Ueber die Wupper
worden, und
Sonja war die Einweisung in ein Heim erspart geblieben.
»Endlich mal 'ne
gute Nachricht«, sagte Max.
Das Taxi rollte die
Frankenforster Straße in Richtung Bensberg. Max sagte dem
Fahrer, wo er abbiegen mußte. An der Ecke
Kiebitzstraße/Rosenstraße, gegenüber der Kirche,
ließ er ihn halten und bezahlte.
Als das Taxi
außer Sicht war, gingen Max und Margit Arm in Arm die
Rosenstraße hinunter. Nirgendwo brannte Licht.
Auf Hausnummer 30
folgte 34. 32 gab es nicht.
»Das ist
es«, sagte Max.
Ein amerikanischer
Geländewagen mit Ramme und Riesenreifen stand
rückwärts auf dem Einstellplatz neben der
Garagenzufahrt.
»Königs
Reservewagen«, sagte Max.
»Der sieht aus,
als sei er von Mattel«, sagte Margit. »Wie willst du
reinkommen?«
»Kein Problem.
Das Garagentor ist defekt. Ein bißchen anheben und wupps -
läßt sich der Griff drehen.«
»Woher
weißt du das?«
»König hat
letzten Sommer 'ne Gartenparty geschmissen. Wir waren auch
eingeladen. Da hat er das vorgemacht. Guck mal unauffällig
rum, ob einer kommt.«
Unauffällig war
gut. Zwei Schritte auf, Kehrtwende, zwei Schritte ab, Kehrtwende.
Dazu ihr spähender Blick. Margit sah aus wie ein kleiner
Wachsoldat. Max machte sich inzwischen an dem mit einem Oldtimer
bemalten Tor zu schaffen. Riß an dem Griff, versuchte das Tor
anzuheben, drückte es nach allen Seiten, zog es auf sich zu,
rüttelte daran. Nichts tat sich.
»Der Drecksack
hat das Tor reparieren lassen«, keuchte er.
Margit huschte an
seine Seite. »Und jetzt?«
»Müssen wir
es woanders versuchen.«
»Hat er eine
Alarmanlage?«
»Glaub ich
nicht. Dazu ist er zu geizig.«
Max kletterte in
Etappen voran und zog Margit, die sich ihre Schultertasche um den
Hals gehängt hatte, anschließend hoch. Auf die kleine
vordere Terrasse, von da aus aufs Garagendach, dann weiter auf die
Dachterrasse, die zum Teil von einem nachträglich aufgesetzten
Wintergarten eingenommen wurde. Der Lärm, den sie dabei
veranstalteten, war gewaltig. Dazu kam, daß sich die
Kletterpartie größtenteils zur Straße hin
abspielte und mindestens aus fünf Häusern beobachtet
werden konnte.
Als sie endlich oben
standen, rechnete Max mit allem. Aber es blieb ruhig. Kein
Hundegebell. Keine plötzlich aufflammenden Fluter. Keine
Polizeisirenen.
Die Scheiben des
Wintergartens waren daumendick. Keine Chance für einen
ordinären Ziegelstein. Max versuchte es an der Tür, die
auf der Rückseite lag. Mit der Messerklinge stocherte er im
Schloß herum - und brach sie dabei ab.
»Saumist!«
»Ich würde
noch lauter fluchen«, raunte Margit. »Gib es denn sonst
keine Möglichkeit?«
»Siehst du
eine?«
Ihr Blick glitt
über die Rückfront des Hauses. »Wie wäre es
damit?«
Max folgte ihrer
Blickrichtung. Wahrhaftig. Das erste Fenster neben der Dachterrasse
stand offen. Richtiggehend offen, nicht nur gekippt. Der Haken war
nur, daß die Entfernung vom Geländer bis zum Sims des
Fensters wenigstens anderthalb Meter betrug. Und die mußten
im freien Flug überbrückt werden. Für
Eichhörnchen und Schimpansen kein Problem. Ging es schief,
hieß das: vier Meter Absturz in den Garten. Oder was auch
immer sich in der Dunkelheit da unten verbergen mochte.
»Wir brauchen
eine Leiter«, flüsterte Margit.
»Oder wir fragen
die Nachbarn, ob einer einen Schlüssel hat.«
Margit überging
das. »Soll ich dich halten?«
»Besser nicht,
sonst liegst du mit unten.« Max legte die Lederjacke ab,
kletterte über das Geländer, hielt sich mit einer Hand
fest und lehnte sich hinaus. So sehr er sich auch reckte, es
fehlten gut zwanzig Zentimeter.
»Wenn ich nur
nicht so feuchte Hände hätte. Hast du ein
Taschentuch?«
»Ich hab was
Besseres.« Margit öffnete ihre Tasche und holte eine
flache runde Dose heraus. »Hier. Puder.«
Max stäubte
Handflächen und Finger ein. Zumindest das Geländer lag
nun besser in der Hand. Dann spielte er den Sprung zweimal in
Gedanken durch, wobei er beide Male abstürzte. Derart
vorbereitet ging er so weit wie möglich in die Hocke und
stieß sich ab.
Im Flug machte er eine
Vierteldrehung nach links und bekam den Fenstersims zu fassen,
pendelte aber unkontrolliert durch. Er schrammte mit dem Kinn
über den Putz und rutschte mit der linken Hand ab. Sein ganzes
Gewicht lastete an der rechten, und das auch nur an den drei
mittleren Fingern. Und die machten Anstalten, trotz des Puders den
Halt zu verlieren.
Als er nur noch mit
den letzten, bereits tauben Fingergliedern am Sims
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