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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gemacht«, sagte Rune Jansson erschüttert.
    »Natürlich«, bestätigte Carl trocken. »Aber versuch mal, das zu beweisen. Denk doch nur an diesen Abhörprozeß, als fast alle freigesprochen wurden. Einen solchen Prozeß mit verschiedenen hohen Tieren der Säpo, ob nun ehemaligen oder jetzigen, solltest du dir gar nicht erst vorzustellen versuchen. Kein Staatsanwalt wäre so dumm, in einem solchen Fall Anklage zu erheben.«
    »Wer hat Herrn Mahmoud mit Drogen versorgt, und was für Drogen waren es?« fragte Rune Jansson matt.
    »Hasch. Der Lieferant war Israel. Die Israelis beschlagnahmen im südlichen Libanon Unmengen von diesem Zeug.«
    Rune Jansson blieb die Sprache weg. Er hatte das Gefühl, im Gehirn einen Kurzschluß erlitten zu haben.
    »Das Bedauerliche ist aber nicht, daß der israelische Nachrichtendienst Drogen schmuggelt«, sagte Carl sanft, als er sah, daß Rune Jansson die Fassung verloren hatte. »Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Die machen das schon seit vielen Jahren so. Ich bin darüber nicht einmal besonders empört. Das Bedauerliche ist, daß wir es mit einem Doppelagenten zu tun haben, der sowohl für uns als auch für die Israelis gearbeitet hat. Einfach ausgedrückt ließe sich sagen, daß er bei den Israelis öfter die Wahrheit gesagt hat als bei uns, aber das findest du alles in dem Ermittlungsmaterial.«
    »Dann gibt es viele Leute, die ihn ermorden wollten«, sagte Rune Jansson langsam, während er überlegte. »Er hat vielleicht nichts mit all dem anderen zu tun. Israel verfügt doch über solche Schock-Blend-Granaten?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Carl und ging hinaus, um den Kaffee zu holen. »Aber wir haben die Dinger auch, die hat jeder Staat!« rief er aus der Pantry.
    »Es ist wirklich verteufelt«, seufzte Rune Jansson, als Carl mit der Kaffeekanne zurückkam. »Dann hätten viele ein Motiv haben können, diesen Scheißkerl zu ermorden.«
    »Aber sicher«, sagte Carl ungeduldig, während er ihnen beiden Kaffee eingoß und Rune Jansson mit der Hand ein Zeichen gab. Dieser nahm zögernd ein Stück Zucker und goß etwas Milch in seinen Kaffee. »Aber wenn du entschuldigst, können wir ein andermal über all das reden, wann immer du willst. Ruf mich doch einfach an. Ich habe einige Besprechungen vor mir. Wie lautete die zweite Frage? Außerdem kannst du dir das Material ja durchlesen, bevor wir weitermachen. Ich hoffe, daß sich alles von Interesse in den Mappen befindet. So: Nächste Frage!«
    »Die Geheimhaltung«, sagte Rune Jansson unsicher. »Also, es ist so. Wir, das heißt die schwedische Polizei, unter anderem du und ich und viele Kollegen überall im Land, sind auf der Jagd nach einem Serienmörder, der sich auf Informanten der Säpo spezialisiert hat.«
    »Korrekt«, bestätigte Carl abwartend. »Und?«
    »Es ist ein unmöglicher Zustand, daß ich den Kollegen so vieles vorenthalten muß«, sagte Rune Jansson unsicher. Er versuchte, etwas Kraft zu mobilisieren, indem er sich plötzlich ein Hörnchen schnappte und herzhaft hineinbiß.
    »Ja?« sagte Carl und führte seinen schwarzen Kaffee vorsichtig an den Mund. »Ich höre.«
    »So wie die Dinge jetzt liegen…«, sagte Rune Jansson verlegen mit dem Mund voller Hörnchenteig, »wird die gesamte Polizeiarbeit dadurch sabotiert, daß ich einer Menge Kollegen nicht mitteilen kann, was für die Ermittlungen am wichtigsten ist.«
    »Die wirkliche Verbindung zwischen den Opfern und die Tatsache, daß die Erkenntnisse über sie folglich von der Säpo kommen müssen«, bemerkte Carl trocken.
    »Ja, so ist es«, gab Rune Jansson zu. »So wie es jetzt aussieht, verschwenden wir viel Zeit und Mühe darauf, nur im dunkeln zu tappen. Überall im Land sitzen Kollegen und zermartern sich das Hirn, und…«
    »Ja, ich verstehe!« unterbrach ihn Carl. »Wir haben hier eine sogenannte Interessenkollision. Damit du und deine Kollegen auf breiter Front möglichst effektiv arbeiten könnt, ist vollständiges Wissen erforderlich, das ist selbstverständlich. Das ist die eine Seite der Sache. Die andere Seite sieht aber so aus: Wenn du die wesentlichen Erkenntnisse an die Polizeidistrikte in Lund, Linköping, Västerås, Södertälje und Umeå weitergibst, sickern sie schnell zu den Medien durch. Dann macht man uns beiden die Hölle heiß, und in jedem Fernsehprogramm wird die Säpo-Spur breitgetreten. Es ist schließlich eine Tatsache, daß dann auch unsere Arbeit erheblich erschwert würde.«
    »Aber wenn es nun gelingt,

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