Über jeden Verdacht erhaben
ausgedruckt. Carl nahm einen Füllhalter, unterschrieb, kam zurück und überreichte Rune Jansson das Dokument. Dieser stand schon in der Nähe der Tür.
»So, bitte!« sagte Carl. »Dann wünsche ich dir eine angenehme Lektüre und loyale Kollegen, die uns jetzt nicht sofort in den Spalten der Revolverblätter ersäufen.«
»Es wird schon nichts passieren«, sagte Rune Jansson, reichte Carl zum Abschied die Hand und ging hinaus.
Als er wieder in seinem Zimmer saß, erkannte er, daß er jetzt eine Menge zu grübeln und eine Menge zu lesen hatte. Es gab allerdings auch viel zu tun. Erstens mußte er den Kollegen überall im Land per Fax die neuen Erkenntnisse mitteilen.
Erik Ponti bekam fast einen Wutausbruch, als zwei Kriminalreporter eifrig dafür eintraten, man solle auch im Echo des Tages die »Säpo-Spur« verfolgen. Die Frage wurde bei der allgemeinen Konferenz um 14.30 Uhr zur Sprache gebracht, die seit Amtsantritt der neuen Leitung eine zunehmend größere Bedeutung erhalten hatte. Die neue Chefin, Lisa Söderberg, hatte ein für allemal erklärt, daß sie mehr an weniger und kreativere Besprechungen glaube als an die Führung durch ein Politbüro, wie sie das alte System im Scherz nannte.
Sie selbst nahm an gerade dieser Konferenz nicht teil, die vom Leiter des Inlandsressorts, Thomas Hempel, und Erik Ponti geleitet wurde.
Am gestrigen Abend war die Säpo-Spur geboren worden. Wie nicht anders zu erwarten, in den »Leicht-Nachrichten« des Vierten Programms, in denen zwei Kriminalreporter einander interviewt hatten. Sie hatten ihre Vermutungen zum besten gegeben, aber auch auf »hochgestellte Quellen bei der Polizei« und »bei der Säpo« verwiesen. Also alles wie gehabt.
Die Säpo-Spur umfaßte in ihrer massenmedialen Form zwei Grundbehauptungen. Erstens, daß die im Lauf der letzten Monate auf aufsehenerregende Weise ermordeten Ausländer sämtlich angestellte Informanten der Säpo gewesen seien. Zweitens, daß »Säpo-Agenten«, womit vermutlich Polizeibeamte der Säpo gemeint waren, der Serienmorde verdächtig seien, daß diese einander aber gegenseitig Alibis gäben und einander überdies gegenseitig verhörten. Die Polizei ermittle also wie üblich gegen sich selbst.
Expressen hatte sich im Lauf des Tages der Säpo-Spur angeschlossen, während Aftonbladet noch bei der These der vergangenen Woche blieb, der »Mafia-Spur«.
Die Mafia-Spur hatte noch weniger tatsächliche Substanz als die neue Säpo-Spur und war vermutlich eher aus psychologischen Gründen entstanden als aufgrund von tatsächlichen Tips und Informationen.
Doch nachdem das Stockholmer Gewaltdezernat bekanntgegeben hatte, man habe den Mord an Frau Teresia Hamilton sowie ihrem und des Säpo-Chefs minderjährigem Sohn aufgeklärt, hatte das natürlich überall zu großen Schlagzeilen geführt. Insofern war es eine schlichte Nachricht und nichts anderes. Daß die Mafia es dann für richtig gehalten hatte, in Marbella ihren eigenen schwedischen Mörder zu ermorden, war auch leicht zu verstehen, während die Lebensgefährtin des Mörders von einer Fernseh-Talk-Show zur nächsten gereicht wurde, um sachlich, gründlich und in ausführlicher Länge nachzuweisen, daß sie einzigartig dämlich war und nicht begriff, daß man sie der Mittäterschaft an einem Verbrechen nicht beschuldigen konnte.
Mit der neuen Aktualität jedoch, welche die Mafia jetzt erhalten hatte, begannen zwei der allbekannten Privatsender in der Polizeispur-Kompagnie, sich auszudenken, wie auch das einen Zusammenhang mit der Mafia hatte. Die Mafia wollte Hamilton und Schweden nicht nur dadurch erniedrigen, daß sie Hamiltons Angehörige ermorde, die Burschen seien noch raffinierter. Um die Demütigung noch weiter zu treiben, habe man damit begonnen, die Agenten der Säpo zu ermorden, um zu zeigen, daß er weder seine Familie schützen noch seinen Job ausfüllen könne. Diese Theorie erkläre, weshalb die ersten Morde der Serie sich an einem Ort ereignet hätten, an dem Hamilton selbst anwesend gewesen sei.
Einem der Privatfahnder war es nämlich gelungen zu beweisen, daß Hamilton zum Zeitpunkt der Morde in Umeå übernachtet hatte. Ferner wies er nach, daß die Polizei den Versuch gemacht hatte, ihm diese Tatsache zu verbergen, als er der Sache nachgehen wollte. Und daß die Polizei mit der Wahrheit hinter dem Berg hielt, beweise, daß die Mafia hinter den Morden in Umeå stehe.
Der Privatfahnder, der gerade hinter dieser Variante steckte, hatte natürlich leichtes
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