Über jeden Verdacht erhaben
verzichte er.
»Wir haben eine knappe Stunde Zeit«, bemerkte Carl mit einem schnellen Blick auf die Armbanduhr. »Dann habe ich vier Stunden hintereinander Vortrag.«
»Du bist im Ausland gewesen?« fragte Rune Jansson und warf einen Seitenblick auf die beiden schwarzen Aktenordner.
»Ja, unter anderem habe ich einen gemeinsamen Bekannten getroffen. Ich kann leider nicht auf die Details eingehen. Außerdem scheint sich dein Anliegen in meiner Abwesenheit noch kompliziert zu haben«, sagte Carl gezwungen. Er goß sich selbst Kaffee mit Milch ein und nahm ein Hörnchen.
»Inwiefern?« fragte Rune Jansson, obwohl er schon eine Ahnung hatte.
»Zwei neue Morde. Vor dem kurdischen Buchcafé«, bemerkte Carl und zeigte mit einem Kopfnicken auf die beiden schwarzen Aktenordner, während er an seinem Kaffee nippte.
»Ich habe den größten Teil des gestrigen Abends und der Nacht dieser Angelegenheit gewidmet. Du wirst auf deine Fragen Antworten erhalten. Tut mir leid, daß es sich so lange verzögert hat.«
»Späte Antworten sind besser als gar keine«, erwiderte Rune Jansson diplomatisch.
»Wir werden ja sehen, was du nachher dazu sagst«, entgegnete Carl und sah Rune Jansson mit einem forschenden Blick an.
»Es besteht nämlich ein gewisses Risiko, daß du wütend auf mich wirst.«
»Es fällt mir schwer, das zu glauben«, sagte Rune Jansson.
»Inzwischen bin ich immerhin schon aufgewacht.«
»Noch etwas, bevor wir anfangen«, sagte Carl nachdenklich und zögernd. »Wir sind ja recht gute Freunde, du und ich. Du bist jedenfalls keiner meiner Untergebenen in der Firma. Solltest du also Gerüchte gehört haben, wie ich im dienstlichen Umgang bin, vergiß es. Zwischen uns beiden herrscht absolute Offenheit.«
»Natürlich, warum sollte es anders sein?« entgegnete Rune Jansson verwundert, doch dann ging ihm auf, daß er Carl vermutlich mit etwas anderen Augen betrachten würde, wenn er bei der Säpo gearbeitet hätte. Es traf schließlich zu, daß er schon einige Geschichten darüber gehört hatte, was mit Leuten passierte, die zu frühen Besprechungen in diesem Zimmer gerufen wurden.
»Nun, dann legen wir los«, sagte Carl und stellte seine Kaffeetasse mit einem Knall hin. »Die wichtigste Frage, die du mir gestellt hast, betrifft einen gewissen Arzt in Linköping, Ali Akbar Kermani, siebenunddreißig Jahre, mit einer Gewehrkugel ermordet. Hat der Mann für uns bei der Säpo gearbeitet? Die Antwort auf diese Frage lautet leider ja. Er war also Säpo-Agent, um es präzise auszudrücken. Seine Aufgabe bestand darin, Informationen über eine relativ kleine Gruppe religiöser Extremisten zu sammeln und diese an uns weiterzugeben. Er arbeitete gegen Bezahlung. Um die Zeit des Mordes war er als Agent gerade entlassen worden. Der gesamte Hintergrund befindet sich in den Ordnern dort auf dem Tisch.«
»Das war eine sehr interessante Auskunft«, bemerkte Rune Jansson trocken.
»Ja. Aber ich fürchte, daß es noch weit schlimmer kommt«, fuhr Carl fort. »Memo Baksi und Abdel Rahman Fayad, die beiden, die in Umeå ermordet wurden, waren ebenfalls Säpo-Agenten. Ebenso wie übrigens dieser Newzat Özen, von dem ihr den Verdacht hattet, er sei außerhalb von Västerås ermordet worden.«
»Nun ja, der Zusammenhang war für uns ja nicht leicht zu finden«, sagte Rune Jansson vorsichtig. »Uns hat also ständig eine entscheidende Auskunft gefehlt, die wir hier bei euch hätten erhalten können?«
»Genau«, erwiderte Carl und sah Rune Jansson abwartend an. Dieser blieb jedoch vollkommen ruhig. »Das habe ich damit gemeint, als ich sagte, du würdest vielleicht wütend werden.«
»Weil ihre diese gelinde gesagt entscheidende Information zurückgehalten habt, meinst du?« fragte Rune Jansson sanft. Er sah tatsächlich nicht im mindesten wütend aus, eher verblüfft.
»Ja, natürlich«, sagte Carl. »Es gibt dafür eine Reihe Erklärungen, aber die sind nicht besonders interessant. Es sind eher bürokratische Gründe. Jedenfalls hast du da deine Verbindung der Mordopfer.«
»Diese beiden Kurden, die vor ein paar Tagen ermordet wurden – wie sieht es in der Hinsicht bei ihnen aus?« fragte Rune Jansson, ohne eine Miene zu verziehen.
»Etwas unklarer«, erwiderte Carl schnell. »Du findest sie auch in den Aktenordnern. In aller Kürze könnte man so sagen: Einer von ihnen, Mehmet Rehmsa, ist als eine unserer Quellen anzusehen. Er hat uns Informationen geliefert, ist aber kein Agent in dem Sinn, daß er fest und für
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