Über jeden Verdacht erhaben
wurden und Ausländer waren.
Genauso wäre es Rune Jansson und seinen Kollegen bei der Reichsmordkommission gegangen, wenn nicht plötzlich der Säpo-Chef persönlich vom Himmel herabgestiegen wäre, um ihnen ein paar Steintafeln mit entscheidenden Fakten in große Buchstaben gemeißelt zu präsentieren.
Und Rune Jansson hatte eine Art Verpflichtung unterschrieben, bei Strafe das Maul zu halten. Das war eine unmögliche Situation. So ließ sich nicht arbeiten.
Die Logik sprach dafür, daß sich der oder die Mörder unter den vier Leibwächtern des Säpo-Chefs befanden. An diesem Umstand war schwer vorbeizukommen. Es gab drei entscheidende Argumente:
Da sie Angestellte der Säpo waren, hatten sie eine reelle Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, welche Menschen als Informanten der Säpo arbeiteten. Das Bindeglied zwischen den Mordopfern im ganzen Land war genau die Tatsache, daß sie für die Säpo gearbeitet hatten.
Zweitens hatten sich die Leibwächter zum Zeitpunkt des Mordes in etwa zweihundert Meter Entfernung vom Tatort befunden.
Und drittens, der wichtigste Punkt: Man wußte, daß mindestens eines der Opfer mitten in der Nacht vom Mörder zum Tatort gerufen worden war. Man konnte mit einiger Sicherheit davon ausgehen, daß das gleiche auch mit dem zweiten Opfer geschehen war. Wer sollte die beiden Säpo-Informanten dazu bringen, mitten in der Nacht loszurennen und zu einem heimlichen Treffen zu erscheinen, wenn nicht die Säpo selbst? Beide hatten ihrem Mörder ja blindes Vertrauen entgegengebracht.
Es gab noch einen vierten Umstand, der vielleicht weniger wichtig war als die anderen. Eins stand jedoch fest, nämlich daß der oder die Mörder auf eine Weise vorgegangen waren, die auf außerordentliche Geschicklichkeit schließen ließ. Die fast lyrischen Schilderungen des Gerichtsmediziners ließen darauf schließen.
Als Rune Jansson einen gewissen Kriminalinspektor Vargemyr verhört, nein, zum Zweck der Aufklärung befragt hatte, der unter starkem Druck zu stehen schien, war dieses Gespräch zwar sehr schwierig gewesen. Der inzwischen beim Diebstahlsdezernat der Stockholmer Polizei tätige Beamte hatte Auskunft darüber geben sollen, wann und wie seine Säpo-Informanten in Umeå abgewickelt worden seien und weshalb er gegen Befehle verstoßen habe und entlassen worden sei. Die Vernehmung war nicht zuletzt deshalb schwierig gewesen, weil der etwas jüngere Kollege, dem gegenüber Rune Jansson kaum so etwas wie Kollegialität empfand, den Versuch gemacht hatte, ihm die Ohren mit volltönenden Ausreden von der Sicherheit des Landes, Dienstgeheimnissen und der Geschäftsgrundlage der Beziehungen zu den Informanten zuzudröhnen; auffallend oft hatte der Mann mit englischen Phrasen argumentiert.
Rune Jansson war zunächst sehr vorsichtig vorgegangen, hatte dann aber klargemacht, daß er vom Säpo-Chef persönlich die Genehmigung erhalten habe, alles zu fragen, was immer er wolle. Schließlich hatte er damit gedroht, mit Vargemyr zum Schwarzen Admiral persönlich zu gehen, um das Verhör dort zu beenden.
Und da hatte er sich plötzlich einem kooperationsbereiteren Kollegen gegenübergesehen.
Daß Vargemyr sich gegen etwas zur Wehr setzte, was ihm schon sehr bald als indirekter Mordverdacht erscheinen mußte, war durchaus verständlich. Er würde sich in jedem Fall wehren; wenn er unschuldig war, wäre er gekränkt, und wenn er schuldig war, würde er den Gekränkten spielen. Er leugnete, weiteren Kontakt mit Abdel Rahman Fayad und »diesem Kurden in Umeå« gehabt zu haben, nachdem die Operation abgeschlossen gewesen sei, wie es offenbar hieß. Das war ebenso erwartet wie in der Sache uninteressant. Interessant würde es erst dann werden, wenn man ihm nachweisen konnte, daß er log.
Hingegen hatte er bestimmte Angaben über die »Leibgarde«
der Säpo zu äußern, die er fast nebenbei machte, wie es schien. Der Schwarze Admiral hatte offenbar in der für Personenschutz zuständigen Abteilung eine Art Eliteeinheit aufgebaut, eine Abteilung, die in dem Tempo, in dem immer mehr Politiker neidisch auf Kollegen blickten, die Leibwächter hatten, und aus diesem Grund eigene Leibwachen forderten, zahlenmäßig immer stärker angewachsen war. Vargemyr erklärte, er selbst habe sich bei dieser Leibgarde beworben, sei aber abgelehnt worden. Daher stammte möglicherweise seine Abneigung gegen diese Sondereinheit. Wie auch immer: Es handle sich um eine Gruppe innerhalb der Gruppe, welche die Aufgabe habe, in erster
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