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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Linie den Ministerpräsidenten zu schützen, in zweiter Linie den Säpo-Chef und gelegentlich ausländische Staatschefs oder vergleichbare Staatsbesucher.
    Natürlich arbeiteten diese Beamten in Schichten. Es waren zwanzig Mann. Sie galten jedoch auch als bedeutend fähiger als alle anderen. Um sie von den anderen abzuheben, habe man ihnen auch höhere Gehälter zugestanden. Innerhalb der Polizei hatte es einiges Gejammere gegeben, da der Schwarze Admiral einige dieser Leute aus der besonderen Anti-Terror-Einheit der Polizei, ONI, rekrutiert hatte. Den Leitern von ONI zufolge habe er damit »die Terroristenbekämpfung in Schweden geschwächt«, da die wenigen Polizisten, die es geschafft hatten, sich für ONI zu qualifizieren, schwer zu ersetzen waren. Einige von ihnen hatten nämlich einen militärischen Hintergrund. Das bedeutete natürlich, daß sie viel lieber unter einem Admiral arbeiteten als irgendeinem ONI-Kommissar.
    Unter diesen zwanzig Spezialisten der besonderen Elite der Personenschutzabteilung, also der »Leibgarde«, gab es Leute mit einer Vergangenheit bei militärischen Sonderverbänden, die sich ihr halbes Leben als Erwachsene mit allerlei Kampfsportarten beschäftigt hatten, Männer, die ihre Ehre daran setzten, alle paar Tage Schießübungen zu machen, und so weiter.
    Hamilton hatte vier solche Figuren als Leibwächter mit nach Umeå genommen. Alle hatten sich zweihundert Meter vom Tatort entfernt aufgehalten. Vermutlich besaßen alle vier die Fähigkeit, andere Menschen auf die kunstfertigste Weise umzubringen.
    Dieses Problem war einfach. Rune Jansson hatte schon festgestellt, daß der oder die von ihm gesuchten Mörder vermutlich unter denen zu finden waren, die eine bestimmte Nacht unter der Adresse Pedagoggränd 9 B im Studentenviertel von Umeå zugebracht hatten. Etwas anderes war vernünftigerweise kaum denkbar.
    Dies bedeutete auch, daß sie sehr gute Chancen hatten, den Mörder zu fassen. Es mußte wirklich mit dem Teufel zugehen, wenn es nicht möglich sein sollte, aus einem so kleinen Personenkreis den Schuldigen herauszupicken.
    Doch nicht das war das unmittelbare Problem. Dieses stellte sich jetzt, als Rune Jansson zusammen mit seinem schweigsamen Kollegen das Polizeihaus in Umeå betrat, eine bräunliche Festung in der Nähe eines Einkaufszentrums, wie es überall in Schweden hätte stehen können.
    Die Kollegen – es waren acht Mann – hatten einen Tisch mit Kaffee und selbstgebackenen Zimtschnecken gedeckt, die jemand mitgebracht hatte. Und jetzt saß er in ihrem Konferenzraum und lauschte ihren verschiedenen Berichten über fleißige, bisher jedoch ergebnislose Arbeit. Ihm graute vor dem, was er sagen wollte, wenn er an der Reihe war. Soviel er wußte, wäre es so etwas wie ein Gesetzesverstoß, wenn er seinen Kollegen alle Informationen zur Verfügung stellte. Und als Polizeibeamter war er bis zur zwanghaften Übertreibung gegen Gesetzesübertretungen, wenn es ihn selbst oder ein anderes Familienmitglied betraf. Er hatte mit seiner Frau gestritten, als sie ihm von einem steuerlichen Abzugstrick erzählte, über den sie etwas im Radio gehört hatte, was ihre Steuer um achthundert Kronen senken würde. Er war auch unnötig rabiat geworden, als er einmal mit seiner Tochter einkaufen gegangen war, die immer noch in den Kindergarten ging. Als er erfuhr, daß sie im Supermarkt eine Tafel Schokolade gemopst hatte, war er wütend geworden. Er war Polizeibeamter. Wenn nicht er auf Recht und Ehrlichkeit hielt, von wem sollte man diese Tugend dann verlangen?
    Doch jetzt verlangte das Gesetz offenbar von ihm, daß er seine Kollegen in einem wichtigen Punkt belog. Die Information, daß die beiden Mordopfer Säpo-Agenten gewesen waren, war geheim, und zwar nach Recht und Gesetz.
    Als es an ihm war, Bericht zu erstatten, versuchte er einen Kompromiß zu schließen. Er legte das dar, was er darlegen konnte, Dinge, die billigerweise nicht unter seine Schweigepflicht fielen. Er beschrieb seine Erkenntnisse über die »Leibgarde«, möglicherweise ein wenig zu detailliert. Er wies darauf hin, daß diese Männer sich zweihundert Meter vom Tatort entfernt aufgehalten hätten und als Sicherheitspolizisten möglicherweise hätten fähig sein können, die Opfer zu sich zu locken – hier bewegte er sich an der Grenze zwischen erlaubt und unerlaubt –, und daß es zumindest für ihn jetzt in erster Linie darum gehe, die Personen zu verhören, im Prinzip also Kollegen, die Gelegenheit gehabt hätten,

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