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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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der der beiden anderen, schlechteren Kandidaten. Schon der bloße Gedanke, sich mit solcher Technik zu befassen, hat sie in Abwehrhaltung gebracht.
    Keiner der vier hat zugegeben, in der kritischen Nacht etwas gehört oder beobachtet zu haben. Alle sind gegen elf Uhr in ihre Zimmer gegangen, nachdem sie in der kleinen Küche und im Fernsehzimmer einen letzten Schluck Kaffee getrunken hatten. Bei Einsätzen mit Hamilton ist Alkohol immer streng verboten.
    Anschließend begaben sich alle ›in die Horizontale‹. Alle vier haben sich lustigerweise genau so ausgedrückt. Jeder hatte einen Kopfhörer auf, der mit dem gemeinsamen Sender verbunden war, der die ganze Nacht über eingeschaltet blieb. Sie haben also manchmal gehört, wie jemand sich im Bett umdrehte. Dann muß jemand das Mikrophon am Handgelenk berührt haben, doch in einem solchen Fall ist unmöglich zu entscheiden, von welchem der Kollegen das Geräusch kam.
    Ich fasse zusammen: Es ist schwer vorstellbar, wie eine dieser Personen, die sich in der fraglichen Nacht in dem Studentenheim aufhielten, sich aus dem Staub gemacht haben soll, ohne die Alarmanlage in Gang zu setzen oder sonstwie die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen.«
    Abwartendes Schweigen herrschte im Raum, als Anna Wikström ihren Vortrag beendet hatte.
    »Technisch gesehen hat es also den Anschein, als müßten wir mit mehreren denkbaren Tätern laborieren, und dieser Alarmtechniker muß einer von ihnen sein«, bemerkte Willy Svensén müde. »Bemerkenswert übrigens, daß wir jetzt schon so viele Polizisten haben, die sich darauf verstehen, Leute umzubringen.«
    »Vergangene Woche hat so ein ONI-Scharfschütze eine behinderte alte Dame mit einer vermeintlich ungeladenen Schrotflinte erschossen«, kommentierte Roger Jansson trocken.
    »Guter Treffer, durch den Kopf.«
    »Pfui Teufel«, brummte Willy Svensén.
    »Hatte auch Hamilton Sprechfunkkontakt mit den anderen?« fragte Rune Jansson still, während er über etwas vollkommen anderes nachgrübelte, das mit Wasser zu tun hatte.
    »Natürlich!« erwiderte Anna Wikström fast mit einem Schnauben. »Schließlich war er doch das sogenannte Schutzobjekt. Er mußte doch als erster gewarnt werden, wenn etwas passierte.«
    »Ja, natürlich, verstehe«, sagte Rune Jansson verlegen. »Aber wenn ich euch richtig verstehe, war es nicht möglich, diese Alarmanlage zu überwinden, ohne von diesem Kerl Hilfe zu bekommen, wie hieß er noch, na, von diesem Burschen, der nicht wie ein Polizist aussieht?«
    »Ja, diese Schlußfolgerung liegt jedenfalls nahe«, gab Roger Jansson zu.
    »Wir wollen zusammenfassen, was wir wissen«, sagte Willy Svensén mit leicht erhobener Stimme. Vielleicht wollte er die resignative Stimmung hinwegfegen, die sich im Zimmer bemerkbar zu machen begann. »Nichts hat bisher Runes einfache Feststellung erschüttert, daß wir es in Umeå mit zwei höchst bemerkenswert durchgeführten Morden zu tun haben, zweihundert Meter von einer Stelle entfernt, an der sich in diesem Augenblick mehrere Personen aufhalten, die die einzigen in Nordschweden sind, die auf diese Weise morden können. Nicht wahr? An dieser Schlußfolgerung hat sich doch nichts geändert. Sie scheint mir nur noch stärker geworden zu sein, da wir jetzt wissen , was wir zunächst nur geglaubt haben: daß diese Burschen tatsächlich Pyjamaringer sind, Scharfschützen, grüne Baskenmützen und alles, was ihr sonst noch wollt.«
    »Rote Baskenmützen«, bemerkte Roger Jansson mit einem Seufzen. »Die Fallschirmjäger haben rote Baskenmützen.«
    »Was soll’s, Baskenmütze ist Baskenmütze…«, sagte Willy Svensén, der sich in seinem Denken sichtlich gestört fühlte.
    »Was für Typen tragen übrigens grüne Baskenmützen?«
    »Die Küstenjäger, Hamilton und seine Kumpels bei der Spionage«, sagte Roger Jansson. Er machte plötzlich ein Gesicht, als wollte er noch etwas sagen, behielt es dann aber für sich.
    »Bleibt also folgendes«, sagte Rune Jansson. »Wir müssen Hamilton verhören. Außerdem müssen wir diesen Alarmtechniker stärker unter Druck setzen, ohne dessen Mitwirkung niemand das Wohnheim hätte verlassen können. Und wir müssen jetzt herausfinden, ob einer unserer Kandidaten sich vorgestern in Lund aufgehalten hat.«
    »Aber ja doch«, sagte Willy Svensén ironisch und zeigte. »Da steht das Telefon.«
    Rune Jansson wand sich. Er mochte es nicht, wenn er vor Publikum sensible Telefongespräche führen mußte. Andererseits hatte er nur zwei einfache,

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