Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
Vom Netzwerk:
sich zeigen und wollte
alles ganz genau wissen. Abends haben wir dann Musik gehört
und ein Glas Wein getrunken.«
    »Wo hat sie
übernachtet?«
    Huberty zeigte mit dem
Finger zur Decke. »Im Gästezimmer.«
    »Was passierte
Sonntag und Montag?«
    »Wir waren in
der Töpferei im Küchenhof und im Märchenwald.
Gegessen haben wir in der Post. Am Montag sind wir um die
Dhünntalsperre gewandert. Haben auswärts Kaffee
getrunken. Abends hat sie gekocht. Bratkartoffeln mit
Spiegelei.«   
    Max hielt den
Schürhaken noch immer mit beiden Händen. »Sie haben
ihr einen Ring geschenkt.«
    Huberty war kurz
überrascht, nickte dann aber. »Kein besonderes
Stück, aber er hat ihr gefallen. Ein
Amethyst.«
    »Haben Sie sie
belästigt?«
    »Nein! Ich sagte
Ihnen doch, mit ihr war alles ganz anders. Es gab da nur dieses
Mißverständnis.«
    Max zog die Brauen
hoch. »Ein Mißverständnis?«
    »Montag abend
hat sie ein Bad genommen. Ich brachte ihr ein frisches Badetuch und
bin versehentlich ohne anzuklopfen eingetreten. Das hat sie
mißverstanden.«
    »Wie hat sie
reagiert?«
    Huberty
schüttelte den Kopf, als sei ihm die Erinnerung unangenehm.
»Sie hat geschrien und mich einen … einen alten Bock
genannt.« Plötzlich ruckte sein Kopf nach oben.
»Aber ist das ein Grund, mich zu bestehlen? Nach allem, was
ich für sie getan habe? Ich Narr!« Dazu schlug er sich
mit der flachen Hand vor die Stirn und stöhnte auf, weil er
nicht an die Beule gedacht
hatte.      
    Max brauchte nicht
nachzufragen, Huberty fuhr von sich aus fort. »Dienstag
morgen war sie plötzlich verschwunden. Ich nahm zunächst
an, wegen des Vorfalls im Bad. Bis ich die aufgebrochene Kassette entdeckte.
Bargeld und Schmuck fehlten. Der Schmuck allein ist über
fünftausend Mark wert. Da fiel es mir wie Schuppen von den
Augen.«
    »Was?«
fragte Max.
    »Daß sie
es von Anfang an nur darauf abgesehen hatte!« schrie Huberty
mit verzerrten Zügen. »Und als dann nachmittags noch ihr
Komplize auftauchte und mich niederschlug, war mir alles
klar.«
    »Wie lange waren
Sie bewußtlos?«
    »Nur kurz.
Vielleicht zehn Minuten. Kopfschmerzen hatte ich aber drei Tage
lang.«
    Max' Stimme wurde
wieder eine Spur schärfer. »Haben Sie das Mädchen
gesucht?«
    »Gesucht!
Gesucht!« Erregt fuchtelte Huberty herum. »Wo
hätte ich sie denn suchen sollen? Die war doch längst
über alle Berge.«
    »Sie haben also
nicht gesehen, daß Tanja in Sträßchen an der
Haltestelle stand?«
    »Nein.«
    »Und Sie haben
nicht gesehen, wie sie in einen Wagen stieg, und sind dem Wagen
dann gefolgt?«
    »Zum Teufel,
nein!« Huberty hob den Kopf und starrte Max an. »Moment
mal, jetzt weiß ich auch, wer Sie sind. Sie sind

    »Und Sie sind
dem Wagen nicht bis Wermelskirchen gefolgt und haben die
Gelegenheit abgepaßt, bis Tanja allein war?« fuhr Max
ungerührt fort.
    »Sie sind der
Mann, den die Polizei verhaftet hat!« rief
Huberty.
    Max hielt ihm den
Schürhaken vors Gesicht. »Antworten
Sie!«
    Huberty versuchte,
nach dem Haken zu greifen, aber Max zog ihn weg.
    »Sie sollen
antworten!« brüllte Max.
    »Nein!«
schrie Huberty. »Verflucht noch mal, nein!«
    Eine Zeitlang starrten
sie sich wütend und erregt an. Aber kein weiteres Wort fiel.
Schließlich ging Max zum Kamin, hängte den
Schürhaken an seinen Platz und verließ das
Haus.
    Auf halber Strecke kam
ihm die Stausss-Ente bereits entgegengefahren.

21
    »Ich hatte mir
Pünktlichkeit erbeten«, sagte Ullmann und tippte mit dem
Radiergummiende seines Bleistifts auf seine Uhr. »Sie kommen
natürlich zwanzig Minuten zu spät.«
    »Zwanzig
Minuten, die Ihnen 'ne Menge Lauferei ersparen«, sagte
Max.
    Diesmal hatten sie
drei Stühle hingestellt. Curd und Chico saßen bereits.
Max setzte sich dazu. Körschgen kauerte wieder auf der
Fensterbank. Der Skinhead fehlte.
    »Was wollen Sie
damit sagen?« fragte Ullmann.
    »Bei der
uniformierten Abteilung im Erdgeschoß hab ich gerade einen
jungen Mann abgeliefert, der Selbstanzeige erstatten will. Wegen
Körperverletzung. Allerdings in Notwehr.«
    Es gab einen kleinen
ungehaltenen Trommelwirbel mit dem Bleistift.
    »Hätten Sie
vielleicht die Freundlichkeit, uns zu erklären, um wen es sich
bei dem jungen Mann handelt?«
    »Schon
dabei.« Max schlug die Beine übereinander und
berichtete, wie er Henning Pryzbilla gefunden hatte und von seinem
Besuch bei Jacques Huberty. Zumindest soweit es ihn nicht selbst in
Mißkredit brachte.
    Anstatt sich zu
freuen, wurde Ullmann böse. »Soll

Weitere Kostenlose Bücher