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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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angeschlagen. Rangeln
wohl um den besten Platz auf der
Stange.«      
    Der Lärm im Stall
ließ nach, und Wolle stand auf.
    »Kümmer
mich mal um die Karnickel«, sagte er. »Abziehen und
beizen. Ach, eh ich's vergeß: Die vom Wiesawie in Gummersbach
haben heute angerufen. Wegen Donnerstag.«
    »Absage?«
fragte Max.
    Wolle sagte nichts.
Aber das brauchte er auch nicht.
    *
    Sie saßen zu
fünft hinter dem Haus. Max, Chico, Curd, Arno und Wolle. Auf
dem Tisch fünf fettige Teller und eine Batterie leerer
Bierflaschen. Nachschub dümpelte in der Zinkwanne, die sie
eigens aus der Scheune herangeschleppt hatten.
    Die Holzkohle im Grill
glühte in den letzten Zügen und war neben dem
Nördlichen Sternenhimmel und der Zigarettenglut die einzige
Lichtquelle. Ausreichend, um niemanden zu verwechseln.
    »Dein Gemecker
macht sie auch nicht wieder lebendig«, sagte
Chico.
    Max schlug sich vor
die Stirn. »Daß ihr aber auch nicht vorher fragen
könnt. Geht ins Wohnzimmer und guckt euch die Pokale an.
Sebastian war Bezirksmeister und Benjamin immerhin mal
zweiter.«
    »War trotzdem
lecker«, lallte Arno und leerte seine Flasche. Er saß
bedenklich schief, da sein Stuhl auf der einen Seite im Rasen
eingesunken war. »Ist noch eins da?«
    »Du schielst
schon«, sagte Curd.
    »Na, und?«
krakeelte Arno. »Ist doch meine Sache,
oder?«
    »Reg dich
ab«, sagte Curd und reichte eine Flasche
rüber.
    Max gestikulierte
energisch. »Für Sebastian hätte jeder Züchter
'nen Tausender lockergemacht. Wenn Irmgard zurückkommt, trifft
sie der Schlag.«
    »Ach was, die
verwachsenen Gnomgockel hätten sie nicht mal zum
Hahneköppen genommen«, sagte Chico.
»Außerdem - mach dir nichts vor. Irmgard kommt nicht
zurück.«
    »Aber irgendwann
wird sie ihren Kram und ihre Zwerghühner abholen wollen. Meine
Güte, ihr seid vielleicht Idioten.«
    »Ist es jetzt
gut?« fragte Chico.
    »Nein«,
sagte Max trotzig. »Wir sind pleite bis zum Anschlag, fressen
aber Tausend-Marks-Brathähnchen.«
    »Geht mir
entschieden auf den Sack, dein Genöle«, sagte Curd.
»Ich geh pennen. Probe um zehn?«
    »Wenn der
Blödmann sich bis dahin wieder beruhigt hat.« Chico
stand ebenfalls auf. »Ich häng mich noch 'ne Runde vor
die Glotze. Nacht zusammen.«
    »Nacht«,
sagte Wolle.
    »Nacht«,
lallte Arno.
    »Nacht«,
brummte Max.
    Bessie kam und wollte
gekrault werden. Max tat ihr den Gefallen.
    Arno erwischte eine
Mücke.
    »Drecksvieh! Ich
hab dir übrigens den Artikel mitgebracht, den ich heute
vormittag geschrieben hab. Schon mal vorab. Erscheint morgen.
RGA.«
    »Nett«,
sagte Max, bog den Kopf zurück und starrte in den
Kosmos.
    Arno auch.
»Geil, was?«
    Außer dem
Großen Bären, der heute direkt über Dabringhausen
hing, kannte Max nur sein Sternzeichen, den Krebs, ein paar Meter
rechts davon. Fünf leuchtende Punkte, die man genauso gut als
Mercedes-Stern ohne Kreis deuten konnte.
    Während Max noch
darüber sann, ob sein Leben womöglich anders verlaufen
wäre, wäre er unter einem anderen Sternzeichen geboren,
fing Wolle an zu schnarchen, und Arno fragte mit bockiger
Zunge:
    »Wie lange
kennen wir uns jetzt eigentlich, Max?«
    »Seit der
Penne.«
    »Länger,
Max. Wir haben doch schon vorher zusammen beim DTV
trainiert.«
    »Stimmt. Warst
mal ein guter Sprinter.«
    »Weißt du,
daß das länger ist, als unser halbes Leben?« Arno
klang, als werde er gewürgt. Aber er hatte nur den Kopf zu
weit in den Nacken gelegt.
    »Proportional
wird's immer mehr«, sagte Max. »Wenn wir sechzig sind,
kennen wir uns dreiviertel Leben.«
    »Man kommt aber
nie auf ein Ganzes.«
    Max nahm den Kopf
wieder nach vorn. »Funktioniert nur bei
Zwillingen.«
    »Scheiße!« sagte
Arno und packte sich an den Hals.
    »Was
ist?«
    »'n Krampf.
Überdehnt.«
    Wolle sägte jetzt
richtig.
    »Könnt ihr
euch eigentlich nicht wieder mit Theo vertragen?« fragte
Arno, nachdem er sich ausgiebig die Halsmuskulatur massiert hatte.
»So wie es momentan läuft, ist das 'ne total beschissene
Situation für mich, weißt du.«
    Max fluchte, weil die
Zigarettenpapierchen in einer Bierlache gelegen hatten und jetzt
klebten. Erst das sechste war wieder brauchbar. »Das kann dir
doch egal sein.«
    »Sagst du so.
Ihr seid meine besten Freunde, Chico, Curd und du. Aber ich
muß auch mit König auskommen. Bin in vielen Dingen auf
ihn angewiesen. Berufsbedingt.« Für das letzte Wort
brauchte er drei Anläufe. »Immerhin sponsort er mein
Buch.«
    »Das große
Standardwerk über die Rockszene

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