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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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das etwa heißen,
daß Sie durch die Gegend laufen und Detektiv spielen? Was
maßen Sie sich an?«
    »Immerhin wissen
wir jetzt, woher Tanja das Geld und den Schmuck hatte«, sagte
Max. »Und wo sie sich von Samstag bis Dienstag aufgehalten
hat. Oder war Ihnen das bereits bekannt?«
    Ullmanns
Schläfenadern schwollen an. »Darum geht es nicht,
verdammt noch mal! Sie haben sich in unzulässiger Weise in
polizeiliche Ermittlungen eingemischt.«
    »Ich hatte den
Eindruck -«
    »Halten Sie den
Schnabel!« Der Bleistift zerbrach, und die beiden
Hälften flogen in eine Ecke. Dann streckte Ullmann seine
Handflächen vor, wohl mehr um sich selbst zu bremsen.
»Okay, okay. Sie in Untersuchungshaft zu nehmen, war
vielleicht etwas voreilig. Aber Sie waren damals der einzige
Verdächtige, und die Beweislast gegen Sie war
erdrückend. Zudem bestand Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Uns
blieb keine andere Wahl.«
    Ullmann nahm die
Hände wieder runter. »Nach dem heutigen Erkenntnisstand
würde ich vermutlich anders entscheiden. Das heißt
jedoch nicht, daß Sie bereits über jeden Verdacht
erhaben sind. Sie stehen nach wie vor auf der Liste der
Verdächtigen, wenn auch nicht mehr unbedingt an erster Stelle.
Zufrieden?«
    Das war Max und so
nickte er.
    Ullmann drehte sich zu
Körschgen um. »Haben wir noch Kaffee? Auch für die
drei Herren?«
    »Klar,
doch«, sagte Körschgen, trat ans nächste Telefon
und bestellte.
    Ullmann angelte sich
einen neuen Bleistift und malte einen Kringel auf die
Schreibunterlage. Nachdem er einen zweiten Kringel daneben gemalt
hatte, blickte er wieder auf und sagte: »Wir haben keinen
Aufwand gescheut und konnten inzwischen 63 Besucher ihres Konzerts
vom Dienstag ermitteln. Einen Großteil davon haben wir -
daß heißt der Kollege Körschgen - bereits
vernommen. Einige Aussagen sprechen dabei durchaus zu Ihren
Gunsten, Herr Hellenrath.«
    Die Tür schwang
auf und eine kompakte Frau lieferte ein Tablett ab. Es wurde eine
Weile mit Zuckerdose und Milchkännchen hantiert.
    Nachdem alle
umgerührt hatten, fuhr Ullmann fort.
    »Für Ihre
Angabe, daß Sie zwischen Ihrem Aufenthalt an der Theke und
dem Beginn des Konzerts die Musikanlage überprüft haben,
gibt es mehrere Augenzeugen. Das Problem ist nur, daß keine
der Personen bestätigen konnte, ob Sie ununterbrochen auf der
Bühne waren, geschweige denn, daß sich irgendwer an die
genaue Uhrzeit erinnert hätte. Hinzu kommt, daß wir
für Ihren Gang zur Toilette überhaupt noch keinen Zeugen
auftreiben konnten.«
    Ullmann trank einen
Schluck, verzog das Gesicht und süßte nach. »Ich
erzähle Ihnen das auch nur, damit Sie sehen, daß wir
durchaus auch Beweise zu Ihrer Entlastung
sammeln.«
    Um Haaresbreite
hätte Max »Danke!« gesagt.
    »Kommen wir zu
einem anderen Punkt«, sagte Ullmann und griff nach einer
Papprolle, die am Schreibtisch lehnte.
    Er entfernte den
Deckel, zog ein Plakat heraus und entrollte es. Das Plakat war
riesig, und Ullmann mußte aufstehen, um es vor sich hinhalten
zu können.
    »Haben Sie das
schon einmal gesehen?« fragte er und lugte über den
oberen Rand.
    »Ekelig«,
sagte Chico. »Abartig. Wo haben Sie das denn
her?«
    »Eine Leihgabe
meiner Tochter«, sagte Ullmann. »Es hing in ihrem
Zimmer.«
    »Sie hätten
sie besser erziehen müssen«, sagte Chico.
    Curd sagte nichts,
guckte aber auch nicht mehr hin.
    Max grinste.
»Warum zeigen Sie uns das? Wollen Sie uns
foltern?«
    »Sehen Sie sich
das Foto genau an«, sagte Ullmann. »Vor allem den Mann
in der Mitte.«
    Das Plakat war knapp
drei Jahre alt und kündigte einen Hippen-Auftritt in einer
Kneipe in Bergisch Gladbach an. Auf der Aufnahme waren die
fünf Hippen zu sehen. In der Mitte natürlich Aschgereit,
den Mikroständer zwischen den Schenkeln.
    Max zuckte die
Achseln. »Wo ist der Gag?«
    »Der Mann in der
Mitte ist Brillenträger«, sagte Ullmann, legte das
Plakat auf dem anderen Schreibtisch ab und setzte sich wieder.
»Minus drei Komma fünf Dioptrien. Mit anderen Worten: Er
ist stark kurzsichtig.«
    »Aschgereit
trägt immer 'ne Brille«, sagte Chico. »Sieht damit
aus wie 'n Mehlwurm, der auf Elvis Costello
macht.«
    »Genau das ist
der Punkt«, sagte Ullmann und rieb sich die Hände.
»So unterscheidet sich Polizei- von
Dilettantenarbeit.« 
    Max stellte seine
leere Tasse zurück aufs Tablett. »Machen Sie es nicht so
spannend, Herr Kommissar.«
    »Bei der
Vernehmung in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch trug Herr
Aschgereit nämlich keine Brille, wenn Sie sich

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