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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Alpenland böten? Na ja, du verstehst den Gedankengang. Die Hauptsache ist, daß das Wissen, das kumulierte Wissen darüber, wer unser Informanten sind, nur hier in der Firma zu finden ist. Wie man das Problem auch dreht und wendet, man landet immer wieder hier.«
    »Befindet sich unter den Leuten, die du gefeuert hast, zufällig jemand, der zu mehr als einem Namen der Ermordeten Zugang hatte?« fragte Rune Jansson.
    »Ja«, erwiderte Carl. Er schien diesem Umstand jedoch keine größere Bedeutung beimessen zu wollen. »Da ist etwa ein Kriminalinspektor Vargemyr. Die Angaben über ihn befinden sich in deinem Material. Er kannte zum Beispiel beide Opfer in Umeå. Aber das Motiv?«
    »Es braucht doch kein rationales Motiv zu geben«, sagte Rune Jansson vorsichtig. »Stell dir doch so einen Typ wie diesen Lasermann vor, wenn auch mit besseren Kenntnissen und größeren Fähigkeiten.«
    »Tja«, sagte Carl und breitete die Arme aus. »Du bist der clevere Polizist, nicht ich. Jetzt hast du jedenfalls die wichtigste Verbindung der Opfer untereinander und die Namen aller ehemaligen Säpo-Angestellten, denen die Identität der Opfer bekannt gewesen ist. Das ist alles, was ich im ersten Anlauf für dich tun kann.«
    »Dürfen wir diese ehemaligen Säpo-Leute verhören?« fragte Rune Jansson unsicher. Er ahnte etwas von einem weiteren Säpo-Gesetz außerhalb der gewohnten Polizeiroutine.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Carl. »Ehemalige Säpo-Leute haben nicht mehr Rechte als andere Staatsbürger. Wenn einer von ihnen Schwierigkeiten macht und von Geheimhaltung faselt, verweise nur auf mich. Das setzt natürlich voraus, daß alle Vernehmungsprotokolle geheim bleiben?«
    »Ja, selbstverständlich«, bestätigte Rune Jansson schnell.
    »Na dann!« sagte Carl. »Dann sind wir mit dem Stück durch. Was wolltest du noch wissen? Ja! Die Giftmord-Theorie und die alten Gifte des KGB. Das einzige, was ich dir auf Anhieb sagen kann, ist, daß Curare bei den alten KGB-Leuten recht beliebt war. Aber sie hatten noch einiges andere, Dinge, die im Prinzip genauso funktionieren, Nikotin für Raucher, Insulin für Zuckerkranke und ähnliche Präparate. Der gemeinsame Nenner ist, daß es biologische Gifte sein müssen, die sich in geringeren Mengen schon im Körper finden und nach dem Tod abgebaut werden.
    Aus diesem Grund kann man sie bei gerichtsmedizinischen Untersuchungen nur schwer finden. Du wolltest auch wissen, wie die Tatwaffe ausgesehen hat? Sie sieht aus wie eine acht Zentimeter lange und ziemlich dicke Zigarre aus Kunststoff mit einer Art Sicherung aus buntem Kunststoff, blau, rot, grün und so weiter an einem Ende. Man klappt diese Sicherung hoch und drückt. Am anderen Ende der Röhre kommt dann eine Injektionsnadel zum Vorschein, die das ganze Gift im Körper deponiert. Das Opfer hat das Gefühl, von einer Riesenwespe gestochen worden zu sein.«
    »Wer hat Zugang zu der alten Mordausrüstung des KGB?«
    fragte Rune Jansson mißmutig.
    »Auf jeden Fall russische Gangster«, überlegte Carl. »Außerdem Leute, denen russische Gangster so etwas verkaufen können. Länder, die zu der früheren Sowjetunion gute Verbindungen gehabt haben, Iran, Irak, Libyen und so weiter. Ich glaube, das waren alle Fragen von deiner Seite.«
    »Ja, vorerst«, bestätigte Rune Jansson mit einem Kopfnicken.
    »Was tut ihr selbst? Ich meine, du mußt doch so etwas wie eine interne Ermittlung in Gang gesetzt haben?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Carl. »Bei der ersten Besprechung des Morgens wird es genau darum gehen. Aber mach dir keine Sorgen: Wenn ich etwas herausbekomme, von dem ich glaube, es könnte dir nützlich sein, wirst du es auch erfahren. Bevor du gehst, mußt du noch ein Papier unterschreiben!«
    Carl zeigte ironisch auf den nächststehenden der beiden DIN- A 4-Aktenordner. Als Rune Jansson die erste Seite aufschlug, fand er dort eine Art Versicherung seines Stillschweigens. Damit verpflichtete er sich aufgrund einiger dort genannter Gesetze, die Informationen, die er auf diese Weise erhielt, nicht an Unbefugte weiterzugeben.
    Bei dem Wort »unbefugt« stand ein Asteriskus, daneben fand sich eine handgeschriebene Erklärung; zu den befugten Personen gehörten u. a. Polizeibeamte des Dezernats A bei der Reichskripo, und darunter war Carls Unterschrift zu lesen.
    »Was passiert, wenn ich gegen diese Schweigepflicht verstoße?« fragte Rune Jansson, als er Carl das unterzeichnete Exemplar überreichte.
    »Das wirst du nicht tun«, sagte Carl.

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