Ueber Depressionen spricht man nicht
wütend und traurig.
„Wir müssen bei der Krankheit mehr in die Forschung stecken“, „Wir dürfen nicht weiter unnütz zusehen“, „Es muss den Betroffenen sehr schnell geholfen werden“. Aber nur mit „Phrasen dreschen“ ist das Problem nicht vom Tisch. Und passieren wird wieder nichts. Bis der nächste Suizidfall eines Prominenten bekannt wird. Dann kochen wieder die Emotionen hoch. So läuft das überall ab. Uns kann man nicht mehr verschaukeln. Ich denke mal, dass einige, und das werden nicht wenige sein, sogar entschlossen sind, effektiv an der Behebung dieser Problematik mitzuarbeiten. Wenn man sie nur ließe. Ich mache jetzt mit meinem Buch den Anfang. „Wachrütteln“ heißt die Devise. Von allein kommt keiner auf die Idee.
Nachwort
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Betroffene und alle Freunde und Bekannte.
Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie verstehen, wie es ist, mit dieser Krankheit konfrontiert zu sein. Ich will damit niemandem Angst machen, sondern Mut -zusprechen. Sicher habe ich denen, die davon betroffen sind, aus dem Herzen gesprochen. Nicht jeder hat eine so leidvolle Erfahrung gemacht wie ich. Andere vielleicht noch mehr, aber in anderen Situationen. Bei wieder anderen Betroffenen hat es psychogene Ursachen. Die Palette dieser Krankheitszeichen ist groß.
Aber merken Sie sich bitte eines: Wir sind nicht „verrückt“ oder „irre“. Wir werden nur dazu gemacht. Und das von einer Gesellschaft voller Ignoranten. Nur wissen wir zu gut, dass es eben nicht so ist.
Wir müssen der Gesellschaft stark entgegentreten und beweisen, dass wir es schaffen, wenn man uns nur etwas mehr Menschlichkeit entgegen bringen würde. Immer als „Versager“ und „Nichtskönner“ bezeichnet zu werden, lässt uns zu dem werden, was wir waren oder zum Teil noch sind: „depressive Menschen“. Ständig das hämische Lächeln hinter vorgehaltener Hand, dann das Getuschel, lässt uns vereinsamen. Wir sind nicht geisteskrank, sondern unser Gemüt ist geschwächt, weil Angst, Panik und tiefe Ohnmacht in uns Einzug gehalten haben, ohne dass wir es wollten. Auch wir waren leistungsfähiger und strebsamer.
Eines ist doch klar: Wenn einem ständig mit einem gewissen Jähzorn und einer Hinterhältigkeit auf die Finger gehauen wird, wo man doch mindestens 100 % und mehr Leistung erbringen könnte, fangen sich kleine Fehler an einzuschleichen. Die sich dann in Angst und Panik wiederspiegeln. Dann kommen automatisch die Symptome wie Schaflosigkeit, Essstörungen, Angst und Panik ans Tageslicht. Wo bitteschön soll dann noch eine gesunde Leistungsfähigkeit herkommen?
Und wie hilflos dann die Familie und Freunde reagieren, habe ich ausführlich für meine Situation dargestellt.
Erst dieses „Hab dich nicht so“-Gerede, dann „Stell dich nicht so an“, bis hin zum „Such dir Hilfe“.
Natürlich aus einer Hilflosigkeit und Unwissenheit heraus. Weil die anderen selbst mit dieser Situation überfordert sind. Man sieht uns die Krankheit nicht an. Warum wird eine körperliche Krankheit eher akzeptiert als eine seelische? Weil diese sichtbar ist. Auch deshalb gehen Betroffene erst viel später zu einem Arzt als ein körperlich Kranker. Die Depression wird nicht als Krankheit angenommen. Man quält sich von Tag zu Tag mehr. Wem will man sich anvertrauen, wenn man selbst nicht weiß, was einem fehlt? Wie kann man die Symptomatik schildern, wenn man diese überhaupt nicht deuten kann? Wie stuft man sie ein? Ist es von kurzer -Dauer, will man keine Panik verbreiten. Dauert sie länger an, ist es meist schon fünf vor zwölf. Am Anfang redet man sich ein, dass es bald wieder vorbeigeht. Und deshalb ist die Gefahr sehr groß, in dieses schwarze Loch zu fallen und nicht wieder herauszukommen.
Die Gesellschaft muss sich bewusst werden, dass diese Krankheit schon lange kein Tabuthema mehr darstellt, sondern einer ernsthaften Wahrnehmung bedarf. Das geht von der medikamentösen Behandlung bis hin zur stationären Einweisung in eine Klinik. Und die Krankenkassen sollten es sich auch nicht so einfach machen, die Kostenübernahme für diverse und spezielle Behandlungen auf die lange Bank zu schieben. Schließlich haben wir zum Teil auch Jahrzehnte in die Kassen einbezahlt, ohne vielleicht einmal irgend-eine große Gegenleistung erwartet zu haben. Und jetzt sollen wir noch aus Dankbarkeit für diese Krankheit Kniefälle vor den Kostenträgern machen?! Wo kommen wir denn da hin? In diesen
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