Über jeden Verdacht erhaben
das Verbrechen zu begehen, und die auch dazu fähig gewesen seien. Ein Motiv fehle allerdings bis jetzt immer noch.
Seine Darstellung weckte unter den norrländischen Kollegen keine Begeisterung. Daß diese Leibgardisten sich in der Nähe befunden hätten und über bestimmte Fähigkeiten verfügten, sei kein sonderlich überzeugender Grund für Verdächtigungen, da sie doch Polizeibeamte seien. Jemand unter den Anwesenden witzelte von einer »Polizeispur«, und damit war die Sache im großen und ganzen gelaufen. Auch wenn sie es nicht zeigen wollten, betrachteten sie Rune Jansson jetzt, als wäre dieser nicht ganz richtig im Kopf. Einer von ihnen bemerkte spitz, Rune Jansson solle sich vielleicht mit seinen Überlegungen an die Redaktion des Norrlands-Magazins wenden. Die anderen lachten zurückhaltend. Rune Jansson verstand den Scherz nicht und fragte, was das Norrlands-Magazin sei. Er erhielt die Auskunft, daß es eine Fernsehsendung sei, die hier oben gemacht werde und die sich auf die sogenannte Polizeispur bei der Palme-Ermittlung spezialisiert habe.
Jetzt kicherten die Kollegen laut und ohne Hemmungen.
Rune Jansson verstand sie nur zu gut. Er war natürlich genauso allergisch gegen alle »Polizeispuren«. Doch als sie sahen, wie er den Kopf senkte und nachdachte, ohne über einen ihrer Scherze zu lachen, erstarb das Kichern.
»Jetzt sieht es so aus«, sagte er langsam und betonte seinen Östergötland-Dialekt, um nicht als Oberschlaumeier aus Stockholm zu erscheinen, »daß ich über einige wichtige Informationen verfüge, die ich euch nicht mitteilen kann, weil das gesetzlich verboten ist. Das ist für mich genauso merkwürdig, wie es sich für euch anhört, doch es ist nun mal so. Und jetzt habe ich einen freundlichen Vorschlag zu machen. Da wir bei der Reichskripo die denkbaren Täter ganz in der Nähe haben, nämlich im Nachbargebäude auf Kungsholmen, sind wir diejenigen, die dieser Spur nachgehen. Diesmal haben wir also tatsächlich eine seriöse Polizeispur, wie traurig es auch sein mag, das feststellen zu müssen. Aus diesem Grund bin ich ganz entschieden der Meinung, daß das hier nicht in irgendeinem Norrlands-Magazin gebracht werden darf, bevor wir bei unseren Ermittlungen von der Stelle gekommen sind. Sollte etwas herauskommen, bevor wir zu Ende ermittelt haben, stehen wir ziemlich dumm da. Das muß euch genauso klar sein wie mir. Hingegen werdet ihr alles erfahren, was wir an wichtigen Erkenntnissen zutage fördern.«
Es wurde vollkommen still im Raum. Rune Jansson blickte in seine Kaffeetasse und biß die Zähne zusammen, während er zu ergründen versuchte, ob er gegen seine Schweigepflicht verstoßen hatte. Vermutlich hatte er es nicht. Entscheidend war, daß die Verbindung zwischen den beiden Opfern ihre Funktion als Säpo-Informanten war. Als Agenten , wie es wohl hieß.
»Nun«, sagte der Chef des Gewaltdezernats in Umeå nachdenklich und nahm einen riesigen Biß von seiner selbstgemachten Zimtschnecke. »Ja, so ist es wohl. Aber was sollen wir deiner Ansicht nach in der Zwischenzeit machen?«
»Da gibt es etwas«, sagte Rune Jansson, während er intensiv über die Grenzen zwischen Legalität und Kollegialität nachgrübelte. »Da gibt es etwas. Das zweite Opfer, dieser Baksi, muß eine unregelmäßige Einkommensquelle etwa in der gleichen Größenordnung gehabt haben wie unser eher kameralistisch eingestellter Freund Fayad. Fünftausend Kronen im Quartal. Wenn ihr die Quelle dieser Zahlungen finden könntet, wären wir schon ein gutes Stück weiter.«
»Du meinst also, daß der oder die Mörder diese Figuren für bestimmte Dienste mit zwanzigtausend Kronen im Jahr entlohnt haben?« bemerkte der Chef des Gewaltdezernats in Umeå.
»Ja, genau das«, gab Rune Jansson matt zu. Ihm war nämlich aufgegangen, daß das eine unerbittlich logische Konsequenz dessen war, was er schon zugegeben hatte; plötzlich erkannte er, wie sich einige der Verbrecher, die er im Lauf der Jahre vernommen hatte, gefühlt haben mußten, als sie sich plötzlich verplapperten. Im Augenblick begriff er ebenso wie alle anderen Polizisten im Raum, wie die unvermeidliche Anschlußfrage lauten mußte.
»Du meinst also mit anderen Worten, daß diese beiden Figuren von der Säpo bezahlt wurden«, bemerkte der Chef des Gewaltdezernats in Umeå, wobei er ruhig an seiner Zimtschnecke herumkaute.
»Das habe ich wirklich nicht gesagt. Das hast du gesagt«, widersprach Rune Jansson, dem lauter Überlegungen über
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