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Ueber Depressionen spricht man nicht

Titel: Ueber Depressionen spricht man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelin Fortte
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vielleicht mal etwas liegen lassen und sich dafür doch etwas mehr Zeit für sich gönnen. Ruhig auch mal wieder auf seinen Körper hören. Er gibt genügend Signale, die man nicht ignorieren sollte.
     
    Und sollte man doch mal wieder einen Tiefpunkt haben:
    1. niemals mit sich hadern;
    2. Familie, Freunde oder Bekannte informieren;
    3. auch mal richtig weinen, aber niemals allein;
    4. über Ängste sprechen, auch über Verlust-, Existenz- oder Versagensängste;
    5. gegebenenfalls auch Bekannte aus der Therapiegruppe oder Reha einbeziehen, nur nicht den Fehler der Bemitleidung machen;
    6. hinaus in die Natur gehen, sich dort neuen Mut und Motivation, auch vielleicht Inspiration holen:
    7. ein tolles heißes Bad bei Kerzenschein genießen;
    8. sich ein heiteres Buch oder einenFilm genehmigen;
    9. sich belohnen;
    10. nie mit Suizidgedanken spielen.
    Und wenn man sich diese 10 Punkte verinnerlicht und den einen oder anderen sofort in die Tat umsetzt, wird es einem schon viel besser gehen.
    Auch ich kann von mir noch nicht behaupten, dass ich über den Berg bin.
    Dazu bestimmte mich die Krankheit viel zu lange, um in ein paar Monaten alles überstanden zu haben. Nein, soweit bin ich noch lange nicht. Aber ich bin auf dem besten Weg. Viel Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung sind erforderlich. 10 Jahre sind eine lange Zeit, die es gilt, zu verarbeiten. Es waren eigentlich die schönsten Jahre meines Lebens, die mir genommen wurden. Aber ich denke, dass ich noch ein paar schöne lange Jahre vor mir haben kann. Ohne Depressionen.
    Denn wenn es einem besser geht, will man ja doch nicht mehr mit jedem über Vergangenes sprechen. Lieber wieder sein Leben selbst in die Hand nehmen. Was nicht heißen soll, dass man nicht doch hin und wieder mal mit Familie und Freunden über gewisse Situationen spricht. Aber man sollte langsam versuchen, Abstand zu gewinnen.
    Der „Dämon“ sollte besiegt werden und aus dem Körper weichen. Da ist jeder selbst für sich verantwortlich. Eine gute Selbstbeherrschung und gesundes Selbstvertrauen sind die Basis dafür.
    Heute kann ich von mir behaupten, dass die Depression mich stark gemacht hat. Stark insofern, als dass ich mich nicht mehr über alles aufrege, auch mal „Nein“ sagen kann und vor allem mit diesem Thema jetzt offen umgehen kann.
    Meine liebe kleine Enkeltochter gibt mir den nötigsten Halt. Für sie lohnt es sich, gesund zu werden. Sie ist ein wahrer Engel, der mich jeden Tag aufs Neue begeistert und zum lachen bringt. Durch sie vergesse ich, dass ich so krank war und eigentlich keinen Lebensmut mehr hatte. Was würde ich jetzt verpassen?! Sie aufwachsen zu sehen, reden zu hören, ihre Unbeschwertheit zu genießen, das ist das höchste Gut auf Erden.
    Kinder sind unsere Zukunft und unser Glück. Da stellt man sich selbst gern in den Hintergrund, nur um dieses kleine zarte „Pflänzlein“ zu hegen und zu pflegen. Und strahlende Kinderaugen, oder auch schmutzige kleine Kinderhände lassen ein Omaherz höher schlagen.
     
    Natürlich liebe ich meine beiden Kinder genauso sehr. Wir haben eine sehr starke Bindung zueinander.
    Aber sie sind erwachsen und brauchen ihre Mama nicht mehr so dringlich. Für Ratschläge bin ich immer da. Ich werde auch immer für sie da sein. Aber ein Enkelkind zu haben ist eine ganz neue und andere Erfahrung. Eine sehr schöne. Für diese Erfahrung lohnt es sich zu kämpfen.
    Natürlich sitzt einem die Angst im Nacken, ob man die Krankheit vielleicht vererben kann, an die nächste oder übernächste Generation. Ich will nicht, dass meine Kinder oder Enkel so leiden müssen wie ich. Es reicht schon, dass sie mit ansehen mussten, wie ich litt. Und dann immer diese hilf-losen Gesichter.
    Genau das ist der Grund, warum über die Krankheit der Mantel des Schweigens gelegt wurde und wird. Es wird nicht preisgegeben, ob die Krankheit vererbbar ist oder nicht. Es wird nur in Diskussionsrunden debattiert, was alles in den letzten Jahren erforscht und nicht erforscht wurde. Aber der Kern des Ganzen wurde nicht einmal gefunden. Man kann sich vor Mikrofonen die Köpfe puterrot diskutieren. Aber was hilft es den Betroffenen, wenn nichts Konkretes zur Sprache gebracht wird. Keiner will sich zu weit aus dem Fenster lehnen. Niemand möchte Schuld auf sich laden. Alle Diskussionen, die ich bisher gehört, gelesen oder gesehen habe (weil ich als Betroffene selbst daran sehr interessiert bin und aus dem Gesundheitswesen komme), verliefen nach Schema F. Das macht mich

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