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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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dichtzuhalten und nichts durchsickern zu lassen?« fühlte Rune Jansson vor.
    »Das schafft ihr nicht. Was einer weiß, weiß niemand. Was zwei wissen, wissen zwei, und was drei wissen, weiß die ganze Welt. Das ist unabweisbar.«
    »Selbst wenn du mit deiner pessimistischen Vermutung am Ende recht behieltest, daß früher oder später alles durchsickern würde, bleibt immerhin die Tatsache bestehen, daß wir unter den gegenwärtigen Voraussetzungen nicht effektiv arbeiten können«, beharrte Rune Jansson. »Unter anderem kann es weitere Menschen das Leben kosten. Und früher oder später klären wir die Sache schließlich auf, oder etwa nicht?«
    »Da hast du natürlich recht«, gab Carl langsam zu. Er schwieg eine Weile, bevor er fortfuhr. »Na schön«, sagte er.
    »Teile deinen Kollegen mit, daß der gemeinsame Nenner der Opfer die Tatsache ist, daß sie Säpo-Informanten waren, beziehungsweise Agenten, wenn man sie mit einer respektableren Bezeichnung belegen soll. Daß ferner das Wissen darüber, wer die Agenten der Säpo sind, in erster Linie bei der Säpo zu finden ist und in zweiter Linie bei einer fremden Macht. Du kannst deinen Kollegen sagen, daß wir hier in der Firma an diesem Teil arbeiten.«
    »Schön!« seufzte Rune Jansson erleichtert. »Welche fremde Macht übrigens?«
    »Du hast die Akte über Mahmoud Saadani noch nicht richtig studiert«, sagte Carl mit der Andeutung eines aufreizenden Lächelns. »Da gibt es eine denkbare Koppelung, wie du sehen wirst. Saadani hat mit uns und den Israelis ein Doppelspiel getrieben. Einer der letzten Geniestreiche dieses dummen Scheißkerls bestand darin, daß er die Israelis zu erpressen versuchte. Er drohte damit zu erzählen, wie er mit ihrer und unserer Hilfe Drogen geschmuggelt habe, wenn man ihn nicht weiter mit Drogenlieferungen versehe. Der israelische Nachrichtendienst kann ziemlich rachsüchtig sein. Ich würde niemandem empfehlen, bei ihnen einen Erpressungsversuch zu wagen, besonders dann nicht, wenn dieser Jemand Araber ist und im Fall eines Flops nicht sehr viel kosten würde.«
    »Verzeihung, den letzten Satz verstehe ich nicht«, sagte Rune Jansson verwirrt.
    »In solchen Zusammenhängen macht man eine einfache politische Kostenrechnung auf«, erwiderte Carl desinteressiert.
    »Wenn du eine Person beseitigen willst, mußt du zum einen abschätzen, was es an sich wert wäre. Ein Erpresser, der damit droht, peinliche Informationen zu verbreiten, ist natürlich ein lohnendes Ziel. Es lohnt sich, ihn zu beseitigen. Andererseits mußt du auch mit der Möglichkeit eines Flops rechnen, das heißt, wenn man erwischt wird wie die Israelis in Lillehammer. Dann macht es politisch aber einen gewaltigen Unterschied, ob man nun einen Kommissar Jansson bei der Reichskripo ermordet hat oder einen obskuren arabischen Drogenschmuggler.«
    »Der israelische Nachrichtendienst kann also diesen Saadani in Södertälje ermordet haben. Können die Burschen fliegen?«
    fragte Rune Jansson ironisch.
    »Du hast es jedenfalls in deiner Akte«, seufzte Carl. »Aber nur ganz kurz. Wenn ein Staat sich vornähme, Saadani an dem Ort und zu der Zeit zu ermorden, wie es geschehen ist, würde es keine großen Probleme bereiten. Das Ziel lag ja in der Nähe von Wasser.«
    »Wasser?« fragte Rune Jansson. »Auf dem Wasser trieben doch Eisbrei und Eisschollen.«
    »Ja, Wasser«, wiederholte Carl leicht irritiert und sah demonstrativ auf die Armbanduhr. »Setz dich lieber mit den Akten hin und lies, dann sparen wir Zeit. Denn im Augenblick scheinen wir ziemlich durch zu sein, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Rune Jansson. Er stand auf, doch dann fiel ihm noch etwas ein. Er zögerte jedoch, bevor er sich zusammennahm und damit herausrückte. »Da ist aber noch etwas, wenn du entschuldigst. Diese Genehmigung, meine frühere Verpflichtung zum Schweigen in bestimmten Teilen zu brechen, kann ich das schriftlich haben?«
    »Aber ja«, sagte Carl erstaunt. »Ich hoffe aber, daß du nicht glaubst, ich könnte dich in einer solchen Sache im Stich lassen?«
    »O nein«, sagte Rune Jansson leise und blickte zu Boden.
    »Wenn es aber in die eine Richtung nur schriftlich geht, dann bitte schön auch in die andere nur so.«
    Carl antwortete nicht. Er erhob sich überraschend schnell mit der gleichen unbewußten Geschmeidigkeit und Kraft wie zuvor und ging zu seinem PC. Rune Jansson betrachtete ihn verblüfft, als der Mann schrieb. Es schien unerhört schnell zu gehen. Dann wurde ein Dokument

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