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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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daran erinnern
können. Das fiel mir auf, als ich das Plakat im Zimmer meiner
Tochter sah. Also ließ ich ihn noch einmal vorladen. Diesmal
trug er Brille. Nach dem Dienstag befragt, mußte er zugeben,
daß seine Brille an dem Tag in Reparatur war. Und daß
er weder eine Ersatzbrille noch Kontaktlinsen
besitzt.«
    »Also konnte er
mich an dem Abend gar nicht erkennen«, sagte Max.
    »Die Entfernung
zwischen Herrn Aschgereits Standpunkt und Ihrem Fahrzeug betrug
fünfundzwanzig Meter. Wir haben das nachgemessen. Ohne
Sehhilfe und bei den Lichtverhältnissen konnte er Sie auf
diese Distanz unmöglich eindeutig identifizieren«, sagte
Ullmann. »Tatsache ist jedoch, daß er jemand gesehen
hat, und deshalb habe ich Sie drei hergebeten.«
    Schublade auf,
Schublade zu, und Ullmann hielt einen ledernen Brustbeutel in der
Hand. Der Riemen war gerissen.
    »Diesen Beutel
haben wir am Mittwoch, bei nochmaliger Untersuchung des
Geländes, unmittelbar neben Ihrem Fahrzeug gefunden«,
sagte Ullmann und klang auf einmal wieder sehr amtlich. »Der
Beutel ist leer, aber er weist Blutflecken der Gruppe AO auf, Tanja
Werners Blutgruppe. Ich frage Sie daher, gehört der Beutel
einem von Ihnen oder ist er Ihnen bekannt?«
    Der Brustbeutel wurde
herumgereicht. Erst Curd, dann Chico, schließlich Max. Curd
und Chico verneinten. Max auch. Aber im Gegensatz zu den beiden
anderen hatte er den Beutel erkannt.
    Er gehörte
Wolle.

22
    Glücklicherweise
bohrte Ullmann nicht weiter, sondern räumte den Beutel wieder
weg. Was er danach erzählte, bekam Max nicht mit. Er stand
unter Schock und war entsprechend geistesabwesend.
    Bis Ullmann barsch
fragte: »Träumen Sie?«
    Max schrak zusammen.
»Übermüdung, Herr Kommissar. Die letzten
Nächte waren kurz.«
    »Besonders die
rothaarigen«, sagte Chico.
    Curds Lacher ertrank
direkt nach dem Start in einem
Hustenanfall.   
    »Haben Sie nicht
mitbekommen, was ich gefragt habe?« fragte
Ullmann.
    »Sorry«,
sagte Max.
    »Ich fragte, ob
Sie etwas über den Verbleib von Sonja Werner, Tanja Werners
jüngerer Schwester, wissen. Seit heute morgen liegt den
Kollegen in Burscheid nämlich eine Vermißtenanzeige
vor.«
    »Von wem?«
fragte Max.
    »Ich stelle hier
die Fragen«, knurrte Ullmann. Dann setzte er aber doch die
Brille auf, studierte ein Blatt, das nach Thermo-Faxpapier aussah,
und sagte: »Erstattet von Hans Werner, Sonja Werners
Stiefvater.«
    Max wartete mit seiner
Antwort, bis Ullmann ihn über den Rand der Brille
anvisierte.
    »Der Mann hat
seine beiden Stieftöchter sexuell mißbraucht.
Beziehungsweise es versucht.« Max schilderte, was Sonja ihm
erzählt hatte.
    »Dieser
Mensch«, sagte Ullmann, wobei er mit der Rückseite
seiner Hand gegen das Blatt schlug, »soll also seine
Stieftochter Tanja länger als ein Jahr mißbraucht haben.
Und nach ihrem Tod soll er das Gleiche bei der jüngeren
Schwester versucht haben. Habe ich das richtig
verstanden?«      
    »Er soll nicht,
er hat«, sagte Max.
    »Woher wollen
Sie das wissen?«
    »Diesmal haben
Sie aber geträumt. Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, Sonja
hat mir das erzählt.«
    »Also haben Sie
Sonja Werner seit ihrem Verschwinden doch
gesehen?«
    »Sie hat sich
gestern zu mir geflüchtet«, sagte Max. »Seit heute
ist sie woanders untergebracht.«
    Ullmann riß
seine Brille herunter. »Sagen Sie mal, sind Sie eigentlich
völlig plemplem? Sonja Werner ist minderjährig, und Sie
stehen unter Verdacht, ihre Schwester ermordet zu haben. Und da
haben Sie nichts Besseres zu tun, als das Mädchen bei sich
aufzunehmen? Noch dazu über Nacht? Wenn das dem Staatsanwalt
zu Ohren kommt, sitzen Sie fünf Minuten später wieder im
Klingelpütz.«
    »Was hätten
Sie denn an meiner Stelle getan?« fuhr Max auf. »Sonja
zum Kölner Hauptbahnhof gefahren, damit sie sich da die Kohle
für ein Hotelzimmer verdienen kann?«
    »Sie hätten
sie unverzüglich zur Polizei bringen müssen«, sagte
Ullmann. »Wenn es sich verhält, wie Sie sagen, muß
Sonja Werner gegen ihren Stiefvater Anzeige
erstatten.«
    »Das wird morgen
nachgeholt«, sagte Max. »Vorerst ist sie bei einer
Freundin ihrer Schwester untergekommen.«
    Ullmann zückte
den Bleistift. »Name und Anschrift?«
    »Nein«,
sagte Max.
    Ullmanns Kopf ruckte
nach vorn. »Wissen Sie, was Sie damit
riskieren?«
    »Das ist mir
scheißegal. Sonja geht morgen freiwillig zur Kripo. Alles
andere wäre wertlos.«
    Chico und Curd nickten
beifällig. Ullmann nicht.
    »Sie verbohrter
Kerl«, zischte er. »Sehen

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