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Ueber Depressionen spricht man nicht

Titel: Ueber Depressionen spricht man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelin Fortte
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sehen. Es könnte ja einer Hilfe gebrauchen.
    Wir waren auch einmal vollwertige Mitglieder der Gesellschaft, wären wir auch gern wieder. Aber es wird uns nicht vergönnt.
    Wenn man einmal seinen Arbeitsplatz aufgrund von Krankheit verloren hat, ist es sehr schwer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Die Perspektiven sind äußerst gering.
    Und deshalb ist es wichtig, an die Öffentlichkeit zu gehen und endlich mit den Vorurteilen aufzuräumen.
    Wir dürfen es nicht zulassen, dass uns immer länger wehgetan wird. Dass wir immer länger belächelt und ignoriert werden.
    Lange genug haben wir uns das gefallen lassen. Jetzt müssen wir zusammenrücken, mit den alten Klischees aufräumen und den letzten Ignoranten wachrütteln: „Schau nicht weg. Auch dir kann es passieren.“
    Keiner ist davor gefeit. Es kann jeden und zu jeder jeder Zeit treffen. Und dann ist es wichtig zu wissen, dass es Menschen gibt, denen man sich anvertrauen kann. Es kostet nichts, nur ein bisschen Überwindung.
    Es ist nicht das Alter, wo sich Depressionen häufen.
    Man sagt so leichtfertig, dass es die „Midlife-Crisis“ ist. Das wäre zu einfach. Denn diese Zeit geht vorbei. Dann wäre es nur zu verständlich, weil Frauen wie Männer ab einem gewissen Alter gleich betroffen sind. Nein, es trifft mittlerweile weitaus mehr junge Menschen, da der Erfolgsdruck so groß ist und viele diesem leider nicht gewachsen sein können. Es kann nicht nur Genies auf dieser Welt geben.
    Aber von der Gesellschaft wird es so verlangt. Wer in dieser Situation etwas zu labil ist, läuft Gefahr, sehr bald an Depressionen zu erkranken.
    Und dass nur Erfolg und Geld nicht alles im Leben sind und nicht immer glücklich machen, wissen die wenigsten. Geld macht sexy. Wie lange?
    Doch nur so lange, wie man welches hat. Aber was ist, wenn durch Krankheit immer weniger Geld in die Kasse kommt? Dann ist man nicht mehr sexy. Gesundheit kann man leider nicht kaufen. Sie muss gehegt und gepflegt werden.
    Wenn sich das alle Leute mal vor Augen halten würden, gäbe es solche Erkrankungen viel weniger. Hohe Anforderungen, die ein Mensch aus eigener Kraft nie erbringen kann, zwingen die Menschen immer mehr dazu, zu irgendwelchen Mitteln zu greifen, um diesem Erfolgsdruck gerecht zu werden. Man sieht es doch ganz deutlich im Sport. Und wer wird verurteilt? Der Sportler selbst, nicht die Gesellschaft. Das geht von Psychopharmaka bis hin zu Anabolika.
    Dass man aber zum Teil ohne dieses Höllenzeug keine Leistung mehr erbringen kann, weil die Anforderungen so hochgeschraubt werden, ist nur zu gut verständlich. Hoch lebe die Pharmaindustrie.
    Die Schnelllebigkeit unserer „ach so schönen heilen Welt“ zwingt uns dazu, zu solchen Mitteln zu greifen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Einige der Betroffenen neigen auch zu Aggressivität, weil sie sich in die Enge getrieben fühlen und glauben, da nicht mehr herauszukommen.
     
    Es gibt eine kleine traurige Geschichte, die diese Problematik genau auf den Punkt bringt:
    Es war einmal ein Mensch, egal ob Mann oder Frau. Der ging Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr an seine heißgeliebte Arbeit.
    Bis er immer schwächer und elendiger wurde. Kein Kollege nahm mehr Notiz von ihm. Ob er da war oder nicht, es fiel keinem auf. Er wurde krank, schleppte sich nur noch an die Arbeit. Reden konnte er schon lange mit niemandem mehr. Seine Arbeit machte er nur noch mechnisch, ohne irgendwelche Emotionen zu zeigen. Eines Tages kam er nicht mehr zur Arbeit. Wieder mal merkte keiner, dass er nicht da war. Als kein Krankenschein kam, fiel es in der Firma auf. Da schickte der Chef einen Kollegen zu ihm nach Hause, um nachzusehen, was mit ihm war. Er klingelte an der Wohnungstür, aber keiner machte auf. Auch die Nachbarn wussten nicht, wo er sich aufhalten könnte. Sie suchten gemeinsam nach ihm. Bis sie auf dem Speicher eine grausame Entdeckung -machten. Einsamkeit und Verzweiflung hatten ihn zu dieser -grausamen Tat gezwungen. Es würde ihn ja doch niemand vermissen. Plötzlich nahmen alle Kollegen regen Anteil an dieser Wahnsinnstat. Er wurde auf einmal nur noch in den höchsten Tönen gelobt. Aber leider war es zu spät. Es brachte ihn nicht mehr zurück.
    Eines gibt es allerdings auch noch zu erwähnen: Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass wir nicht die Einzigen auf dieser Welt sind, die diese Probleme haben. Es sitzen noch so viele Betroffene in unserem Boot.
    Und gerade deshalb, weil die Krankheit nicht heilbar ist, müssen

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