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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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fast amüsierten Glitzern in den Augen. »Wie du weißt, kommt es nur in Kriminalromanen vor, daß Obduzenten eine Leiche untersuchen und dann auf die Minute genau sagen können, wann die betreffende Person gestorben ist. Das Opfer hatte jedoch eine Armbanduhr, die um 21.13 Uhr stehengeblieben war, und wir müssen ja doch wohl davon ausgehen, daß die Uhr des Mannes nicht um 9.13 Uhr am Morgen zertrümmert wurde und er sie dann den ganzen Tag so mit sich herumgetragen hat.«
    »Nein, das leuchtet ein«, sagte Rune Jansson. »Und diese schwarze Mappe da, enthält die das, was ich glaube?«
    »Ja, das tut sie«, bestätigte Carl. »Aber das kannst du später lesen. Laß mich etwas über das sagen, was wir hier bei der Säpo getan haben, denn du glaubst vielleicht, wir hätten bisher nur untätig herumgesessen.«
    »Das glaube ich ganz und gar nicht«, entgegnete Rune Jansson säuerlich abwartend. »Genaues weiß ich natürlich nicht, denn bei euch ist ja wohl alles geheim.«
    »Und ob«, gab Carl lachend zurück. »Definitionsmäßig ist alles, was wir tun, geheim, selbst wenn wir nur für den Chef Kuchen in einer bestimmten Bäckerei kaufen, ist das in der Tat sehr geheim. Wir haben versucht, etwas zu tun. Ich bin nämlich von der folgenden einfachen Arbeitsteilung ausgegangen. Du erledigst mit anderen Kriminalbeamten draußen im Land die äußere Fahndung, nicht wahr? Meine Aufgabe ist es dann, dich einmal mit Informationen über die Opfer zu versorgen, zum anderen, nach etwas sehr Entscheidendem zu suchen. Du weißt sicher, was ich damit meine?«
    »Wer bei der Säpo Erkenntnisse über die Informanten hat oder sie sich verschaffen kann«, sagte Rune Jansson leicht irritiert, da er das Gefühl hatte, unterrichtet zu werden.
    »Genau!« sagte Carl wieder erstaunlich fröhlich. »Wir müssen uns also fragen, wer auf diese Weise morden kann. Das dürfte wohl dein Job sein. Aber dann müssen wir auch wissen, wer die Opfer lokalisieren kann? Und das kann nur in dieser Organisation geschehen. Damit haben wir uns befaßt. Ich habe eine besondere Ermittlungsgruppe darauf angesetzt. Es steht eine Entscheidung der Führungsgruppe hinter uns. Wir sind ungefähr zehn Personen in der Organisation, die von dieser Ermittlung wissen. Zunächst hatten wir hundert denkbare Namen, aber da haben wir noch auf sehr breiter Grundlage gesucht. Wie du verstehst, geht es einmal um Personen, die selbst innerhalb des sogenannten Terroristendezernats direkt mit solchen Dingen beschäftigt gewesen sind, zum anderen um Kumpel und ehemalige Kollegen und so weiter. Dagegen haben wir ein anderes Muster gelegt: Zeitpunkt der Anwerbung, sowohl von Informanten und von Personal hier in der Firma. Damit konnten wir die Zahl gleich auf die Hälfte reduzieren und…«
    »Entschuldige, daß ich unterbreche«, sagte Rune Jansson. Er gab sich große Mühe, sich seine Irritation nicht anmerken zu lassen. »Zwei Fragen. Auf wie viele Namen seid ihr jetzt herunter? Ist Carsten Johnsén einer der Namen, die noch übrig sind?«
    »Gegenwärtig stehen wir bei zwanzig Namen. Carsten Johnsén ist einer davon«, erwiderte Carl schnell.
    »Befindet sich noch ein weiteres Mitglied der sogenannten Leibgarde auf der Liste der zwanzig Namen?« fragte Rune Jansson mechanisch.
    »Ja!« erwiderte Carl. »Es gibt noch zwei Namen aus der Gruppe, die du im Auge hast. Einer dieser Namen ist meiner.«
    »Aber du gehörst doch wohl kaum zu deiner eigenen Leibgarde?« fragte Rune Jansson verwirrt.
    »O doch«, sagte Carl mit einem Lächeln. »Das kann man schon so sagen. Ich bin sozusagen der letzte Vorposten in der Abwehrkette. Wie du sicher weißt, haben wir eine gewisse praktische Erfahrung hinter uns.«
    »Ja, das weiß ich natürlich«, gab Rune Jansson peinlich berührt zu. »Diese Geschichte vor Rosenbad. Aber laß mich mal eine Idee probieren. Ich bin davon ausgegangen, daß der von uns gesuchte Mörder sich bei dir in diesem Studentenwohnheim in Umeå befunden haben muß. Was hast du in dieser Nacht selbst für Beobachtungen gemacht?«
    »Willst du dir Notizen machen?« fragte Carl und hob die Augenbrauen. »Du willst mich also verhören? Nun, das dürfte schon gehen. Oder soll ich dir lieber ein Tonbandgerät besorgen?«
    »O nein, Notizen genügen«, entgegnete Rune Jansson und sah sich hilflos um.
    Doch Carl kam ihm zuvor. Er stand schnell und geschmeidig aus dem tiefen Sessel auf. Er schaffte das mit einer Bewegung, die Rune Jansson zunächst nicht glauben wollte,

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