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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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längere Zeit für uns gearbeitet hätte. Der zweite, Güngür Gökhsen, befindet sich zwar in unseren Archiven, aber das tut ja schon bald jeder Kurde, nachdem… na ja, du weißt schon. Aber soviel ich habe sehen können, unterscheidet er sich deutlich von den anderen Opfern dieser Mordserie. Er hatte nichts mit der Säpo zu tun. Das hatten aber alle anderen.«
    »Einer oder mehrere ermorden die Agenten der Säpo unter den Einwanderern in Schweden«, stellte Rune Jansson fest.
    »Ja«, bestätigte Carl. »Dieser Eindruck läßt sich kaum von der Hand weisen.«
    »Wer weiß, welche Denunzianten, Verzeihung, Agenten ihr unter den Einwanderern habt?« fragte Rune Jansson weiter, ohne die Stimme zu heben oder das Tempo zu steigern; es erstaunte ihn selbst, wie ruhig er die sensationellen Informationen aufnahm, die er von Carl erhielt.
    »Das weiß im Prinzip niemand«, erwiderte Carl mit einer bekümmerten Falte auf der Stirn. »Aber wie schon klargeworden ist, gilt dieses Prinzip nicht in der Realität. In unserer Organisation waren nur zwei Personen in der Lage, sich auf dem Dienstweg Erkenntnisse darüber zu verschaffen, nämlich ich selbst und mein Stellvertreter. Dann haben wir die Abteilung, die mit dieser Art von Informationen gearbeitet hat, mit Denunziationen, wie du so treffend gesagt hast. Diese Abteilung wird jedoch gerade aufgelöst, und mehrere Funktionsträger sind im Lauf der letzten Monate gefeuert worden.«
    »Aber unter denen, die gefeuert worden sind, könnte es dieses Wissen geben?« fragte Rune Jansson.
    »Theoretisch ja«, erwiderte Carl. »Das setzt voraus, daß einige von ihnen gegen ihre Dienstvorschriften verstoßen haben, doch ich fürchte, daß das ein Verhalten ist, das einigen dieser Leute nicht allzu fremd gewesen ist. Daher übrigens eine Reihe von Entlassungen.«
    »Und wir können erfahren, wer diese entlassenen Säpo-Leute sind?« fragte Rune Jansson zweifelnd.
    »Aber ja, selbstverständlich. Diese Information befindet sich schon in deinen Aktenordnern«, antwortete Carl schnell. »Damit sind wir bei einem formaljuristischen Problem angelangt. Das Material in diesen Ordnern umfaßt die gesamte Information über die Denunziantentätigkeit der Opfer, als sie für die Säpo sozusagen arbeiteten, ferner die Namen ihrer Führungsoffiziere sowie Angaben über ihre Bezahlung und so weiter. Das gesamte Material unterliegt jedoch der Geheimhaltung, und dem in Schweden geltenden Recht zufolge geht unsere Geheimhaltung hier in der Firma allen anderen polizeilichen Rücksichten vor. Ganz offiziell hätte ich also völlig legal entscheiden können, dir diese Information zu verweigern.«
    »Das hätte unsere Ermittlungsarbeit nicht gerade erleichtert«, entgegnete Rune Jansson mürrisch. »Dann hätten wir nach der Verbindung der Opfer untereinander suchen können, bis wir verrückt geworden wären.«
    »Ja, und das wollen wir natürlich nicht«, sagte Carl mit der Andeutung eines ironischen Lächelns. »Aber, wie du verstehst, gibt es da noch einen Haken. In dieser Welt wird einem nichts geschenkt.«
    »Wie sieht der Haken aus?« fragte Rune Jansson mißtrauisch.
    »Ihr müßt beim Dezernat A über dieses Material dichthalten«, sagte Carl mit einem tiefen Seufzen. »Unser Dilemma, deins und meins, sieht wie folgt aus. Wenn ich dir dieses Material nicht übergebe, mache ich eure Ermittlungsarbeit unmöglich, vermeide aber einen Skandal ersten Ranges in den Massenmedien. Wenn du das Material bekommst, übernimmst du damit auch die Verantwortung dafür, daß das hier nicht durchsickert und in den Medien bekannt wird, bevor ihr eure Arbeit erledigt habt.«
    »Das läßt sich schon regeln, denke ich. Bei uns sickert nichts durch, wenn wir es nicht wollen«, sagte Rune Jansson, ohne sein Mißtrauen loszuwerden. Er glaubte, daß irgendwo noch ein größerer Haken lauerte.
    »Dann ist da noch eine Komplikation«, bemerkte Carl. Es war wie eine blitzschnelle Bestätigung von Rune Janssons Verdacht. »Und dabei wünsche ich deinen Rat. Ich nehme an, daß ihr eventuell gern die Ermittlungen übernehmen würdet, die das Gewaltdezernat der Stockholmer Polizei im Fall der beiden Kurden begonnen hat?«
    »Na ja«, sagte Rune Jansson vorsichtig. »Das Gewaltdezernat in Stockholm erledigt seine Arbeit meist ohne jede Einmischung von unserer Seite. Sie haben ja große Möglichkeiten. Sehr gute Leute und so weiter.«
    »Kurden! Jan Köge!« rief Carl demonstrativ aus. »Du weißt doch genauso gut wie ich, was mit

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