Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
Vom Netzwerk:
Sie nicht, in welche
Situation Sie mich bringen? Ich kann doch nicht so tun, als sei
diese Vermißtenanzeige Luft.«
    »Ich denke, Sie
sind bei der Mordkommission«, sagte Max. »Und
Behördenwege sind lang.«
    »Und wo ist da
der Gag, um einmal in Ihrem Jargon zu sprechen?«
    »Mein Vorschlag
wäre, Sie erhalten das Fax erst morgen.« Max setzte
seinen Dackelblick auf. Nicht so intensiv, daß es
anzüglich wirkte, aber immerhin.
    In Ullmann tobte eine
erbitterte Schlacht, das war unübersehbar. Paragraphentreue
gegen Menschlichkeit. Ein Kampf, der, nach Ullmanns Miene zu urteilen,
lange auf des Messers Schneide stand. Was letztendlich den
Ausschlag gab, blieb unbekannt. Entscheidend war das
Ergebnis.
    »Morgen
früh, um Punkt acht Uhr, steht Sonja Werner hier auf der
Matte«, sagte Ullmann. »Sollte sie sich auch nur eine
Minute verspäten, setze ich Sie persönlich auf die
Fahndungsliste, Herr Hellenrath. Und nun machen Sie, daß Sie
rauskommen.«
    »Wir
auch?« fragte Chico.
    »Denken Sie
etwa, ich will mit Ihnen Fang-den-Hut spielen?« brüllte
Ullmann.

23
    Arnos Springer Softail
glänzte in der Abendsonne auf dem Hof. Der Easy Rider unter
den bergischen Reportern saß am Küchentisch und knackte
Erdnüsse.
    »Wo ist
Wolle?« fragte Max.
    »Wenn man
reinkommt, sagt man ›Guten Tag‹«, maulte Arno.
»Spazieren, mit dem Hund.«
    Max riß die
Wohnzimmertür auf. »Wenn er auftaucht, sagst du ihm, er
soll sofort zu mir kommen.«
    Arno schlug mit der
Faust auf den Tisch, daß die Erdnüsse tanzten, und
sprang auf. »Scheiße! Ich bin doch nicht dein Lakai.
Wenn du unbedingt rumkommandieren mußt, nicht mit
mir.«
    »Noch
was?«
    »Leck mich
doch!« schnaubte Arno und stürmte nach draußen.
Max schloß die Tür hinter sich, schnappte das Telefon,
ließ sich in den einzigen Sessel fallen und wählte
Margits Nummer. Nach dem neunten Klingeln hob sie ab.
    »Von wo rufst du
an?« fragte sie als erstes.
    »Natürlich
von zu Hause.«
    »Ich hatte
Angst, sie hätten dich wieder eingelocht.«
    »Einmal reicht
doch wohl, oder?« knurrte Max.
    »Holla, holla!
Der Herr hat schlechte Laune, wie?«
    »Kann ich nicht
bestreiten.«
    »Dann dreh erst
mal ein paar Runden ums Haus und ruf dann wieder an.« Damit
legte sie auf.
    Max starrte kurz in
die Hörmuschel. Dann atmete er tief durch und wählte
Margits Nummer noch einmal.
    »Beruhigt?« fragte
sie, als sie abnahm.
    »Entschuldigung«,
sagte Max.
    »Angenommen. Was
gibt's?«
    »Ich bin etwas
in Rage wegen einer blöden Geschichte, die ich eben erfahren
habe.«
    »Erzähl.«
    »Jetzt
nicht«, sagte Max. »Ist Sonja bei
Christine?«
    Margit
bestätigte. »Christines Mutter ist richtig nett. Sonja
kann so lange bleiben, wie sie will.«
    »Na,
prima«, sagte Max und berichtete von seinem Abkommen mit
Ullmann. »Du mußt morgen früh pünktlich um
acht mit Sonja auf der Wache sein. Sonst komm ich in Teufels
Küche.«
    »Geht in
Ordnung«, sagte Margit. »Ich ruf sie gleich an und sag
ihr Bescheid.«
    Einen Augenblick
herrschte Schweigen.
    Dann fragte Max:
»Kommst du heute abend vorbei?«
    »Ich muß
arbeiten«, sagte Margit.
    »Keine
Vertretung in Sicht?«
    »Gina ist schon
gestern für mich eingesprungen. Ich kann sie nicht schon
wieder fragen.«
    »Und
danach?«
    »Vor Mitternacht
komm ich auf keinen Fall weg.«
    »Das wär
früh genug.«
    »Früh genug
für was?« fragte Margit und klang
amüsiert.
    Max grinste vor sich
hin, sagte aber nur: »Ich stell dir ein Bier
kalt.«
    »Ich verspreche
nichts.«
    »So soll es auch
sein«, sagte Max.
    Kaum hatte er
aufgelegt, kläffte Bessie auf dem Hof. Max ging in die
Küche. Wolle kam herein. Über der einen Schulter trug er
seinen Bogen, über der anderen hingen zwei tote Kaninchen. Die
Beute landete in der Spüle.
    Max packte die
Mümmler an den Löffeln und hob die Köpfe an.
»Die haben ja das Genick gebrochen. Hast du etwa wieder
Fallen aufgestellt?«
    »Bin doch nicht
blöd«, sagte Wolle. »Weiß doch genau,
daß der Förster nur darauf wartet. Hier guck, sauber
erlegt.«
    Beide Kaninchen hatten
Pfeilwunden in den Flanken. Aber der Trick war alt. Erst wurde das
Kaninchen in der Falle gefangen, dann wurde darauf
geschossen.
    »Aber wieso ist
dann das Genick gebrochen?« bohrte Max.
    »Bessie«,
erklärte Wolle. »Packt noch mal zu, auch wenn sie schon
tot sind.« Dazu guckte er so treu, daß Max kurz davor
war, ihm zu glauben.
    »Setz dich
mal«, sagte Max. »Ich muß mit dir was
bereden.«
    »Weiß
schon«, sagte Wolle und nahm

Weitere Kostenlose Bücher