Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Vernehmungsabschnitt eine vergleichbare Menge an technischen Beweisen zu erwarten war.
    Die Hausdurchsuchung bei dem Verdächtigen war tatsächlich lohnend gewesen. Jetzt hatte man die Mordwaffe und wußte mit Sicherheit, daß es tatsächlich die Mordwaffe war. Außerdem hatte man eine Schachtel mit Munition des gleichen Typs gefunden, der beim Mord verwendet worden war. Diese Munition befand sich auch in der Waffe. Ferner waren eine Kapuze mit Sehschlitzen sichergestellt worden sowie wahrscheinlich genau die Kleidungsstücke, die der Mörder angehabt hatte, als er das Verbrechen verübte. In dieser Hinsicht gab es überdies neue Möglichkeiten, da der Wagen, den er gestohlen hatte, sich inzwischen beim Staatlichen Kriminaltechnischen Labor befand. Dort würde man ihn mit Hilfe von Staubsaugern nach Fasern absuchen, die danach mit größter Wahrscheinlichkeit mit etwas in Verbindung gebracht werden konnten, was der Mörder zur Tatzeit getragen hatte. Schon das war ein Beweis, den jedes beliebige Gericht akzeptieren würde, es sei denn, das Opfer war ein Ministerpräsident.
    Doch jetzt ging es also um die Frage, ob Johan Ludwig noch weitere Verbrechen begangen hatte. Als die Wärter mit ihm herunterkamen, trat er etwa so auf, wie man es hatte erwarten können. Er hatte ein Wochenende in der Arrestzelle verbracht, nachdem man ihn wegen illegalen Waffenbesitzes vorläufig festgenommen hatte, jedoch in dem Wissen, daß es noch einen schlimmeren Verdacht gegen ihn gab, den man ihm noch nicht vorgelegt hatte.
    Er war frisch rasiert und trug reine Kleidung, war also nicht in Resignation zusammengebrochen. Und er hatte eine harte Miene aufgesetzt, als wäre er gekränkt.
    Er erklärte sofort, er wolle sich nicht ohne seinen Anwalt äußern, und Anna Wikström erklärte zunächst in einem übertrieben freundlichen Tonfall, als spräche sie zu einem widerspenstigen Kind, daß man zwar nach seinen Wünschen einen Pflichtverteidiger bestellt habe, doch Rechtsanwalt Renstierna habe sich aus irgendeinem Grund noch nicht eingefunden. Vielleicht habe er sich verspätet. Es sei Runestrand aber ohne weiteres möglich, wieder in die Arrestzelle zurückzugehen und zu warten, bis Rechtsanwalt Renstierna auftauche.
    Das funktionierte so gut wie immer. Wer ein paar Tage hinter Schloß und Riegel gesessen hat, wird von vielen Kräften getrieben, nicht zuletzt von Neugier. Johan Ludwig Runestrand erklärte sich deshalb einverstanden, auf einige Fragen zu antworten.
    Sie setzten sich zurecht. Das Tonbandgerät wurde eingeschaltet, und Anna Wikström leierte einige Formalien herunter, nannte Vernehmungsleiter und Zeugen des Verhörs, die Uhrzeit und erklärte, der Pflichtverteidiger sei noch abwesend, bevor sie ihre erste Handgranate warf.
    »Zunächst habe ich die Pflicht, dir mitzuteilen, daß vor einer Stunde Oberstaatsanwalt Jan Danielsson Haftbefehl gegen dich erlassen hat, weil du des Mordes verdächtigt wirst. Wir möchten gern wissen, wie du dich zu dieser Anschuldigung stellst.«
    »War es nicht… war es nicht illegaler Waffenbesitz?« fragte Johan Ludwig Runestrand mit einer spürbaren Kraftanstrengung.
    »Das ist es natürlich auch«, fuhr Anna Wikström unerbittlich fort. »Der Revolver der Marke Smith & Wesson des Kalibers .357 Magnum, der auf deinem Nachttisch gefunden wurde, befindet sich illegal in deinem Besitz. Doch inzwischen wissen wir, daß er bei der Ermordung zweier Personen verwendet worden ist. Ist es deine Waffe, um mal damit anzufangen?«
    »Muß ich auf so etwas antworten? Habe ich nicht das Recht, die Aussage zu verweigern? Muß ich denn keinen Anwalt haben?« fragte Johan Ludwig Runestrand mit einer Kraftanstrengung. Es sollte sich anhören, als spräche er von erheblich alltäglicheren Dingen.
    »O doch«, bestätigte Anna Wikström. »Du hast das Recht, die Antwort auf Fragen zu verweigern, du hast das Recht, ohne Anwesenheit deines Anwalts jedes Gespräch mit uns zu verweigern. Aber jetzt verhält es sich so, daß das, was du bereits gesagt hast, sowie die technischen Beweise, über die wir verfügen, es mit sich bringen, daß schon heute ein Haftbefehl gegen dich ausgestellt wird. Ist dir bewußt, was das bedeutet?«
    »Daß ich gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt werden kann?« fühlte Johan Ludwig Runestrand optimistisch vor.
    »Du siehst zuviel fern«, bemerkte Anna Wikström trocken.
    »Wir befinden uns nicht in den USA, sondern in Schweden. Wenn du dich weigerst, unsere Fragen zu beantworten, was

Weitere Kostenlose Bücher