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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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Max.
    Margit
schauderte.
    »Was hast
du?« fragte Max.
    »Ich finde das
alles unheimlich«, sagte sie und zog erneut die Schultern
hoch, als fröstele sie.
    »Ist bald
vorbei.« Max gab ihr einen flüchtigen Kuß und
knöpfte sich die nächste Schublade vor.
    Ein Terminkalender,
Schreibutensilien, Korrespondenz mit Hinz und Kunz, aber nicht, was
er suchte. Die unterste Lade. Ein Reiseführer Florida mit
Sonderteil Orlando, ein Handbuch MS-Word 4.0, Tesaband, Pritt,
selbstklebende Notizzettel und jede Menge anderer Kram.
    Die linke Seite des
Schreibtischs war mit einer Rollade versperrt. Max brauchte fast
eine Minute, bis er das Schloß geknackt hatte. Dann rauschte
die Rollade lärmend nach unten.
    Zwei Aktenordner.
Hauptsächlich Verträge und Vertragsentwürfe.
Versicherungspolicen für alles mögliche, bezahlte und
unbezahlte Rechnungen, der Leasingvertrag für den
Jaguar. 
    Eine Etage tiefer eine
Kiste voll Fotos. Private Schnappschüsse. Theo in Badehosen am
Strand, Theo am Pool, einen Longdrink in der Hand, Theo in einem
offenem Cadillac. Und immer Frauen dabei. Zumeist junge, in jedem
Fall gut gebaut.
    »Kriegt er nur
bei Blondinen einen hoch?« fragte Margit.
    »Aber auch bei
denen nur, wenn sie jung sind«, sagte Max.
    Ganz unten stand eine
rechteckige Blechdose, die sich verzogen hatte, so daß sich
der Deckel nicht abheben ließ. Max langte nach dem
Brieföffner und setzte ihn unter dem Deckelrand an.
    »Stop!«
sagte Margit plötzlich.
    Max hielt inne.
»Was ist?«
    »Hörst du
nichts?«
    Max lauschte.
»Nein.«
    »Vorne. Vor dem
Haus.«
    Jetzt. Ein kaum
wahrnehmbares Motorgeräusch.
    Max ließ von der
Dose ab. »Ich seh mal nach.«
    Er huschte aus dem
Arbeitszimmer und über den Flur in Königs Schlafzimmer.
Auch hier war Teppichboden verlegt, der die Schritte dämpfte.
Max schob die Gardine ein Stück zur Seite.
    Vor dem Haus rollte
Arnos Enduro aus. Arno saß weit vorn, fast auf dem Tank.
Dahinter klemmte Theo König, mit hochgeschlagenem Mantelkragen
und ramponierter Dauerwelle. Als die Maschine zum Stillstand kam,
kippte sie fast um, weil Arno Mühe hatte, mit den
Füßen auf den Boden zu kommen. Kaum hatte er sie
ausbalanciert, stieg König steif und ungelenk ab.
    Max flitzte
zurück ins Arbeitszimmer. »Beeilung! Er
kommt.«
    Margit reagierte
sofort.
    Perfekte
Arbeitsteilung, auch ohne Abstimmung. Dose zurück ins Fach.
Rollade hoch. Schubladen zu. Leselampe aus. Spots aus.
Vorhänge auf. Raus aus dem Zimmer. Tür zu.
    Sie waren noch auf dem
Flur, als im Erdgeschoß die Haustür aufgeschlossen
wurde. Eins, zwei, drei durch den Wintergarten. Schritte und
Schnaufen auf der Wendeltreppe. Raus auf die Terrasse. Runter aufs
Garagendach. Weiter abwärts auf die kleine Terrasse und
über das Geländer.   
    Ein kurzer Blick. Arno
war verschwunden. In Königs Schlafzimmer ging das Licht
an.
    Zügig, aber ohne
Hast marschierten sie los. Erst auf der Kölner Straße,
kurz vor dem Hindenburgplatz, erwischten sie ein Taxi.
    Nachdem Max dem Fahrer
das Fahrtziel genannt hatte, öffnete Margit ihre Tasche, nahm
etwas heraus und hielt es Max hin. Eine Kette mit einem etwa
fünfmarkstückgroßen Anhänger.
    Max blieb die Spucke
weg. »Woher hast du die?«
    »Die war in der
Dose«, sagte Margit. »Ich hab sie geöffnet, als du
draußen warst.«
    »Aber woher
wußtest du, daß das Tanjas Kette ist?«
    »Wußte ich
zuerst auch nicht. Die Rückseite hat mich darauf
gebracht.«
    Max drehte den
Anhänger um. Margit mußte ihm mit ihrem Feuerzeug
leuchten. Die Gravur war in verschnörkelter Schreibschrift
ausgeführt. »In ewiger Liebe -
Henning.«
    »Weißt du,
was das bedeutet?« fragte Max.
    »Ja«,
sagte Margit. »König selbst hat Tanja
umgebracht.«

32
    Ein grauer windiger
Morgen, der keine Lust auf irgendwelche Aktivitäten weckte,
zumal das Fehlen etlicher Scheiben zu einer
erkältungsträchtigen Durchlüftung des Hauses
führte.
    Max war todmüde.
Er hatte gerade mal vier Stunden geschlafen. Trotzdem stand er auf.
Margit schlief noch, vergraben unter dem Federbett.
    In der Küche
verscheuchte er erst einmal einige Zwerghühner, die um das
abgestürzte Gewürzbord herum nach Eßbarem pickten.
Eier, die nach Thymian schmeckten, das fehlte noch. Im
Kühlschrank, der sich als Fels in der Brandung erwiesen hatte,
fand er ein Stück Hartkäse und eine Dose Hannen. Ein
Trümmerfrühstück.
    Kaum qualmte die erste
Selbstgedrehte, kam Wolle herein, Laub im Haar und Reisig am
Pullover.
    »Morgen.«
    »Morgen. Du

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