Über jeden Verdacht erhaben
unser Verdacht begründet sei?« schlug Anna Wikström vor.
»Dann fragen sie sofort nach diesen Gründen, und dann müssen wir sagen, das sei geheim, und dann halten sie uns für Leute à la Holmér, und damit ist ja niemandem geholfen«, sagte Willy Svensén irritiert.
»Ich wollte Hamilton fragen, ob er diese Geheimhaltungspflicht nicht ein bißchen lockern kann«, sagte Rune Jansson tonlos.
Im Raum entstand ein kurzes Schweigen.
»Und wenn er nein sagt?« fragte Willy Svensén leise.
»Nun, dann weiß ich auch nicht weiter«, erwiderte Rune Jansson. »Aber so, wie die Dinge liegen, ist die Situation unhaltbar. Und fragen müssen wir schließlich.«
Er sah auf die Armbanduhr, stand auf und verließ das Zimmer mit einem stummen Gruß.
Zehn Minuten später betrat er die Kajüte des Schwarzen Admirals. Jedenfalls hatte er das Gefühl, eine Kapitänskajüte zu betreten. Carl, der perfekt gekleidet war wie auf einem Werbefoto, empfing ihn angesichts der Umstände erstaunlich herzlich.
»Hej, willkommen. Endlich ein richtiger Bulle«, sagte Carl und zeigte auf die Sitzgruppe. Er nahm das Jackett ab und warf es in einem weiten Bogen durchs Zimmer, so daß es auf seinem Schreibtisch landete. »Du mußt den Ausdruck schon entschuldigen, aber es war wirklich nicht böse gemeint. Ich sitze schon den ganzen Tag mit Juristen zusammen, mußt du wissen«, fuhr er zur Erklärung fort. Dann setzte er sich, lockerte den Krawattenknoten und machte den obersten Hemdknopf auf.
»Wir haben Probleme«, sagte Rune Jansson abwartend, während er sich setzte und einen Seitenblick auf zwei Mappen warf, die auf dem im übrigen völlig leeren Couchtisch lagen. Die eine war schwarz, was im Moment seinen Erwartungen entsprach, die zweite dunkelblau, was ihm nichts sagte.
»Ja, wir haben Probleme«, sagte Carl und schlug die Beine übereinander. Dann streckte er sich wie ein großer Tiger, so daß die Hemdnähte knackten. »Aber wir sind jetzt kurz vor dem Ziel, glaub mir. Wir werden das Kind schon schaukeln. Wo sollen wir anfangen?«
»Bei dem Herrn Karatemeister et cetera Carsten Johnsén«, schlug Rune Jansson vor. »Er war also in Lund, als sich der letzte Mord ereignete?«
»Dort!« sagte Carl und zeigte auf die dunkelblaue Mappe.
»Dort findest du alles darüber. Die Namen sämtlicher Personen bei der Säpo, die sich in Lund befanden, vor, nach und während der Veranstaltung in der Universität. Die Namensliste ist länger, als du glaubst, denn dieses Treffen ist mit technischem Personal vorbereitet worden, mit Säpo-Leuten aus Malmö, mit Verbindungsleuten der Polizei in Lund und so weiter. In einem Punkt hast du jedoch recht mit deinen Vermutungen, jedenfalls nach der ein wenig brüsken Frage, die du mir am Telefon gestellt hast. Carsten Johnsén ist mit Ausnahme meiner Person sicher der einzige, der sich zum Zeitpunkt der jeweiligen Morde in Umeå und in Lund in der Nähe aufgehalten hat.«
»Des letzten?« fragte Rune Jansson verblüfft.
»Ja, des jüngsten also«, sagte Carl mit einem verlegenen Lächeln. »Wir wollen hoffen, daß es nicht mehr werden. Aber laß mich fortfahren! Der vermutete Zeitpunkt des Mordes vorgestern in Lund ist 21.13 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt stand ich vor tausend Personen auf einer Bühne und hielt einen Vortrag. Neben mir standen zwei Leibgardisten, ja, so nennen wir die besten Leibwächter. Du hast, wie ich schon sagte, ihre Namen dort in der Mappe. Sie befanden sich im Saal. Wir verließen ihn im Gänsemarsch, ich und vier Leibwächter, und zwar um 22.20 Uhr, also mehr als eine Stunde nach dem vermuteten Zeitpunkt des Mordes.«
»Woher weißt du das?« fragte Rune Jansson.
»Das Säpo-Personal überall im Land, in jeder unserer Stationen, und das sind, wie du sicher verstehst, die Länshauptstädte und noch einige andere, hat strikte Anweisung, sofort unsere Zentrale zu benachrichtigen, sobald ein Einwanderer ermordet wird. Ich erfuhr es gestern morgen und habe sofort den Chef der Reichskripo angewiesen, eiligst sämtliche Informationen einzuholen. Ja, es ist polizeiintern diskreter, wenn es auf diesem Weg abläuft.«
»Aha, verstehe«, sagte Rune Jansson geknickt. Er fühlte sich wie ein Amateurspieler im Schach, der gegen einen Großmeister antritt, der eine Simultanpartie spielt. »Aber woher weißt du das mit dem Zeitpunkt?«
»Dem Obduzenten zufolge ist das Opfer irgendwann zwischen 20.00 Uhr und 01.00 Uhr gestorben, und das sagt doch wohl nicht sehr viel«, antwortete Carl mit einem
Weitere Kostenlose Bücher