Ueber Depressionen spricht man nicht
braucht nur einen anderen Namen und schon hat das Wort „Depression“ einen anderen Stellenwert.
Aber so einfach geht es nicht. Warum sollte ein Burnout-Patient andere Privilegien genießen als ein Depressions-Patient?!
Es mag vielleicht besser klingen, aber die Tatsache besteht doch im Wesentlichen aus dem gleichen Krankheitsbild:
Ausgebranntsein, Motivationslosigkeit, negative Stimmung, Schlafstörungen etc.
Alle Faktoren gleichen denen der Depression. Warum spricht ein Burnout-Patient offen über seine Krankheit? Weil die Leute es so hören wollen und dem Betroffenen viel Mitleid geben können. Ein depressiver Mensch outet sich nicht, weil er dann belächelt und als verrückt abgestempelt wird.
Dann heißt es gleich mal: „Lass dich nicht so hängen.“
Bei Burnout sagt man: „Ach, das tut mir aber leid.“
Also sagt man besser nichts und harrt der Dinge, die da kommen werden.
Man wird leiser und leiser, bis man ganz verstummt.
Obwohl es doch viel einfacher wäre, miteinander zu kommunizieren, um den Leidensdruck zu minimieren. Vielen Patienten könnte schon auf diese Weise geholfen werden, ohne gleich mit Psychopharmaka zu schießen. In vielen Fällen würden dann die Kosten auf ein Minimum reduziert werden können. Aber nein, man wird belächelt und ignoriert.
Und so lange das nicht in die Köpfe der gesunden Menschen gelangt, egal ob Gesellschaft, Arbeitgeber oder andere äußere Einflüsse, wird es immer mehr kranke und depressive Menschen geben. Und im schlimmsten Falle auch immer wieder Suizidfälle. Das muss doch nun wirklich nicht sein. Wir brauchen mehr Offenheit und Aufklärungsarbeit. Es darf in diesem Fall einfach keine Tabus mehr geben. Menschlichkeit und Wärme müssen wieder regieren.
Nichts ist erniedrigender und demütigender als Ignoranz. Sollen diejenigen, die sich für gesund halten, doch dankbar sein und den Betroffenen ein kleines Stück Menschlichkeit entgegenbringen, als bequemerweise wegzusehen. Aber es ist einfacher, die Schuld bei anderen zu suchen und immer weiter in die klaffenden Wunden zu stechen, um die eigene Haut zu schützen. Da liegt es doch offensichtlich viel näher, auf demjenigen, der seelisch eh schon am Boden liegt, weiter darauf herumzutrampeln.
Der kann sich nicht mehr wehren. Anstatt die Hand der Hilfe zu reichen.
Natürlich gäbe es auch Selbsthilfegruppen. Aber die wenigsten gehen hin. Vielleicht auch ein bisschen aus Angst, erkannt oder entdeckt zu werden. Heutzutage kann man auch sehr gut das Internet nutzen, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Aber das machen auch nicht viele. Weil man wiederum zu anonym ist.
Es ist eine Gratwanderung und ein Wechselbad der Emotionen.
Zum einen will man sich auf irgendeine Weise mitteilen, zum anderen scheut man die Öffentlichkeit. Das ist allerdings auch ein typisches Verhalten für Depressionen. -Dieses Wechselbad der Gefühle. Einmal himmelhoch jauchzend, dann wieder zu Tode betrübt. Es ist einfach ein Phänomen, welches noch sehr lange erforscht und vor allem immer auf den neuesten Stand gebracht werden muss. Warum wurde die Krankheit denn so lange totgeschwiegen? Warum muss immer erst etwas passieren, damit die Gesellschaft wachgerüttelt wird?
Ein ganz ausschlaggebendes Kriterium sind die äußeren Einflüsse. Ich rede dabei auch von der Witterung. In den Herbst- und Wintermonaten, wo die Tage kurz und die Nächte lang sind, wo es zeitig dunkel wird und die Sonne fehlt.
Das ist die Zeit, in der depressive Menschen mehr leiden als gesunde. Und man kann es sich auch nicht einreden. Es ist wissenschaftlich belegt. Da gehen sämtliche Glückshormone verloren,die depressive Menschen viel zu wenig haben.
Gerade in dieser trostlosen Zeit braucht man Zuwendung und gute Gesprächspartner. Aber es hat ja jeder mit sich zu tun.
Es ist ein Jammer, mit ansehen zu müssen, wie unsere Gesellschaft immer mehr erkrankt und alle schauen aus purem Egoismus weg. Das darf einfach nicht sein. Natürlich, wenn man gesund ist, denkt man nicht über Krankheiten nach. Das ist normal. Aber das Leben geht so schnell vorbei und bei uns Betroffenen vielleicht noch schneller. Weil die Ignoranz und der Druck der Gesellschaft so groß ist.
Warum gab es früher viel weniger Depressionen? Weil die Menschen zusammen lebten. Da schaute jeder auf jeden. Es gab ein Miteinander.
Es wurde gesprochen. Man wurde nicht alleingelassen.
Heute denkt jeder nur an sich. Der obligatorische Tunnelblick, nicht nach rechts oder links
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