühe machen und uns selbst abmurksen. Also schmeißen sie uns aufs Meer raus, und dort bringen uns dann die Rammerhörner und Seeleoparden für sie um.«
    »Woher weißt du das?« fragte Nicko Thalheim.
    »Ich weiß es nicht. Ich vermute es bloß. Ich versuche, mir einfach begreiflich zu machen, wieso die uns wegen so ‘ner unbedeutenden Sache wie diesen drei ersoffenen Tauchern von der Insel vertreiben sollten.«
    »Aber drei tote Taucher sind eben keine bedeutungslose Sache!« rief Sundira laut. »Du redest über intelligente Lebewesen!«
    »Intelligent?« fragte Dag Tharp spöttisch.
    »Aber sicher doch. Und wenn ich eine Gillie wäre und mir würde bekannt, daß die gottverdammten Menschen Taucher umbringen, dann würde ich diese Mörder ebenfalls loswerden wollen.«
    Henders sagte: »Also, davon mal abgesehen. Ich sag, wenn die Kiemlinge uns wirklich von hier vertreiben, dann werden wir feststellen, daß der ganze verfluchte Ozean sich gegen uns erhebt, sobald wir in See stechen. Und ganz und gar nicht etwa zufällig. Die Gillies beherrschen die Tierwelt im Meer. Das ist schließlich bekannt. Und sie werden die Meerestiere gegen uns benutzen und uns auslöschen.«
    »Und wenn wir einfach nicht zulassen, daß die Gillies uns vertreiben?« fragte Damis Sawtelle. »Wenn wir uns zur Wehr setzen?«
    »Uns zur Wehr setzen? Kämpfen?« sagte Bamber Cadrell. »Kämpfen - wie denn? - und womit? Hast du den Verstand verloren, Damis?«
    Die beiden waren Kapitäne eines Fährboots und gestandene praktische Männer, und seit ihrer Knabenzeit befreundet. Aber in diesem Augenblick stierten sie einander stumpf und giftig an, als wären sie lebenslange Feinde.
    »Widerstand«, sagte Sawtelle. »Eine Guerilla-Aktion.«
    »Wir schleichen uns zu ihnen rüber, auf ihre Inselseite, und schnappen uns was von dem Zeug aus diesem Heiligtum dort, das irgendwie nach was Bedeutendem

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